Ist das alles einfach nur grotesk? Nachfrage beim Designer Michael Michalsky: «Es gibt Männer, die feministische Codes, Ästhetik und Sprache bewusst nutzen – teils aus Überzeugung, teils als soziale oder romantische Strategie oder einfach nur zum Angeben oder um anders zu sein.» Das sei «echt als Trend, verzerrt als Stereotyp und eigentlich schon wieder out».
Statussymbol: gutes Bewusstsein
Der Performative Male sei in gewisser Weise ein Poser, weil er Feminismus zur Selbstvermarktung benutze, und irgendwie auch Popper, weil er sich über seinen Style abgrenze, meint der Mode-Experte. Es gehe aber um moralische Coolness statt modische Coolness. «Sein Statussymbol sind nicht Luxusmarken und teurer Konsum, sondern es ist das vermeintlich "gute Bewusstsein".»
Er ist also so etwas wie das Gegenteil vom toxischen Alpha-Mann und in gewisser Weise auch das Pendant zum «Pick me Girl» (Frauen, die ihr Verhalten an vermeintliche Männer-Interessen anpassen).
Rein äußerlich passen international einige Prominente in die Schublade der inszenierten frauenfreundlichen Männlichkeit. Etwa Sänger Harry Styles (Kabelkopfhörer, Perlenkettchen, Loafer) und Schauspieler Jeremy Allen White (kauft gern Blumen auf dem Markt). Auch Popstar Benson Boone oder die Filmstars Jacob Elordi und Paul Mescal treten gern cute und lieb auf.
Nur ein als progressiver Hipster kaschierter Fuckboy?
Manche Frauen wittern Abgebrühtheit: Der Performative Male verfolge eine Dating-Strategie. Er wolle bloß mit linken, feministischen Frauen Sex haben. «Nach außen Hipster – individuell und progressiv – im Kern aber ein Fuckboy», kommentierte Jana Kopp bei «Stern.de». «Ein Alptraum in neuer Verpackung.»
Ein deutsches Beispiel wäre der Comedian und Satiriker Sebastian Hotz alias El Hotzo, der als Inbegriff der Wokeness galt und dann einräumte, «gelovebombt, gegaslightet, manipuliert» zu haben. Er habe Frauen gegenüber gezielt seine Position und sein Image «als reflektierter Medienmann» ausgenutzt.
Designer Michalsky betont, der Trend - oder besser: das Schlagwort Performative Male - sei stark an urbane Milieus, Uni-Städte und Social Media gebunden: Berlin, New York, Melbourne und so weiter. «In Kleinstädten oder ländlichen Regionen existiert der Typ kaum als sichtbare Figur, höchstens als Online-Meme. Da trägt kaum ein Mann einen "Free the Nipple"-Jutebeutel zum Bäcker. Auf dem Dorf heißt so ein Typ einfach nur "Mann, der Bio kauft" – und ist schon verdächtig progressiv, wenn er den Wäschekorb hochträgt.»