Deutschlands größter Rüstungskonzern Rheinmetall legte dabei besonders kräftig um 47 Prozent auf rund 8,2 Milliarden Dollar zu. Damit kletterte der Konzern in der Auflistung sechs Plätze nach oben und rangiert nun auf Platz 20. Auch ThyssenKrupp (Rang 61), Hensoldt (62) und Diehl (67) erzielten allesamt zweistellige Umsatzsprünge, womit sie ebenfalls jeweils mehrere Plätze nach oben rutschten. Airbus (Platz 13), MBDA (30) und KNDS (42) werden von Sipri als transeuropäische Konzerne eingestuft.
So wirken sich die Kriege auf die Rüstungseinnahmen aus
Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine wirkt sich auch auf die Zahlen der Rüstungskonzerne in den beiden Ländern aus: Das ukrainische Unternehmen JSC Ukrainian Defense Industry steigerte seine Rüstungsumsätze demnach um 41 Prozent auf 3 Milliarden Dollar. Die beiden russischen Konzerne Rostec und United Shipbuilding Corporation kamen gemeinsam auf ein Plus von 23 Prozent auf 31,2 Milliarden Dollar - und das, obwohl internationale Sanktionen manche Rüstungskomponenten knapp werden ließen. Der eigene Bedarf des russischen Militärs machte die Verluste durch fallende Rüstungsexporte laut Sipri mehr als wett.
Und der Gaza-Krieg? Israels militärisches Vorgehen im Gazastreifen trug zum einen zu gesteigerten Umsätzen der drei israelischen Konzerne in der Auflistung bei, die zusammen ein Plus von 16 Prozent auf 16,2 Milliarden Dollar verzeichneten. Zum anderen ließ das globale Interesse an fortschrittlicher israelischer Militärausrüstung kaum nach - und das trotz der international gewachsenen Kritik an Israels Vorgehen in Gaza. Vielmehr hätten mehrere Staaten 2024 neue Bestellungen bei den israelischen Unternehmen in Auftrag gegeben, stellte Sipri-Expertin Subaida Karim fest.
China mit Problemen - und eine Herausforderung für Europa
Bei den Aufrüstungsbemühungen in Europa warnt Sipri derweil vor wachsenden Herausforderungen bei der Beschaffung der für die Rüstungsproduktion benötigten Materialien. Besonders die Abhängigkeit von kritischen Mineralien dürfte die europäischen Aufrüstungspläne erschweren, schätzte Sipri-Forscherin Jade Guiberteau Ricard ein. Bei solchen Mineralien ist Europa unter anderem stark auf Lieferungen aus China angewiesen, das etwa bei seltenen Erden quasi eine Monopolstellung innehat.
Die chinesische Rüstungsindustrie ringt nach Angaben der Friedensforscher selbst mit ganz anderen Problemen. «Eine Reihe von Korruptionsvorwürfen bei der chinesischen Waffenbeschaffung haben dazu geführt, dass große Rüstungsaufträge 2024 aufgeschoben oder storniert wurden», berichtete Sipri-Experte Nan Tian.
Eine Folge davon ist, dass die chinesischen Rüstungsumsätze um 10 Prozent einbrachen. Dadurch gingen sie in der Region Asien und Ozeanien insgesamt - trotz beträchtlichen Zuwächsen in Japan und Südkorea - um 1,2 Prozent auf 130 Milliarden Dollar zurück. Damit war diese Weltregion die einzige mit rückläufigen Zahlen.
Greenpeace: Europa wird zum Aufrüstungs-Hotspot
Greenpeace kommentiert mit Blick auf die Sipri-Zahlen, dass sich die Rüstungsproduktion immer stärker Richtung Europa verlagert. Während die Einnahmen der US-Konzerne nur moderat angestiegen und in China sogar gesunken seien, seien sie auf dem hiesigen Kontinent förmlich explodiert, sagte Greenpeace-Abrüstungsexperte Alexander Lurz der Deutschen Presse-Agentur. «Europa wird immer mehr zum Hotspot der weltweiten Aufrüstung.»
Das globale Allzeithoch bei den Rüstungsumsätzen zeige, dass die internationale Gemeinschaft auf dem falschen Weg immer schneller voranschreite. «Sicherheit und Frieden entstehen so sicher nicht», monierte Lurz.
Sipri-Berichte zur Rüstungsindustrie bereits seit Jahrzehnten
Die Sipri-Datenbank zu den globalen Rüstungsumsätzen wurde 1989 ins Leben gerufen. Seit 2015 umfassen die Daten des unabhängigen Instituts auch Informationen chinesischer Unternehmen. Sipri rechnet dabei jeglichen Verkauf von schweren Waffen und militärischen Dienstleistungen an militärische Abnehmer im In- und Ausland ein.