In Brasilien wieder mehr Raum für Protest
Neben aller Krisenstimmung zeigte sich der brasilianische Gastgeber zu Beginn auch in seiner bunten Vielfalt: Vor den Anzugträgern aus aller Welt tanzten grün-blau kostümierte Maskottchen und Musiker mit bunten Bändern an den Hüten. Vor dem Gelände forderten Aktivistinnen und Aktivisten mit Tänzen und Gesängen mehr Klimaschutz. Nach drei Jahren Klimakonferenzen in autoritär regierten Staaten - zuletzt waren dies Aserbaidschan, die Vereinigten Arabischen Emirate und Ägypten - hat die Zivilgesellschaft diesmal wieder mehr Raum für Proteste.
Ob sich der Konsens von Paris vor zehn Jahren wiederbeleben lässt, bleibt jedoch fraglich. Die Franzosen brachten den Hammer, mit dem das historische Abkommen 2015 besiegelt wurde, in dieser Hoffnung mit nach Belém. Präsident Emmanuel Macron sagte, gefragt nun sei Tatkraft, nicht Fatalismus. Zugleich warnte er vor der grassierenden Desinformation in Bezug auf die Klimakrise, was die Demokratie gefährden könne.
Der britische Premier Keir Starmer beklagte, heute sei der Konsens von Paris leider nicht mehr vorhanden. Großbritannien stehe jedoch weiter «voll und ganz» hinter der Netto-Null-Agenda, die auch der Wirtschaft zugute komme.
Aus dem Vereinigten Königreich reiste auch Thronfolger Prinz William an, dessen Familie sich seit Jahrzehnten dem Kampf gegen die Klimakrise verschrieben hat. Er erinnerte daran, dass diese keine entfernte Bedrohung sei – sondern schon heute kleine Dörfer wie riesige Städte betreffe. «Keine Ecke der Welt wird nicht betroffen sein», sagte William. Es sei nun Zeit, sich die Frage zu stellen, welches Vermächtnis man hinterlassen wolle.
Merz am Freitag erwartet – USA nicht mehr dabei
Der chinesische Vize-Ministerpräsident Ding Xuexiang verwies auf den starken Ausbau erneuerbarer Energien in seinem Land, das weltweit mit Abstand am meisten Treibhausgase ausstößt. Grünes Wirtschaften sei der Trend der Zeit und schaffe Jobs. Ausdrücklich warb er dafür, Barrieren im Welthandel einzureißen, die auch die Verbreitung grüner Technologien behinderten – ohne den schwelenden Zollstreit mit US-Präsident Donald Trump ausdrücklich zu erwähnen. Die USA haben sich mit Trump erneut aus dem Pariser Klimaabkommen verabschiedet.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) wird erst am Freitag in Belém erwartet, für einen Kurzbesuch. Für einen Aufenthalt von 21 Stunden wird er insgesamt etwa genau so lange mit seinem Regierungsflieger unterwegs sein.
Klimakrise zeigt auch 2025 ihr zerstörerisches Gesicht
Die Weltwetterorganisation (WMO) zieht zum Auftakt eine verheerende Zwischenbilanz für das laufende Jahr: Viele Regionen Afrikas und Asien erlebten verheerende Überschwemmungen, in Europa und den USA gab es Waldbrände und mehrere schwere tropische Wirbelstürme. 2025 dürfte mit seinen anhaltend und alarmierend hohen Temperaturen das zweit- oder drittwärmste seit der industriellen Revolution sein. 2024 war das bislang heißeste Jahr mit etwa 1,55 Grad über der Referenzmarke.
Bislang tut die Menschheit zu wenig gegen eine weitere Eskalation: Die Treibhausgase in der Atmosphäre, allen voran CO2, haben laut WMO 2024 wieder Rekordwerte erreicht und stiegen 2025 weiter an. Zumindest in der EU sind die Netto-Emissionen im vergangenen Jahr um weitere schätzungsweise 2,5 Prozent zurückgegangen, wie die Europäische Umweltagentur (EEA) mitteilte.