Ein russisches Militärflugzeug stürzt ab - angeblich mit Dutzenden ukrainischen Kriegsgefangenen an Bord. Kiew will bei der Aufklärung des Vorfalls internationale Hilfe. Der Überblick.
Die Ukraine verlangt nach dem Absturz eines russischen Militärtransporters unter rätselhaften Umständen eine internationale Untersuchung. Das sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner Videoansprache vom Mittwochabend.
Auch der ukrainische Menschenrechtsbeauftragte Dmytro Lubinez erhob am Donnerstag diese Forderung. Russland meldete seinerseits Aufklärungsbedarf an, ohne auf die ukrainische Forderung einzugehen.
Unabhängige Angaben, wen oder was die Maschine vom Typ Iljuschin Il-76 transportierte, gab es auch am Tag nach dem Absturz nicht. Doch nach Darstellung des russischen Verteidigungsministeriums saßen darin 65 ukrainische Kriegsgefangene, die angeblich zu einem geplanten Gefangenenaustausch geflogen wurden. Auch drei Mann Wachpersonal und sechs Mann Besatzung seien an Bord gewesen. Moskau wirft der Ukraine vor, die Maschine über dem grenznahen russischen Gebiet Belgorod mit westlichen Flugabwehrraketen abgeschossen zu haben. Alle Menschen an Bord seien getötet worden. Der Vorfall ereignete sich am Mittwoch - 23 Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine.
Ukraine hat keine Hinweise auf Gefangene in der Maschine
Lubinez sagte, die ukrainische Seite habe bisher keine Hinweise auf einen Transport von Kriegsgefangenen in der Maschine. «Wir haben keinerlei Anzeichen dessen gesehen, dass sich im Flugzeug eine große Anzahl von Menschen befand - ob nun Bürger der Ukraine oder keine Bürger der Ukraine», sagte er im Fernsehen.
«Es ist offensichtlich, dass die Russen mit dem Leben von ukrainischen Gefangenen, mit den Gefühlen ihrer Angehörigen und mit den Emotionen unserer Gesellschaft spielen», sagte Selenskyj in seiner Ansprache. Er nennt die Heimholung Tausender Ukrainer aus russischer Gefangenschaft stets als vorrangiges Ziel.
Russland fordert seinerseits Aufklärung
Auf russischer Seite wurden am Donnerstag die Namen der Besatzung auf der Iljuschin veröffentlicht. Die zwei Flugschreiber seien unversehrt gefunden worden und würden zum Auslesen gebracht, meldete die Agentur Tass unter Berufung auf Rettungskräfte. Demnach seien auch Raketenteile gefunden worden.
«Es ist noch nicht bis zum Ende geklärt, was passiert ist, gestern erst haben die Ermittler damit begonnen, die Überreste des Flugzeugs zu untersuchen», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Kremlchef Wladimir Putin sei vom Militär informiert worden. Eine Reaktion werde es erst geben, wenn offene Fragen geklärt seien. Zu Selenskyjs Forderungen nach einer internationalen Untersuchung sagte Peskow: «Wenn er damit eine internationale Untersuchung zu den kriminellen Handlungen des Kiewer Regimes im Blick hat, dann ist das nötig.»