- Gedeckte Tische und gemachte Betten in ganz Bayern: Was hat es damit auf sich?
- DEHOGA Bayern stellt Forderungen an Politiker
- Gleichberechtigung des Gastgewerbes mit anderen Betrieben wird gefordert
Wer als Unbeteiligter am Montag (01.03.2021) durch die Fußgängerzone so manch bayerischer Stadt läuft, der wird sich vermutlich etwas wundern. Denn, vielerorts stehen gedeckte Tische und gemachte Betten vor den geschlossenen Gastronomien und Hotels. Ein kleines Plakat gibt einen Hinweis auf den Hintergrund der Aktion. Dort heißt es: "Öffnungsperspektive mit Sicherheit und Lebensfreude".
Stiller Protest soll für Aufmerksamkeit sorgen
Die Kampagne des Gastgewerbes geht vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband Bayern (DEHOGA Bayern) aus. Es handelt sich dabei um einen stillen Protest in mehreren bayerischen Städten, unter anderem Kulmbach, Weißenstadt, Bad Rodach, Coburg, Lichtenfels, Aschaffenburg, Ingolstadt, Traunstein und Miltenberg. Laut der deutschen Presseagentur (DPA) beteiligen sich insgesamt Wirte und Hoteliers an mehr als 1000 verschiedenen Orten.
Insbesondere die Handhabung der Gastronomie und deren geringe Beachtung bei der Öffnungsstrategie der Regierung trifft bei dem DEHOGA auf Kritik. Dabei geht es ihnen explizit nicht um eine Öffnung über Nacht oder eine Öffnung auf Kosten der Gesundheit. Nach mehreren Monaten der Schließung fordert der Verband eine Perspektive für das Gastgewerbe.
Bei der Zielgruppe der Aktion handelt es sich dementsprechend hauptsächlich um entscheidende Politiker. In Anbetracht der bevorstehenden Besprechung von Bund und Ländern am Mittwoch (03.03.2021) werden alle Betreiber von Gastgewerbe dazu ermutigt, einen gedeckten Tisch und/oder ein gemachtes Bett, sowie ein Plakat aufzustellen. Die Kampagne soll tagsüber von 10:00 - 14:00 unter Einhaltung der Corona-Schutzregelungen stattfinden. Mittels eines Fotos und einer zusätzlichen Social Media Aktion unter den Hashtags "#dehogabayern", "#vergissmeinnicht", und "#gedecktertisch" soll zusätzliche Aufmerksamkeit für das Projekt geweckt werden.
"Gastgewerbe darf nicht länger Sonderopferrolle aufgebürdet bekommen"
Der Erfolg bleibt bislang nicht aus: Wirtschaftsminister Aiwanger (FW) traf sich am Montagvormittag mit der Präsidentin der DEHOGA Bayern, Angela Inselkammer. Die Forderungen der Branche beziehen sich vor allem auf eine Gleichberechtigung in Angesicht der Öffnung von Baumärkten, Friseuren und weiteren Geschäften. In der offiziellen Presseerklärung der DEHOGA Bayern spricht Frau Inselkammer von einer "Sonderopferrolle" des Gastgewerbes. Trotz entwickelter, bestehender und funktionierender Hygienekonzepte sind die Betriebe seit dem März 2020 knapp sechs Monate geschlossen gewesen.
Im kürzlich veröffentlichten "Control-Covid"-Plan des RKI werden Hotels und Treffen im Freien allgemein als geringe Gefahren für das Infektionsgeschehen eingestuft. Der Gastronomie wird hingegen in derselben Übersicht ein moderates Infektionsrisiko zugeschrieben. "Der „Teil-Lockdown“ ab November 2020 war daher keine Folge eines hohen Infektionsgeschehens im Gastgewerbe, sondern eine politische Entscheidung", wird Inselkammer in der Presseerklärung zitiert, "Gastronomie, Hotellerie, Kultur und Sport wurden geschlossen, um Kontaktzahlen zu senken und anderen Branchen Öffnungen zu ermöglichen."
Darüber hinaus argumentiert die Präsidentin der DEHOGA Bayern, dass das Gastgewerbe weitreichendere Konzepte als der teilweise geöffnete Handel entwickelt habe. Beispielsweise könne der Abstand besser gewährleistet werden und eine Gästeregistrierung würde eine Nachverfolgung vereinfachen. Außerdem würde das Gastgewerbe "geschützte Bereiche mit hohen Hygienestandards" bereitstellen. Sollten diese nicht zur Verfügung stehen, so würden die Menschen auf ungeschützte Bereiche ausweichen. Ihr Appell gilt zuletzt dem Ministerpräsidenten Markus Söder: "Ja, es ist schwieriger, aber es ist machbar. Dies haben auch Experten so bestätigt."
Aiwanger stellt mögliche Öffnungen in Aussicht
Der DPA zufolge räumte Aiwanger im Gespräch mit Inselkammer ein, dass die Schließungen in dieser Form nicht weitergehen dürfen. Er bezeichnete das Gastgewerbe als "eine wichtige Leitökonomie Bayerns" und betonte, dass "eine geordnete Öffnungsstrategie beginnend mit der Außengastronomie" eingeleitet werden sollte.