Mit Blick auf die Landtagswahlen im September und die Bundestagswahl 2025 betonte Merz, er schließe «vollkommen aus, dass wir auch nur einen Gedanken daran verschwenden, mit einer rechtspopulistischen, rechtsextremistischen Partei wie der AfD zusammenzuarbeiten oder gar in eine Regierung zu gehen».
Merz will sich bei EVP-Kongress für von der Leyen stark machen
Die Wahl des EVP-Kandidaten für den Top-Posten soll bei einem Parteikongress am 7. März erfolgen. Dass von der Leyen dort die notwendige Stimmenmehrheit erhält, gilt als sicher. Merz kündigte an, er werde dort persönlich für eine möglichst einstimmige Unterstützung für von der Leyen werben. Gegenkandidaten sind bislang nicht bekannt. Zu der europäischen Parteienfamilie EVP gehören neben der deutschen CDU und CSU unter anderem die österreichische ÖVP, die italienische Forza Italia oder Spaniens konservative Volkspartei PP.
Der Posten des EU-Kommissionspräsidenten muss nach den Europawahlen neu besetzt werden. Ernannt wird in der Regel ein Kandidat der europäischen Parteienfamilie, die bei der Europawahl am besten abschneidet. In Umfragen liegt die Europäische Volkspartei (EVP) klar vorn. Die Chancen sind deswegen groß, dass von der Leyen Präsidentin bleiben kann.
Kritik der Grünen: Von der Leyen wird nicht auf Wahlzettel stehen
Die SPD-Spitzenkandidatin für die Europawahl, Katarina Barley, sagte der dpa: «Die Union hat europäisch überhaupt keinen Kompass.» Nachdem Merz von der Leyen andauernd für ihre Amtsführung kritisiert habe, sei die gemeinsame Inszenierung unglaubwürdig. Während die Union in Deutschland jede Zusammenarbeit mit der AfD ausschließe, «halten sie sich im Europäischen Parlament die Option offen, mit den Rechtspopulisten und -extremisten strategische Bündnisse einzugehen» - oft gerade gegen von der Leyens Pläne wie deren Prestigeprojekt des Green Deal.
Europaabgeordnete der Grünen übten Kritik daran, dass von der Leyen zwar eine zweite Amtszeit als EU-Kommissionspräsidentin will, aber nicht bei den Europawahlen antritt. Es irritiere, dass sie nirgends auf dem Wahlzettel zu finden sein werde, sagte der Delegationssprecher der deutschen Grünen im Europäischen Parlament, Rasmus Andresen.
Linke: Bilanz Von der Leyens desaströs
Die Linke übt scharfe Kritik an der Kandidatur von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen für eine zweite Amtszeit. «Die Bilanz der Kommissionspräsidentin ist desaströs: Unter ihrer Präsidentschaft hat sich die soziale Spaltung der EU vertieft», sagte Parteichef Martin Schirdewan in Berlin.
So habe die Politik der CDU-Politikerin «Millionen Menschen in Armut gestürzt» und Energie- und Lebensmittelpreise in die Höhe getrieben. «Zugleich ist sie daran gescheitert, den nötigen Umbau von Industrie und Wirtschaft in der EU sozial voranzutreiben», meinte Schirdewan, Fraktionschef der Linken im Europaparlament und Spitzenkandidat seiner Partei zur Europawahl im Juni. «Der erschreckende Aufstieg der Rechten ist direkte Folge ihrer unsozialen und abgehobenen Politik.»
«Forbes»: Von der Leyen mächtigste Frau der Welt
Als Präsidentin der EU-Kommission ist von der Leyen seit dem 1. Dezember 2019 Chefin von rund 32.000 Mitarbeitern, die unter anderem Vorschläge für neue EU-Gesetze machen und die Wahrung der Europäischen Verträge überwachen. Zudem sitzt sie bei fast allen großen internationalen Gipfeltreffen wie G7 oder G20 als EU-Repräsentantin mit am Tisch. Das US-Magazin «Forbes» kürte von der Leyen erst jüngst wieder zur «mächtigsten Frau der Welt». Die bisherige Amtszeit von der Leyens war vor allem geprägt von der Corona-Krise und dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Vor ihrem Wechsel nach Brüssel war von der Leyen unter anderem Verteidigungsministerin unter der damaligen Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Die Mutter von sieben Kindern ist promovierte Medizinerin und war auch schon Bundesfamilienministerin, Arbeitsministerin und Sozialministerin in Niedersachsen. Von der Leyen wurde 1958 in Brüssel geboren - ihr Vater, der spätere niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht, arbeitete damals für die EU. Die Tochter ging auf die Europaschule - auch deshalb spricht sie gut Französisch und Englisch.