An dem heutigen Treffen werden nach Angaben von EU-Beamten neben Merz und den EU-Spitzen die Staats- und Regierungschefs von Frankreich, Italien und Großbritannien teilnehmen. Zudem sind Irland, Finnland, die Niederlande, Spanien und Norwegen eingeladen, die in diesem Jahr als Gastländer beim Gipfel dabei sind.
Die Europäer waren von Trumps Vorstoß überrascht worden und arbeiten nach Angaben aus deutschen Regierungskreisen nun an einem eigenen Vermittlungspapier, das noch in Abstimmung ist.
Selenskyj will «vollständig abgestimmten Plan»
Selenskyj teilte zu dem Gespräch mit von der Leyen und Costa mit, er habe die beiden über die Vorschläge der US-Seite für ein Ende des Krieges und über Kontakte zu Partnern in Europa und den USA informiert. «Wir alle schätzen das Engagement Amerikas und Präsident Trumps, den Krieg zu beenden, und wir arbeiten gemeinsam daran, sicherzustellen, dass dies zu einem einheitlichen und vollständig abgestimmten Plan wird», fügte er hinzu.
Von der Leyen und Costa betonten nach dem Gespräch, man sei sich einig, dass nichts ohne die Ukraine entschieden werden dürfe. Bei der Finanzierung ihres Abwehrkampfs gegen Russland ist die Ukraine von der EU abhängig.
Mit dem neuen 28-Punkte-Plan der USA würden unter anderem die von Russland annektierten ukrainischen Gebiete Donezk und Luhansk sowie die Schwarzmeer-Halbinsel Krim als faktisch russisch anerkannt. Dazu soll die Ukraine qua Verfassung auf den seit langem angestrebten Beitritt zur Nato verzichten, die Größe ihres Heers auf 600.000 Mann beschränken und atomwaffenfrei bleiben. Im Gegenzug werden nicht näher definierte Sicherheitsgarantien versprochen, dazu fehlen aber jegliche Details.
Zu den vergleichsweise wenigen Zugeständnissen, die der Plan für Moskau vorsieht, gehört der Punkt, dass in der EU eingefrorenes russisches Staatsvermögen für den Wiederaufbau der Ukraine genutzt werden soll.
«Von Russland abgefasste Propaganda»
Selbst innerhalb der Partei Trumps gab es massive Kritik. «Diese von Russland abgefasste Propaganda muss abgelehnt und verworfen werden als das, was sie ist: unseriöser Nonsens», schrieb der republikanische Kongressabgeordnete Brian Fitzpatrick auf X. Senator Roger Wicker, der dem Verteidigungsausschuss angehört, äußerte sich «höchst skeptisch, dass damit Frieden erreicht wird». Und der langjährige Anführer der Republikaner im US-Senat, Mitch McConnell, warnte: «Russlands Gemetzel zu belohnen, wäre desaströs für Amerikas Interessen.»
Putin erklärt Bereitschaft zu Verhandlungen
Russlands Präsident Wladimir Putin zeigte sich derweil offen für Verhandlungen und bezeichnete Trumps Plan als mögliche Grundlage für eine Friedenslösung. Es handele sich um eine aktualisierte Fassung dessen, was schon früher – etwa bei seinem Treffen mit Trump in Alaska im August - diskutiert worden sei, sagte Putin bei einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates.
Putin beteuerte, der neue Trump-Plan sei nicht mit der russischen Seite besprochen worden. Sein Berater Kirill Dmitrijew war zuletzt immer wieder zu Gesprächen in den USA und traf sich dort mit Trumps Sonderbeauftragtem Steve Witkoff. Putin hatte Witkoff auch mehrfach als Gast in Moskau empfangen. Inhaltlich müsse über die Punkte in dem nun vorgelegten Plan noch konkret gesprochen werden, sagte der Kremlchef.
Zweifel an Selenskyjs Zustimmung
Zugleich äußerte Putin Zweifel daran, dass Selenskyj sich auf die Vorschläge einlassen wird. «Die Ukraine ist dagegen», sagte er. Offenbar träumten die Ukraine und ihren europäischen Verbündeten immer noch davon, Russland auf dem Schlachtfeld besiegen zu können. Dabei seien die Europäer inkompetent und hätten keine echten Informationen über die Lage auf dem Schlachtfeld.
«Insgesamt passt uns das», sagte Putin zur Linie Kiews. Russland werde seine Ziele auch militärisch erreichen, allerdings weniger schnell. Schon am Donnerstag hatte Putin bei einem Treffen mit der Militärführung betont, nicht von seinen Kriegszielen abzulassen - man sei aber weiterhin bereit, diese Ziele auf dem Weg friedlicher Verhandlungen zu erreichen. Seinen Krieg gegen das Nachbarland führt Putin bereits seit mehr als dreieinhalb Jahren.