Ötzis ältere Schwester

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Terra X: Das Grab der Schamanin
So soll sie ausgesehen haben: Schamanen-Geweihkappen sind beispielsweise in Sibirien und Nordamerika vielfach belegt. Außerdem trug die Dürrenbergerin eine Kette aus Tierzähnen. Insgesamt 50 Zähne befanden sich in ihrem Grab, die meisten waren sorgfältig durchbohrt.
ZDF / Eike Wichmann
Terra X: Das Grab der Schamanin
Auch der Panzer einer Sumpfschildkröte wurde im Grab der Schamanin gefunden. Diente der Panzer als Gefäß zum Anrühren von Medizin, oder gehörte das lebende Reptil zu den Totemtieren der Schamanin?
ZDF / Eike Wichmann
Terra X: Das Grab der Schamanin
9.000 Jahre nach ihrem Tod versucht ein Forscherteam herauszufinden, wie die Schamanin von Bad Dürrenberg gestorben ist. Von links: Die Archäologen Jörg Orschiedt, Franziska Knoll, Harald Meller, Andreas Siegl und der Buchautor Kai Michel.
ZDF / Eike Wichmann
Terra X: Das Grab der Schamanin
Zur Lösung des Rätsels um die abgefeilten Zähne trug der Radiologe Walter Wohlgemuth vom Universitätsklinikum in Halle maßgeblich bei. Durch die Untersuchung im Computertomographen wird deutlich, dass die vorderen Schneidezähne tatsächlich absichtlich abgefeilt wurden.
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Terra X: Das Grab der Schamanin
Bei einer Heilung trug die Schamanin vermutlich einen Kopfschmuck, der von den Hörnern eines Rehbocks gekrönt war. Solche Geweihkappen sind beispielsweise in Sibirien und Nordamerika vielfach für Schamanen belegt.
ZDF / Eike Wichmann

Der Steinzeit-Ötzi hat eine ältere Schwester bekommen - Wissenschaftler wiesen mit modernen Methoden die Bestimmung der "Schamanin von Bad Dürrenberg" nach.

Die Bad Dürrenberger dürfte es freuen, die Südtiroler sind mit ihrem berühmten Steinzeitmenschen nicht mehr allein. Zumal die bereits 1934 in einer Grabgrube entdeckte Schamanin mit 9.000 Jahren noch etwas älter als der Ötzi ist, der vor 5.300 Jahren lebte. Dabei wurde die Dürrenberger Leiche zunächst als männlich angesehen - in der Zeit des Nationalsozialismus für manche ein Grund zur Freude, bestärkte sie doch die Rassenkundler in ihren arischen Abstammungstheorien. Der "Terra X"-Film "Das Grab der Schamanin - ein Geheimnis aus der Steinzeit" begleitet nun aber ernsthafte moderne Wissenschaftler, die mit neuesten Technologien die Theorie vom Ur-Arier widerlegen konnten: Der Schamane war eine Frau, den man mithilfe von visuellen Effekten gewissermaßen zu neuem Leben erwecken konnte.

Wer war die Frau - offensichtlich eine angesehene Seherin, Geisterbeschwörerin und Heilerin? - Im Grab fanden sich zahlreiche Zähne von Auerochsen, für eine Kette durchbohrt, sowie Steinwerkzeuge und Klingen aus Feuerstein - alles Zeichen für eine herausgehobene Stellung. Der dunkle Teint der Schamanin war zu ihrer Zeit durchaus normal, so berichten die Archäologen. Die weiße Haut kam in Mitteleuropa erst später nach.

Dass die Frau den herausgehobenen Job einer Schamanin innehatte, dafür sprechen weitere Grabbeigaben und vor allem die abgeschliffenen Schneidezähne der Frau, die auf ein Initiationsritual schließen lassen. Von der Schiefstellung zweier Halswirbel schließen die Steinzeit-Archäologen gar auf die Kunst, sich in Trance zu versetzten - die Blutzufuhr im Gehirn konnte besonders gesteuert werden. Viele Erkenntnisse, die den Fund von 1934 wie neu erscheinen lassen.

Das Grab der Schamanin - ein Geheimnis aus der Steinzeit - So. 29.06. - ZDF: 19.30 Uhr