Der Einsatz Künstlicher Intelligenz wird in der Medizin immer bedeutender. Markus Lanz debattierte mit seinen Gästen am Dienstagabend über die Vor- und Nachteile des technologischen Fortschritts. Dabei echauffierte sich der ZDF-Moderator über den "dermaßen bescheuerten" Selbstoptimierungswahn vieler Menschen.
Die Fortschritte in der modernen Medizin erwecken mittlerweile fast den Eindruck, als könne man bald das ewige Leben garantieren. Bei "Markus Lanz" wurde jedoch am Dienstagabend deutlich, dass der Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Medizinbereich eine Kehrseite hat.
Dennoch schwärmte der Mediziner André Nemat von den Möglichkeiten, die die Technologie mittlerweile im Bereich der Diagnostik mit sich bringe. Laut Nemat erkenne die KI bereits pathologische, "also unnormale Befunde genauer, präziser als viele Fachärzte für Radiologie". Für den Mediziner sei daher klar: "Wenn KI in der Lage ist, bessere Diagnosen zu stellen als ein Arzt, dann können wir es aus ethischer Sicht überhaupt nicht verantworten und erlauben, KI nicht einzusetzen."
Eine Aussage, der Medizinethikerin Alena Buyx zustimmte. Sie ergänzte: "Es sind ganz tolle Instrumente. (...) Wenn die richtig gut funktionieren, müssen wir die benutzen, weil wir im Gesundheitswesen ja auch Herausforderungen haben. Wir werden immer älter und wir müssen einfach schauen, dass wir den Laden am Laufen halten."
Alena Buyx sieht Vorzüge im Nutzen Künstlicher Intelligenz: "Wir werden immer älter"
Trotzdem stellte sich für Markus Lanz "die Frage nach der Verantwortung", da es auch mit Künstlicher Intelligenz zu Fehldiagnosen kommen könne. Ein wichtiger Punkt, auf den Buyx deutlich antwortete: "Das kann nur eine geteilte Verantwortung sein." Laut der Medizinethikerin sei die KI noch lange kein System, dass "die Menschen im Gesamtbild erkennen" oder "eine echte klinische Führung übernehmen" könne. "Die Letzt- und Gesamtverantwortung" müsse daher nach wie vor bei den Ärzten liegen.
In dem Zusammenhang warnte Alena Buyx vor dem alleinigen Einsatz Künstlicher Intelligenz im Bereich der Psychotherapie. Ohne ein genaues Regelwerk könne dies schnell "wirklich gefährlich" werden. Patientenschützer Eugen Brysch fügte mit nachdenklicher Miene hinzu: "KI nur mit Patienten kann nur sehr begrenzt funktionieren. (...) Insbesondere wenn es um Diagnosen geht, die ja tödlich sein können."
Laut Brysch brauche es daher dringend "die Koppelung des Miteinanders". Eine Steilvorlage für Lanz, der wissen wollte, ob es ethisch korrekt sei, einem Patienten eine potenziell tödliche Diagnose mittels KI vorherzusagen. Alena Buyx sah dies äußerst skeptisch. Sie erklärte: "Da gibt es unterschiedliche Vorlieben von Menschen. Manche wollen alles wissen und manche nicht." Lanz konterte prompt: "Aber wollen die das wirklich?"
Markus Lanz: "Alle wollen ja möglichst alt werden, aber keiner will alt sein"
Sowohl der ZDF-Moderator als auch Theologe Manfred Lütz stellten daraufhin klar, dass sie "unter keinen Umständen" einen digitalen Zwilling von sich erstellen lassen würden, um eigene Krankheiten vorauszusehen. Lütz ergänzte, dass er es "hochproblematisch" finde, tödliche Diagnosen vorab zu stellen, denn: "Das klingt zwar schön, dass man (...) das alles weiß, was im Leben passiert. Aber es ist sehr lebensfremd. Das Leben besteht eigentlich darin, dass man es lebt", fand der Theologe.