Langer Donnerstag?
Dutzende Museen bieten neben ihrer recht strengen Regelöffnungszeit wenigstens einen längeren Abend in der Woche an. Oft ist dann vom «Langen Donnerstag» die Rede. Das hat ein wenig was von Zeitreise in die 90er Jahre.
Denn im Herbst 1989 fiel nicht nur die Berliner Mauer, auch der sogenannte Dienstleistungsabend wurde in der Bundesrepublik eingeführt. Er ließ Läden bis 20.30 Uhr öffnen (für Jüngere: Ja, das galt schon als große Liberalisierung).
Es handelte sich damals um einen entscheidenden Schritt auf dem Weg zu einer weitreichenderen Lockerung des Ladenschlussgesetzes, das zuvor viele Jahre die Öffnungszeiten bis 18.30 Uhr beschränkt hatte.
Auch der Louvre schließt meist um sechs
Viele deutsche Museen ticken also noch wie in den 90ern (in denen Berlin auch als erste Stadt die einmal pro Jahr stattfindende «Lange Nacht der Museen» einführte). Wobei an dieser Stelle nicht unterschlagen werden soll, dass auch andere Länder keine ultraliberalen Museumszeiten pflegen.
Auch das Kunsthaus Zürich hat nur einen langen Abend bis 20.00 Uhr pro Woche (donnerstags). In Wien haben nur einige Museen manchmal länger als 18.00 Uhr auf, darunter die Albertina (Mittwoch und Freitag bis 21.00 Uhr). So ist es auch beim weltberühmten Louvre in Paris.
In Deutschland bieten einen langen Donnerstag bis 21.00 Uhr zum Beispiel die folgenden Häuser an: das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg, das Museum Kunstpalast in Düsseldorf und das Städel-Museum in Frankfurt am Main. In Köln hat das Museum Ludwig jeden ersten Donnerstag im Monat bis 22.00 Uhr geöffnet, das Wallraf-Richartz-Museum jeden ersten und dritten.
Das Folkwang-Museum in Essen hat Donnerstag und auch Freitag länger auf (heißt hier: bis 20.00 Uhr), die Neue Nationalgalerie Berlin nur donnerstags, die Alte Pinakothek München dagegen dienstags und mittwochs. Mittwoch länger auf machen etwa auch das Germanische Nationalmuseum Nürnberg (bis 20.30 Uhr) und das Museum Reinhard Ernst in Wiesbaden (21.00 Uhr).
Doch das alles ist fast nichts gegen ein spezielles Hamburger Museum beziehungsweise die weltgrößte Modelleisenbahnanlage: das Miniatur Wunderland. Es begrüßt jährlich knapp 1,5 Millionen Gäste, wie Sprecher Niklas Weissleder sagt. Oft gebe es ein dichtes Gedränge an der Anlagenkante.
Deshalb ging man hier schon vor Jahren in die Vollen: «Um möglichst vielen einen Besuch zu ermöglichen, sind die Öffnungszeiten weit ausgedehnt, häufig sind die Türen von 7.00 Uhr bis 1.00 Uhr nachts geöffnet.»
Es gebe Sonderveranstaltungen wie eine abendliche Hafenrundfahrt mit anschließendem Wunderland-Besuch. Weissleder sagt: «Wir könnten manchmal sogar 24 Stunden öffnen, doch das möchten wir dem Team nicht zumuten und benötigen in der Nacht Zeit, um die Anlage zu warten und zu reinigen.»