Die Ukraine, die von amerikanischer und europäischer Unterstützung abhängt, hat sich verhandlungsbereit erklärt. Auch Moskau gibt sich gesprächsbereit. Kremlchef Wladimir Putin hält aber an seinen harten Forderungen fest, er besteht unter anderem auf Gebietsabtretungen der Ukraine und den Verzicht einer Nato-Mitgliedschaft. Die Schuld für mangelnde Fortschritte bei den Gesprächen gibt er Brüssel und Kiew.
Russland hat die Invasion vor knapp vier Jahren begonnen. Einschließlich der Krim hält Russland derzeit etwa ein Fünftel der ukrainischen Landesfläche besetzt. Allerdings ist es Moskau auf militärischem Wege seit 2022 nicht gelungen, das beanspruchte Donbass-Gebiet völlig einzunehmen.
Entscheidung über eingefrorenes russisches Staatsvermögen
Ob eingefrorenes russische Staatsvermögen in der EU für die Ukraine genutzt werden können, entscheidet sich erst bei einem Gipfeltreffen am 18. Dezember. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) versuchte am Freitag bei einem Besuch in Brüssel, den Widerstand Belgiens zu überwinden. Er versprach dem belgischen Premierminister Bart de Wever erneut eine gleichmäßige Risikoverteilung, wie Regierungssprecher Stefan Kornelius mitteilte.
«Die besondere Betroffenheit Belgiens in der Frage einer Nutzbarmachung der eingefrorenen russischen Vermögenswerte ist unbestreitbar und muss in jeder denkbaren Lösung so adressiert werden, dass alle europäischen Staaten dasselbe Risiko tragen», sagte Merz demnach.
An dem Treffen nahm auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen teil. Die drei vereinbarten nach Angaben von Kornelius, ihren Austausch mit dem Ziel fortzusetzen, bis zum Europäischen Rat am 18. Dezember eine einvernehmliche Lösung zu finden.
Der größte Teil des russischen Vermögens lagert in Belgien
Merz und von der Leyen versuchen seit Wochen, De Wever davon zu überzeugen, seinen Widerstand gegen die Nutzung des russischen Zentralbankgelds aufzugeben. Der Belgier spielt eine zentrale Rolle, weil mit etwa 185 Milliarden Euro ein Großteil der Vermögenswerte vom Brüsseler Finanzinstitut Euroclear verwaltet wird.
Bis Ende 2027 soll nach Kommissionsangaben die Ukraine bis zu 90 Milliarden Euro aus dem sogenannten Reparationsdarlehen bekommen. Russland würde das Geld nur zurückerhalten, wenn es nach seinem Angriffskrieg Reparationen zahlt. Die belgische Regierung blockiert den Plan bislang mit Verweis auf rechtliche und finanzielle Risiken.
Selenskyj entlässt Jermak auch aus dem Sicherheitsrat
In Kiew entband der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj seinen früheren Stabschef Andrij Jermak auch von anderen Posten. Zwei Erlassen zufolge ist Jermak nicht mehr Mitglied im Nationalen Sicherheitsrat und in der sogenannten Stawka, der militärisch-politischen Kommandozentrale Selenskyjs. Beiden Gremien hatte Jermak als Leiter des Präsidialamtes angehört.
Der engste Vertraute des ukrainischen Staatschefs hatte vergangene Woche zurücktreten müssen, nachdem Korruptionsermittler Hausdurchsuchungen bei ihm durchgeführt hatten. Einen Nachfolger für die Leitung des Präsidentenbüros hat Selenskyj bislang nicht berufen.