Wie sehr verändert der demografische Wandel das künftige Leben in Deutschland? Bei "Markus Lanz" (ZDF) zeigte sich vor allem Journalistin Dorothea Siems besorgt, als es um die Folgen der alternden Gesellschaft und die wachsende Anzahl der Pflegefälle im Land ging.
Das Rentensystem in Deutschland steht massiv unter Druck. Seit Jahren ist der Trend abzusehen: Es gibt immer mehr ältere Menschen und gleichzeitig immer weniger Beitragszahler im Land. Die schwarz-rote Koalition muss sich deshalb mit der sozialen Frage auseinandersetzen: Wie geht es weiter mit der Rente?
Bei "Markus Lanz" im ZDF warnte am Donnerstagabend unter anderem Ökonom Andreas Peichl vor den Folgen, die der demografische Wandel mit sich bringt. "Das Hauptproblem ist, dass wir durch die Alterung der Gesellschaft und (...) das in Rente gehen der geburtenstarken Jahrgänge immer weniger Beitragszahler haben relativ zu den Rentnern", so Peichl. Laut des Forschers des ifo Instituts entstünden daraus "große Finanzierungsprobleme, wenn wir nichts ändern".
Und damit nicht genug: Journalistin Dorothea Siems schlug Alarm, da das Rentensystem längst hätte reformiert werden müssen. Die vielen Debatten der vergangenen Jahrzehnte hätten jedoch laut Siems nichts geändert. Im Gegenteil: "Wir haben sozusagen das alles wieder neutralisiert, was wir mal erreicht hatten. Und jetzt kommen die Sachen im Gesundheits- und Pflegebereich noch dazu. Also wir haben jetzt wirklich eine dramatische Situation."
Die Wirtschaftsexpertin ergänzte besorgt: "Die Armut sitzt bei uns mehr bei den Jüngeren als bei den Älteren." In dem Zusammenhang kritisierte sie die aktuelle Bundesregierung, die mit ihrer Rentenpolitik vor allem die Älteren begünstigen würde, während wir "überhaupt nicht in den Blick nehmen, dass es darum geht, dass die Jüngeren zurzeit" um ihren weiteren Lebensweg "fürchten müssen".
Experte gibt Entwarnung: "Dramatisch ist eine demografische Entwicklung ja per se nicht"
Besonders prekär laut Dorothea Siems? "Wir haben eine Verdopplung der Pflegefälle seit 2017. Das ist irre! Und die Kassen haben gerade (...) gesagt: Zehn Prozent davon ist demografiebedingt, weil die Leute älter werden." Eine Steilvorlage für Lanz, der wissen wollte: "Und der Rest?" Die Journalistin antwortete mit ernster Miene: "Der ganze Rest ist Ausweitung von Leistungen. (...) Man hat eben den Pflegebegriff neu definiert und man kriegt heute Leistungen schon bei sehr kleinen Einschränkungen."
Während Dorothea Siems ein düsteres Bild zeichnete, versuchte Demografie-Experte Sebastian Klüsener, hoffnungsvoll zu bleiben. Er sagte: "Dramatisch ist eine demografische Entwicklung ja per se nicht." Immerhin sei es laut Klüsener ein riesiger Erfolg, "dass wir lange leben".
Dennoch gab er in Bezug auf die Renten zu: "Jetzt sind wir an einem Moment, wo Zuwanderung auch nicht mehr helfen würde. Also jetzt muss man wirklich handeln, weil die Altersstruktur so ist, dass eben jetzt die Babyboomer (...) in den nächsten Jahren in Rente gehen." Statt pessimistisch auf die schwarz-rote Koalition zu blicken, offenbarte der Forscher: "Ich bin da zuversichtlich, dass es auch zu Reformen kommen wird - weil immer, wenn Handlungsdruck da war, wurden auch gute Reformen eingeleitet." Eine Einschätzung, die Dorothea Siems nicht zu teilen schien: "Ich bin sehr viel skeptischer."