Der ehemalige Kapitän der russischen Fußballnationalmannschaft Igor Denisov hat sich öffentlich gegen Wladimir Putin gestellt und den Angriffskrieg in der Ukraine kritisiert. Der 38-Jährige bangt wegen seiner Worte nun um sein Leben.
Der frühere russische Fußballspieler Igor Denisov (38) hat sich als einer von wenigen prominenten Persönlichkeiten aus Russland öffentlich gegen den Angriffskrieg in der Ukraine ausgesprochen und sich damit auch gegen den mächtigen Präsidenten Wladimir Putin gestellt. In einem am Mittwoch (15.06.2022) veröffentlichten Interview mit dem Sportblogger Nobel Arustamjan spricht der 38-jährige Ex-Profi von einer Katastrophe und völligem Horror.
Die Worte des ehemaligen defensiven Mittelfeldspielers dürften in der öffentlichen Wahrnehmung immer noch Gewicht haben. Denisov war Kapitän der russischen Nationalmannschaft und auf nationaler Ebene mehrfacher russischer Meister und Pokalsieger. Höhepunkt seiner Vereinslaufbahn war der Gewinn des UEFA-Pokals 2008 mit Zenit St. Petersburg. 2019 beendete der robuste "Sechser" seine Karriere. So resolut wie er auf dem Platz war, ist er jetzt auch abseits des Spielfeldes.
Igor Denisov: "Vielleicht werde ich für diese Worte inhaftiert oder getötet"
Im veröffentlichten Interview sagt der Fußballer des Jahres 2008, dass er bereits zu Beginn des Krieges eine Videobotschaft mit der Bitte, die Invasion zu stoppen, an Wladimir Putin gesendet hätte, mit den Worten: „Ich bin bereit, vor Ihnen auf die Knie zu fallen“. Die Nachricht sei aber nie in den russischen Medien ausgestrahlt worden. Wie konsequent der Ex-Profi, diesen Krieg ablehnt, macht er nochmals im Interview deutlich: "Ich bin dagegen, dass Menschen sterben."
Dennoch spart Igor Denisov auch nicht mit Kritik an der eigenen Bevölkerung: "Wir schaffen es nicht, der Regierung unsere Sichtweise nahezubringen." Denisov ist einer von wenigen russischen Sportlern, die sich überhaupt gegen den Krieg in der Ukraine aussprechen.
Der Konsequenzen, die diese Aktion nach sich ziehen könnte, ist sich der Ex-Kapitän voll bewusst, wie er im Gespräch mit Arustamjan zugibt: "Ich weiß nicht, vielleicht werde ich für diese Worte inhaftiert oder getötet" Was sich im ersten Moment paranoid anhören mag, ist aber Realität. Es gehört zur politischen Praxis von Wladimir Putin, sich seiner Kritiker und Gegner auf diese Weise zu entledigen, wie jüngst der Fall Alexej Nawalny zeigt.
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Vorschaubild: © Mikhail Metzel (Pool Sputnik Kremlin/AP)
Wow, was für ein mutiger Mann. Nur was ist mit den anderen 140 Millionen? Selbst mit passivem Widerstand könnten diese Menschen Sand in Kriegsgetriebe bringen, aber nein brav mitmachen, Putin klasse finden und später jammern, wenn in manchen Dörfern alle Söhne nicht zurückkommen, weil Kanonenfutter gebraucht wurde. Und soviele hatten Freunde und Verwandte in der Ukraine - keine Auswirkung, war halt deren Pech. Wie schnell wäre dieser Krieg zuende, wenn Polizei, Militär und nur ein Zehntel der Bevölkerung Richtung Kreml marschieren würden.