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Aiwanger löst mit Tweet heftige Reaktionen von Lauterbach und Co. aus - "Bayern kann einem leid tun"


Autor: Teresa Hirschberg

Bayern, Donnerstag, 27. Juli 2023

Ein einziger Post von Hubert Aiwanger reichte erneut aus, um eine hitzige Debatte im Internet zu starten. Diesmal geht es um Regenwetter, die Klimakrise und die "Verachtung der Realität". Statt zurückzurudern, legt der Niederbayer aber lieber nach.


Die Landtagswahl rückt in Bayern immer näher und das wird auch am Auftreten der Spitzenkandidaten für 2023 deutlich: Während sich CSU-Chef Markus Söder vor allem gesellig bei Festen zeigt und beim Stimmenfang auf Bürgernähe setzt, eckt Hubert Aiwanger noch mehr an als zuvor. Dem Spitzenkandidaten der Freien Wähler wurde zuletzt vorgeworfen, sich bei seiner Rhetorik der AfD anzunähern. Daraufhin wurde sogar sein Rauswurf aus dem Landtag gefordert. Nun hat er mit einem kontroversen Tweet zur Klimakrise nachgelegt - und damit den Zorn von Lauterbach, Ramelow und Co. auf sich gezogen. Statt die Wogen zu glätten, setzte Aiwanger aber noch einen drauf.

Doch was ist genau vorgefallen? Alles begann mit einem Twitter-Post von Hubert Aiwanger vom Dienstag (25. Juli 2023), in dem er sich auf eine Wettervorhersage bezog, die eine plötzlichen Wintereinbruch in den Alpen und Schnee mitten im Sommer prognostiziert hatte. Dazu schrieb er: "Was nun? Der im Frühjahr vorausgesagte/vermutete Hitzesommer in Deutschland ist bisher ausgeblieben. Die letzten Tage vermehrt trüb/Regen, nachts für Juli relativ kühl. Also: Systematisch an den Klimaherausforderungen arbeiten, aber keine Panik verbreiten!"

Aiwanger kassiert auf Twitter ordentlich Kritik von Lauterbach und Co.

Die Reaktion von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach folgte prompt. In einem Retweet zeigte der SPD-Politiker seine Fassungslosigkeit über Aiwangers Aussage und bekundete dem Freistaat sein Beileid: "Unglaublich. Ein paar Tage ,trübes Wetter' im Sommer und schon wird der Klimawandel relativiert. Bayern kann einem leid tun, so regiert zu werden."

Doch er ist nicht der einzige, den Aiwanger mit seinem Tweet empörte: Auch Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) ging in einem Retweet auf die Debatte ein: "Klimawandel? Gibt es nicht, denn in Bayern regnet es, sagt Hubert Aiwanger und meint das ernst. Verachtung der Realität und ausblenden, was uns an Katastrophen umgibt als Prinzip. Egoismus pur - Freie Wähler."

Kritik gab es auch von Ruprecht Polenz, dem ehemaligen CDU-Generalsekretär, der auf Aiwangers Tweet antwortete: "Lieber Hubert Aiwanger: Erderhitzung ist ein GLOBALES Phänomen." Grünen-Politiker Armin Grau betonte in seiner Reaktion, wie wichtig aktuell jeder Tropfen Regen sei. "Aiwanger könnte seinen bayrischen Blick ein bisschen nach Süden weiten, wo Dutzende schwere Waldbrände wüten. Jeder Zweifel an der Klimakatastrophe schadet."

In den Kommentaren unter Aiwangers Tweet empfehlen etliche Nutzer dem Politiker zudem, sich zum Unterschied zwischen Klima und Wetter zu informieren. Der Bund Naturschutz Bayern merkte an: "In anderen Ländern Europas gibt es gerade heftige Waldbrände, extreme Hitze oder Starkregenereignisse. Zynisch mit unserem derzeitigen Wetter gegen die Dramatik der fortschreitenden Klimaerhitzung zu argumentieren."

Aiwanger selbst meldete sich am nächsten Tag nochmals zu Wort: Reue für seine Aussagen zeigte er allerdings nicht, sondern stichelte stattdessen gegen seine Kritiker. "Soso Herr Lauterbach, Bayern tut Ihnen leid wegen der Regierung? Mir tut Deutschland leid." Und: "Für die Herren Lauterbach, Ramelow und Polenz ist es politisch unkorrekt, wenn man bei kühlem Regenwetter sagt, dass momentan kühles Regenwetter ist und nicht Hitzewelle."

Im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk rechtfertigte er seine Aussagen nochmals: Er sehe in der Berichterstattung über extreme Trockenheit und Hitzekatastrophen reine Panikmache. "Es kann mir jeder etwas vorwerfen, interessiert mich aber nicht. [...] Ich sage nur die Dinge, wie sie sind."

Auch für seinen diesjährigen Auftritt bei den Wagner-Festspielen in Bayreuth musste Hubert Aiwanger Kritik einstecken: Diesmal wurden ihm aber fehlende Manieren vorgeworfen.