Drei Tage, vier Nächte, zwei Gipfel: Der Kanzler reist vor entscheidenden innenpolitischen Wochen nach Afrika. Es wird seine bisher längste Reise, aber vielleicht nicht die ertragreichste.
Der Rentenstreit ist ungelöst, in Union und Koalition läuft es alles andere als rund. Aber jetzt geht es für Kanzler Friedrich Merz erst einmal für ein paar Tage ins Ausland. Er bricht am Abend zu seiner längsten Dienstreise seit seiner Vereidigung vor gut einem halben Jahr auf. Erstmals besucht er als Regierungschef Afrika. Vier Nächte - davon zwei im Regierungsflieger - und drei Tage wird der CDU-Chef unterwegs sein. Zwei Gipfel in Südafrika und Angola stehen auf dem Programm.
Die erste Station ist Südafrikas Wirtschaftsmetropole Johannesburg, wo am Samstag und Sonntag der G20-Gipfel stattfindet. Es ist schon vorher klar, dass es ein sehr besonderer Gipfel wird - im negativen Sinne. Das Treffen hat bisher vor allem durch eine Serie von Absagen für Aufsehen gesorgt.
Gipfel der Absagen: Trump, Xi und Putin nicht dabei
Mit den USA, China und Russland sind die drei mächtigsten Staaten der G20-Gruppe führender Industrie- und Schwellenländer nicht auf Chefebene vertreten. Hinzu kommen Absagen von den Staatschefs Argentiniens, Mexikos und Saudi-Arabiens. Die US-Regierung von Präsident Donald Trump will die Gipfelberatungen sogar ganz boykottieren, weil sie der südafrikanischen Regierung schwere Repressionen gegen weiße Farmer vorwirft. Südafrika weist die Vorwürfe als unbegründet zurück.
Drei Gründe, trotzdem nach Afrika zu reisen
Merz hat sich dadurch aber nicht von seinen Reiseplänen abbringen lassen. Dafür werden in seinem Umfeld drei Gründe genannt.
- Der Kanzler will die G20-Gipfel als internationales Gesprächsformat erhalten. Die während der Weltfinanzkrise 2008 entstandenen Treffen, hätten sich damals bewährt und sollten als Reaktionsinstrument für ähnliche Krisen erhalten bleiben, heißt es.
- Merz will den Besuch in Johannesburg außerdem nutzen, um die Partnerschaft zu Afrika gerade im wirtschaftlichen Bereich zu vertiefen. Seine Teilnahme sei ein Zeichen der Wertschätzung für den Kontinent, wo erstmals ein solcher Gipfel stattfindet.
- Der Gipfel bietet die Gelegenheit für bilaterale Gespräche, die Merz ausgiebig nutzen wird. Einige der Teilnehmer hat er noch nicht näher kennengelernt, es ist seine G20-Premiere.
Wenigstens ist Lula da - wie war das mit Belém?
Ein Treffen hat Merz bereits selbst angekündigt. Er wolle in Johannesburg «ein weiteres gutes Gespräch» mit dem brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva führen, mit dem er bereits vor nicht einmal zwei Wochen bei der Weltklimakonferenz im brasilianischen Belém zusammengekommen ist. Äußerungen des Kanzlers über die Millionenstadt nach seiner Rückkehr waren von vielen Brasilianern als abschätzig und beleidigend empfundenen worden.