Ein wildlebender Braunbär hat in Trentino einen 26-Jährigen angefallen und getötet. Wie die italiensichen Behörden mitteilten, soll der Bär nun ausfindig gemacht und erschossen werden. Solche tödlichen Zwischenfälle sind äußerst selten. Doch solle man einem Bären begegnen, gibt es Verhaltensregeln, die einen Angriff verhindern können.
In der norditalienischen Provinz Trentino hat sich nach dem Fund der Leiche eines Joggers der Verdacht auf eine Bärenattacke bestätigt. Der 26-jährige Trentiner wurde von einem wildlebenden Bären angegriffen und getötet, wie die Provinz Trentino am Freitagabend mitteilte. Das gehe aus einer von den Behörden angeordneten Autopsie hervor. Der junge Mann war am frühen Donnerstagmorgen in der Gemeinde Caldes im bei Wanderern und Touristen beliebten Tal Val di Sole nahe einem Forstweg gefunden worden. Er war am Mittwoch vom Joggen in den Wäldern nicht zurückgekehrt, woraufhin seine Familie Alarm schlug.
Tiefe Kratzer auf dem Körper und im Gesicht, Bisswunden sowie eine tiefe Wunde am Bauch legten bereits zuvor den Verdacht nahe, dass es sich um die Attacke eines Bären handeln könnte. An der Leiche des jungen Mannes wurden entsprechende DNA-Rückstände entdeckt, wie es hieß. Der Bär soll nun identifiziert und anschließend getötet werden, sagte der Regionalpräsident von Trentino-Südtirol, Mario Fugatti, bei einer Sitzung des Ausschusses für öffentliche Ordnung und Sicherheit am Freitag.
Wie wahrscheinlich ist es, auf einen Bären zu treffen?
Im Rahmen des EU-Projekts "Life Ursus" waren 1999 ein Dutzend Bären aus Slowenien in die Region gebracht und ausgesetzt worden, in der damals das Aussterben der Bärenpopulation befürchtet wurde. Ursprünglich hatte man eine Population von 50 Tieren geplant. Fugatti zufolge muss nun gegen diesen "Überschuss" vorgegangen werden. Doch wie groß ist die Wahrscheinlichkeit wirklich, in bayerischen Wäldern auf einen Braunbären zu treffen? Laut dem Bayerischen Landesamt für Umwelt befindet sich die nächste Bärenpopulation etwa 120 km von Bayern entfernt im italienischen Trentino - dort, wo sich der jüngste Todesfall ereignet hat.
Laut lfu.de leben dort zurzeit etwa 60 Bären, mit leicht steigender Tendenz. Aber: Vor allem halbwüchsige Bärenmännchen legen oft weite Strecken zurück, um ein eigenes Territorium oder eine Partnerin für sich zu finden. Erst 2021 wurde im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen ein Braunbär von einer Wildtierkamera fotografiert. Das Tier hatte sich wohl aus den oben beschriebenen Gründen auf Wanderschaft begeben. Solche Einzelfälle kommen vor, allerdings ist es unwahrscheinlich, dass sich Bärenpopulationen in Bayern dauerhaft ausbreiten könnten, da dieser Prozess sehr langsam vonstattengeht.
Ein weiterer Grund, warum Begegnungen mit Bären eher Ausnahmefälle sind: Die Tiere sind von Natur aus scheu und flüchten eigentlich, wenn sie Menschen hören oder riechen. Manche Tiere sind allerdings sogenannte "Problemtiere". Sie sind neugieriger als ihre Artgenossen und führen, wie der BR schreibt, zu "Zwischenfällen mit Nutztieren in der Landwirtschaft - oder Menschen". Vor allem hungrige Bären oder ein Gespann aus Jungtier und Mutter kann mit einer höheren Wahrscheinlichkeit gefährlich werden.
Richtiges Verhalten bei der Begegnung mit einem Bären
WWF Österreich empfiehlt daher: "Wenn Sie beim Wandern unsicher sind, reden Sie lauter, singen Sie und meiden Sie dichtes Gebüsch." Außerdem sollten Wanderer auf keinen Fall Essensreste zurücklassen, da Bären sich schnell an neue Futterquellen gewöhnen. Auch Essensreste zu vergraben ist keine Option, da der Geruchssinn der Bären fein genug ist, um die kulinarischen Überbleibsel aufzuspüren und auszugraben. Wer in Gebieten campt, in denen Bären vorkommen, sollte aus diesem Grund seine Kochstelle etwa 50 Meter vom Zelt entfernt positionieren.
Sollte allen Vorsichtsmaßnahmen zum Trotz die Begegnung mit einem Bären unvermeidbar sein, gilt es, als oberste Regel Ruhe zu bewahren. Dem Umweltschutzverband Aidaa zufolge soll sich der getötete 26-jährige Jogger mit einem Stock verteidigt haben. Das könnte das Tier provoziert haben. An diesen Sicherheitsregeln sollte man sich bei einer Bärenbegegnung orientieren: