Groß wie Tyrannosaurus rex: Bayerische Forscher entdecken neuen Dinosaurier - an ungewöhnlichem Ort

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Münchner Paläontologen entdecken unbekannte Dinosaurier-Art
Lebendrekonstruktion von Tameryraptor markgrafi (Künstler: Joshua Knüppe, in 2025 Kellermann et al.)
Münchner Paläontologen entdecken unbekannte Dinosaurier-Art
Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und Geologie
Münchner Paläontologen entdecken unbekannte Dinosaurier-Art
Skelettreste des Tameryraptor markgrafi in Ausstellung in der Alten Akademie. Aufge-nommen an einem unbestimmten Zeitpunkt vor Zerstörung des Materials im April 1944, Uni-versitätsarchiv Tübingen ...
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Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und Geologie
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Skelettreste des Tameryraptor markgrafi in Ausstellung in der Alten Akademie. Aufge-nommen an einem unbestimmten Zeitpunkt vor Zerstörung des Materials im April 1944, Uni-versitätsarchiv Tübingen, ...
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Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und Geologie
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Stromers original Zeichnungen der Skelettreste des Tameryraptor markgrafi (aus Stro-mer E. Ein Skelett-Rest von Carcharodontosaurus nov. gen ...
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Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und Geologie
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Foto des Schädelfragments von Tameryraptor markgrafi aus dem SNSB-BSPG Archiv, (Foto: SNSB-BSPG, in 2025 Kellermann et al.)
Münchner Paläontologen entdecken unbekannte Dinosaurier-Art
Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und Geologie

Er war etwa 10 Meter groß, hatte messerscharfe Zähne und gehört zu den größten Landraubtieren der Erdgeschichte: Münchner Forscher haben einen neuen Dinosaurier entdeckt und "Tameryraptor markgrafi" getauft. Dabei überrascht nicht nur die neue Art, sondern auch der Fundort.

Immer wieder tauchen bei Grabungen Fossilien auf, immer wieder sind auch neue Arten dabei. Sei es in einem Steinbruch im Steigerwald, sei es auf Sandsteinplatten im Kreis Miltenberg. Auch wenn Paläntologen also immer damit rechnen müssen, auf Spuren unbekannter Saurierarten und anderer Tiere zu stoßen, ist der Fundort von "Tameryraptor markgrafi", wie die neue Art nun heißt, durchaus ungeöhnlich.

Der Entdecker - Masterstudent Maximilian Kellermann von der LMU in München - fand die neue Art nämlich nicht einem Steinbruch, bei Bauarbeiten oder historischen Grabungen, sondern im Archiv der Staatlichen naturwissenschaftlichen Sammlung Bayerns (SNSB). Dabei existieren die Knochen des rund 95 Millionen Jahre alten Raubsaurieres nicht einmal mehr.

So groß wie Tyrannosaurus rex: Neue Raubsaurierart entdeckt

Denn der originale Fossilfund aus Ägypten wurde vor 80 Jahren bei einem Luftangriff im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstört, wie die SNSB mitteilt. Für ihre Arbeit werteten die Forschenden demnach bisher unbekannte Archivfotos des noch unzerstörten Dinosaurierskeletts aus der Zeit vor 1944 aus. Ihre Ergebnisse veröffentlichte das Forscherteam in der Fachzeitschrift PLoS ONE.

Die bewegte Geschichte des Fossils liegt weit in der Vergangenheit: Der Fund des Originalskeletts des großen Raubsauriers geht auf den Münchner Paläontologen Ernst Stromer von Reichenbach (1871-1952) zurück. Das Fossil wurde 1914 während einer Grabungsexpedition in der ägyptischen Bahariya-Oase ausgegraben und gelangte etwas später zu Stromer nach München. Dort wurde es zusammen mit anderen ägyptischen Dinosaurierfossilien in der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie aufbewahrt, welche sich zu dem Zeitpunkt in der Alten Akademie in der Münchner Innenstadt befand.

Stromer ordnete das Fossil damals der Gattung Carcharodontosaurus, Haizahn-Echse, zu. Mit rund zehn Metern Länge einer der größten bekannten landlebenden Fleischfresser der Erdgeschichte – vergleichbar in seiner Größe mit dem etwas jüngeren Tyrannosaurus rex aus Nordamerika.

Originalskelett geht bei Bombenangriff auf München verloren

Am 21. Juli 1944 wurde das Gebäude der Alten Akademie bei einem alliierten Luftangriff auf München von einer Bombe getroffen und brannte vollständig aus. Ein Großteil der damaligen Sammlung, darunter auch sämtliche ägyptische Dinosaurierfossilien, fielen dem Bombardement zum Opfer. Danach war es lange Zeit still um den Riesenraubsaurier aus Ägypten und die Funde gerieten in Vergessenheit. Einzige Überbleibsel der kreidezeitlichen Dinosaurier Ägyptens sind Stromers Notizen, Illustrationen der Knochen und einige wenige Fotos des Originalmaterials.

Im Rahmen neuer Recherchen stieß der Paläontologe Maximilian Kellermann nun auf neue, bisher unbekannte Fotos des Raubsauriers. Die Bilder zeigen das Originalskelett aus Ägypten – bestehend aus Teilen des Schädels, der Wirbelsäule und der Hinterbeine – vor seiner Zerstörung in der Ausstellung der Alten Akademie. Zusammen mit dem Dinosaurierspezialisten Prof. Oliver Rauhut von der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie und der Raubsaurierforscherin Dr. Elena Cuesta wertete Kellermann das neue Bildmaterial aus.

„Was wir auf den historischen Bildern sahen, hat uns alle überrascht. Das dort abgebildete ägyptische Raubsaurier-Skelett unterscheidet sich deutlich von neueren Carcharodontosaurus-Funden aus Marokko. Stromers ursprüngliche Zuordnung war somit inkorrekt. Wir identifizierten hier eine ganz andere, bisher unbekannte Raubsaurierart und gaben ihr den Namen Tameryraptor markgrafi“, sagt Maximilian Kellermann, Erstautor der Studie.

Etwa 10 Meter groß: Neue Saurier-Art im Archiv entdeckt

Tameryraptor war etwa zehn Meter lang, besaß symmetrische Zähne und ein markantes Nasenhorn. Der Name bezieht sich auf die altägyptische Bezeichnung für Ägypten „Tamery“, das gelobte Land, und ehrt Stromers Fossiliensammler Richard Markgraf, der diesen Dinosaurierrest ausgegraben hatte. Der Saurier war wohl nahe verwandt mit anderen nordafrikanischen und südamerikanischen Carcharodontosauriern, sowie mit einer Raubsauriergruppe aus Asien, den Metriacanthosauriern, fanden die Forschenden.

„Vermutlich war die Dinosaurierfauna Nordafrikas deutlich vielfältiger, als wir das bislang angenommen haben. Diese Arbeit zeigt, dass es sich für Paläotologen auch lohnen kann, nicht nur in der Erde, sondern auch in alten Archiven zu graben“, sagt Oliver Rauhut. „Für eine umfassendere Beurteilung der kreidezeitlichen Raubsaurierfauna aus der Bahariya Oase, wäre allerdings die Bergung weiterer Fossilien der Fundstelle notwendig.“