Selenskyj machte zum Jahrestag deutlich, dass sich sein Land niemals geschlagen geben werde. «Jeder normale Mensch will, dass der Krieg endet. Aber niemand von uns erlaubt, dass unsere Ukraine endet.» Von der Leyen und Meloni würdigten Mut und Verteidigungswillen der ukrainischen Bevölkerung. Die deutsche Kommissionspräsidentin sagte: «Das tapfere Volk der Ukraine erstaunt die Welt immer wieder.» Zugleich kündigte sie an, dass im nächsten Monat eine erste Tranche von 4,5 Milliarden Euro aus einem EU-Hilfsfonds über insgesamt 50 Milliarden an die Ukraine gezahlt werde. Meloni versicherte: «Ihr seid nicht allein. Die Sicherheit der Ukraine ist die Sicherheit Europas und umgekehrt.»
Drohnenangriffe auf Odessa
Die Kämpfe an der Front und die gegenseitigen Angriffe mit Drohnen dauerten auch am zweiten Jahrestag an. Die Hafenstadt Odessa war Ziel eine zweite Nacht in Folge. Ein von einer Drohne getroffenes Wohnhaus liegt praktisch völlig in Trümmern. Auch Nachbarhäuser wurden beschädigt. Wenige Stunden später traf Baerbock zusammen mit dem ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba in Odessa ein. Für die Grünen-Politikerin ist dies bereits der sechste Besuch in der Ukraine seit Kriegsbeginn.
In der russischen Stadt Lipezk stand nach einem Drohnenangriff in der Nacht zum Samstag das Stahlwerk in Flammen. Später versicherte Gouverneur Igor Artamonow, der Brand sei gelöscht. «Es gibt keine Gefahr des Austretens gefährlicher Stoffe.» Die ukrainischen Streitkräfte greifen in ihrem Verteidigungskampf immer wieder militärische Ziele und die für die Kriegswirtschaft genutzten Industrieanlagen in Russland an.
Russisches Aufklärungsflugzeug abgeschossen
Zuvor schon hatte das Verteidigungsministerium in Moskau den Abschuss mehrerer Drohnen in verschiedenen Regionen gemeldet, ohne dass sich Kiew dazu äußerte. Die ukrainische Flugabwehr holte nach eigenen Angaben am Freitag über dem russisch kontrollierten Asowschen Meer ein russisches Aufklärungsflugzeug des Typs A-50 vom Himmel. Eine offizielle Bestätigung von russischer Seite gab es nicht. Die Angaben der beiden Kriegsparteien sind von unabhängiger Seite in vielen Fällen nicht zu überprüfen.
Selenskyj erklärte am Samstag, der Abschuss Aufklärungsflugzeugs vom Typ Berijew A-50 sei das Ergebnis der «Zusammenarbeit mit Partnern» gewesen. Gleichzeitig wies er Spekulationen zurück, wonach für den Abschuss von westlichen Partnern überlassene Waffensysteme, möglicherweise Patriot-Raketen, eingesetzt worden seien.
Nato-Chef sichert weitere Unterstützung zu
Im Namen der Nato versicherte Generalsekretär Jens Stoltenberg der Ukraine abermals die Unterstützung der westlichen Militärallianz. «Die Ukraine wird der Nato beitreten. Die Frage ist nicht ob, sondern wann», sagte der Norweger in einer Videobotschaft zum Jahrestag. Putin habe den Krieg begonnen, weil er der Ukraine die Tür zum Bündnis verschließen wolle. Erreicht habe er genau das Gegenteil. Russland begründet den Überfall unter anderem damit, dass ein Nato-Beitritt der Ukraine seine Sicherheit bedrohe.
Nach Einschätzung des deutschen Militärexperten Carlo Masala wird der russische Angriffskrieg in der Ukraine noch längere Zeit dauern. «Für das Jahr 2024 sehe ich kein Ende für diesen Krieg, da gibt es nichts, was uns Hoffnung geben könnte», sagte der Professor der Bundeswehr-Universität München der «Augsburger Allgemeinen» (Samstag). «Die Ukraine findet keinen Frieden, weil Russland noch immer glaubt, diesen Krieg gewinnen zu können.»