"Einfach nur traurig": Beliebter Biergarten muss schließen - weil ein Nachbar sich beschwerte

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"Einfach nur traurig" - Geliebter Augsburger Traditionsbiergarten muss nach Klage eines Nachbarn schließen
Antons - Gasthaus und Kastaniengarten
"Einfach nur traurig" - Geliebter Augsburger Traditionsbiergarten muss nach Klage eines Nachbarn schließen
Antons - Gasthaus und Kastanienagarten
Frontansicht des "Antons".
"Einfach nur traurig" - Geliebter Augsburger Traditionsbiergarten muss nach Klage eines Nachbarn schließen
Antons - Gasthaus und Kastanienagarten

Ein beliebter Biergarten muss schließen, weil ein einzelner Nachbar sich beschwerte und vor Gericht die Klage gewann. Betreiber und Fans von "Antons Kastaniengarten" sind erschüttert. Inzwischen wurde sogar eine Petition gestartet, die dem Inhaber-Ehepaar Hoffnung schenkt.

"Unsere Gerichte schmecken nach Heimat: bayerisch, bodenständig, natürlich und gut", so wirbt das "Antons - Gasthaus und Kastaniengarten", ein Lokal mit Biergarten im Augsburger Antonsviertel, für seine Speisen. Unter dem Vorbesitzer wurde das Restaurant noch als "Mohrenkönig" geführt, doch dieser Name wurde als klare Botschaft gegen Rassismus geändert. Inzwischen haben die Wirtsleute Michaela und Michael Häuser die Leitung inne. Ursprünglich hatten sie den Plan, nach zwei schweren Corona-Saisons dieses Jahr mit ihrem Biergarten richtig durchzustarten. Doch den mussten sie jetzt schließen, weil ein einziger Nachbar eine Klage erwirkt hat. Doch der Reihe nach.

"Antons Kastaniengarten ist eine wunderschöne Begegnungsstätte für Alt und Jung, für Kuchenesser und Biertrinker, für Familien und Einzelgänger", schreibt ein Fan des Biergartens, der die Petition "Rettet Antons Kastaniengarten" (3.205 Unterschriften, Stand 9. Mai 2022, 15:10) gestartet hat. "Dieser Biergarten bereichert unser Viertel, bringt Leben und schenkt uns eine wunderschöne Begegnungsstätte unter Kastanienbäumen", begründet die "Antons"-Liebhaberin ihr Vorhaben - und sie hat schon jetzt viele Unterstützer. Auf Facebook macht die Wirtin des "Antons" auf die Petition aufmerksam. 

Unverständnis bei den Betroffenen: Wie kann ein einzelner Mensch einen ganzen Biergarten schließen?

Die Schließung trifft auf schieres Unverständnis und die Unterschreibenden der Petition sind sich einig: Wie kann es sein, dass ein einziger Nachbar "die Gemeinschaft vieler verhindert"? Und das, obwohl der Biergarten schon seit über 100 Jahren existiert und geöffnet hatte. "Einfach nur traurig", kommentierte jemand unter die Petition und bringt damit die Gefühle der Pächter und der vielen Unterstützer auf den Punkt.

Die Beschwerde des Klägers trifft vor allem deswegen auf Unverständnis, da die Rücksichtnahme der Wirtsleute ihren Nachbarn im Augsburger Antonsviertel gegenüber, sogar auf der Homepage des Lokals vermerkt ist. "AUF GUTE NACHBARSCHAFT. Weil das Antons mitten im Viertel ist und um uns die Menschen nicht nur leben und lachen, sondern auch schlafen, ist im Kastaniengarten um 21.45 Uhr Schluss. Und zwar immer und ohne Wenn und Aber: bei Vollmond ebenso wie in lauen Sommernächten. Denn: Nur ausgeschlafene Nachbarn sind glückliche Nachbarn. Natürlich dürfen unsere Gäste auch nach 21.45 Uhr zusammensitzen und weiterfeiern – drinnen in unserer gemütlichen Gaststube", steht dort geschrieben.

Laut eines Interviews, das die Betreiberin des Gasthauses, Michaela Häuser, der Augsburger Allgemeine gegeben hat, beziehe sich die Klage gegen das "Antons" nicht einmal auf den Bewirtungszeitraum des Ehepaars, sondern auf den des Vorpächters. Das Gasthaus ist zwar schon seit über 100 Jahren da und wird schon immer außen wie innen bewirtet, allerdings gibt es bis heute keine Baugenehmigung für den Biergarten und aus diesem Grund hatte der Nachbar mit seiner Schließungsklage auch Erfolg.

Baugenehmigung regelt Sitzplätze und Öffnungszeiten - wilde Nächte könnten sich nicht wiederholen

Auch wenn sich seine Beschwerde nicht auf die Häusers bezieht, so soll durch die Schließung des Biergartens auch künftigen Pächtern kein Raum zu exzessivem Biergartenbetrieb geboten werden. Allerdings seien laut der Betreiberin die Anzahl der Sitzplätze, sowie die Uhrzeit, bis zu der bewirtet werden dürfe, in einer Baugenehmigung verankert. Dementsprechend könnte sie alle Probleme lösen. Die Erteilung einer Baugenehmigung war bis 2020 nicht erfolgt. Die Brauerei Riegele (der Verpächter des Gasthauses) beantragte sie nach dem Insolvenzverfahren des Vorpächters bei der Stadt und sie wurde schließlich auch bewilligt. Die Wirtsleute Häuser pachteten das "Antons" also inklusive einer Baugenehmigung für ihren "Kastaniengarten".  Besagte Baugenehmigung von 2020 habe einen Bereich des Biergartens so abgetrennt, dass anstelle der 120 Sitzplätze wie beim Vorpächter nur noch für 66 Menschen Platz sei. Dementsprechend können sich die vorhergehenden Zustände gar nicht wiederholen.

Nach der erfolgreichen Klage des Nachbarn zog die Brauerei Riegele ihren Bauantrag wieder zurück und somit sind auch die Richtlinien für Sitzplatzkapazität und Öffnungszeiten nicht mehr verankert. Folglich wurde eine eventuelle Lösung des Problems durch die Verpächter verhindert - aber hoffentlich nicht für immer.