Nach Erdbeben: Vater will Hand seiner toten Tochter nicht loslassen - ein Bild geht um die Welt

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Tausende Menschen sterben beim Erdbeben in der Türkei und Syrien. Ein Bild geht nun um die Welt und gibt der Tragödie ein Gesicht: Ein Vater hält die Hand seiner verschütteten Tochter - er will sie nicht alleine lassen.

In der Türkei und Syrien sterben bei einem Erdbeben Tausende Menschen und täglich steigen die veröffentlichen Opferzahlen weiter. Am Mittwoch, 8.2., ist von rund 8500 Todesopfern und Zehntausenden Verletzten die Rede. Die Rettungskräfte suchen fieberhaft nach Verschütteten und hoffen, noch Überlebende zu retten. In eisiger Kälte in der Grenzregion zwischen der Türkei und Syrien ist das ein Wettlauf gegen die Zeit. Wer das Beben verschüttet überlebt hat, ist nun in Gefahr zu erfrieren. 

All dieses tausendfache Leid wirkt so überwältigend wie abstrakt. Wohl auch deshalb bewegt derzeit ein Foto die Welt, das die Tragödie nahbar und greifbar macht. Menschen rund um den Globus drücken ihr Mitgefühl und ihre Trauer aus ob eines Bildes von einem Vater, der in den Trümmern sitzt und die Hand seiner toten Tochter hält. Diese liegt noch in ihrem Bett, wurde von den Resten ihres Wohnhauses verschüttet und starb unter den Betonteilen. 

Vater will tote Tochter nicht alleine lassen 

In der türkischen Stadt Kahramanmaras bebte die Erde am frühen Montagmorgen. Auch das Haus von Mesut Hancer wurde betroffen. Seine Tochter starb in den Trümmern, doch ihr Vater will nicht von ihrer Seite weichen. Das Bild des Vaters, der die Hand seiner toten Tochter hält, bewegt die Menschen in aller Welt und gibt der Katastrophe ein Gesicht.

Wie auch in Kahramanmaras  stürzten in vielen anderen Städten im türkisch-syrischen Grenzbereich Häuser ein und begruben Menschen unter sich. Das Beben hatte ein Stärke von 7,7 b is 7,8 auf der Richterskala und betraf ein großes Gebiet in dieser Region. Alleine das Epizentrum war mehrere hundert Kilometer lang - insgesamt bebte die Erde auf einer Fläche, in etwa fast so groß wie ganz Deutschland. 

Die Rettungskräfte arbeiten derweil mit internationaler Unterstützung fieberhaft daran, noch Überlebende zu finden, doch die Chancen sinken mit jeder Stunde, die verstreicht. "Wir haben einen schwierigen Faktor, und zwar ist das die Kälte. Aktuell sind es da minus vier bis minus fünf Grad", sagte etwa Henri Paletta, Vizepräsident des Bundesverbands Rettungshunde, der Deutschen Presse-Agentur dpa. Man hoffe immer wieder auf Wunder, doch das Zeitfenster, um Überlebende zu finden, ist in der Regel etwa 100 Stunden, also rund vier Tage lang, offen. Danach gibt es dann meist nur noch einzelne Glücksfälle. 

Aus vielen Ländern sind derzeit Rettungskräfte und Hilfskräfte auf dem Weg in das Katastrophengebiet. 50 Helfer*innen des Technischen HIlfswerks (THW) sind am Mittwochmorgen vom Flughafen Köln/Bonn aufgebrochen, um vor Ort zu unterstützen. 

Kritik an Pfusch und Korruption wird laut

Unterdessen wird auch schon Kritik laut. Teilweise sind Hochhäuser schnell in sich zusammengestürzt, was vermuten lässt, dass mancherorts die Bauvorschriften nicht genau befolgt werden. Nach dem verheerenden Beben von 1999, als 17.000 Menschen in der Türkei starben, wurden strengere Vorschriften erlassen. Neue Gesetze schreiben seitdem vor, dass Gebäude modernen Standards entsprechen müssen, um Beben länger standzuhalten. 

Dies ist laut Medienberichten wohl nicht immer passiert, denn auch Häuser, die nach 1999 gebaut wurden, seien nicht sicher genug gewesen. Nun wird kritisiert, dass womöglich durch Profitgier von Bauunternehmen und Korruption Vorschriften umgangen und Häuser billiger und unsicherer gebaut worden als es notwendig gewesen wäre - mit tödlichen Folgen. 

Vorschaubild: © Tunahan Turhan (SOPA Images via ZUMA Press Wire) / dpa