"Ich war kurz vorm Aufgeben, sag ich ehrlich. Ich dachte so für mich: Das ist die letzte Chance, die ich irgendwie bekommen könnte. Und wenn ich diesen Zug verpasse, dann wars das für mich", erklärt die Frau schließlich. Immer wieder bedankt sie sich bei Peters, dass sie nicht einfach wieder weggefahren ist. Die Frau ist vom ZDF unkenntlich gemacht und ihre Stimme nachgesprochen worden - zum Schutz vor ihrem kontrollierenden und gewalttätigen Partner. "Irgendwie ist mir übel, aber ich bin auch erleichtert", gesteht sie nach einiger Zeit.
Während der Fahrt weist Peters die Frau mit ruhiger Stimme an, die Ortungsdienste ihres Handys auszuschalten. "Nicht, dass er dich findet", warnt sie. Schließlich kommen die beiden an einem Bahnhof an. Von dort geht es für die junge Frau in ein Frauenhaus in ein anderes Bundesland. Den Platz haben die "Land-Grazien" für sie gefunden.
Auf dem Land sind Opfer von häuslicher Gewalt isoliert: "Sie haben Todesängste"
Das ruhige Land-Idyll kann für Opfer von partnerschaftlicher Gewalt schnell zum Gefängnis werden. Denn zwischen Feldern und kleinen Dorfstraßen gibt es kaum Möglichkeiten, auch nur eine Beratungsstelle in der nächsten Stadt zu erreichen - von einer Flucht ganz zu schweigen. Schlechte Verkehrsanbindungen, Kontrolle durch den Partner und kaum Unterstützung: Die Frauen sitzen fest. "Sie haben Todesängste, sie sind verzweifelt, sie suchen nach einem Ausweg und nach einem anderen Leben", das erfährt Peters bei ihrer Arbeit wieder und wieder.
"Ich wohne in einem kleinen Dorf und hier gibt es niemanden", schreibt beispielsweise eine Betroffene an die "Land-Grazien". Und weiter: "Alle kennen meinen Mann und ich glaube, alle würden zu ihm halten, weil ich noch nicht lange hier wohne und er schon seit Geburt. Wenn ich gehe, wo soll ich denn hin?"
Unzählige solcher Nachrichten erreichen die "Land-Grazien" jeden Tag aus ganz Deutschland. Inzwischen bieten Peters, ihre vier Mitarbeiterinnen und einige ehrenamtliche Helferinnen online bundesweit Hilfe an und haben den Radius ihrer mobilen Beratung erweitert. Ungefähr 40 solcher Gespräche führen die "Land-Grazien" in der Woche. Mittlerweile haben die "Land-Grazien" sogar eine eigene Schutzwohnung.
Sozialarbeiterin Miriam Peters: "Ich habe auch schon Mordrohungen bekommen"
Doch nicht alle unterstützen Peters' Arbeit. "Ich wurde schon mal im Supermarkt angegangen, dass ich doch bitte aufhören soll, die ganzen Frauen aufzuwiegeln", erzählt die Sozialarbeiterin.
Einige gehen noch weiter: "Ich habe auch schon Morddrohungen bekommen. So was wie: 'Hey, bald kriegen wir dich!'" Ihr Ehemann erinnert sich außerdem: "Es waren auch schon Männer bei uns vorm Haus." Deshalb standen Peters, ihr Mann und die beiden Kinder bereits unter Polizeischutz.
Angst macht ihr das nicht, aber "es verunsichert mich und es lässt mich auch daran zweifeln, ob der Job das Richtige ist", gesteht sie. "Dann kommt aber wieder der Trotz hoch, der ganz klar sagt: 'Ne Leute, noch habt ihr mich nicht so weit, dass ich damit aufhöre!'"
"37° Tatort Land: Rettung aus häuslicher Gewalt" ist am Dienstag, 25. November, um 22.15 Uhr im ZDF und bereits vorab in der Mediathek zu sehen.
Quelle: teleschau – der mediendienst