"Für uns in Europa gibt es zwei Möglichkeiten", beschrieb Roderich Kiesewetter (CDU) im TV-Studio diese Optionen: Die Amerikaner vorzeitig zu verabschieden - davon riet er ab. Besser wäre es, die Amerikaner bis zum NATO-Gipfel kommende Woche "bei Laune zu halten, aber deutlich mehr zu tun". Die Sanktionspakete müssten nicht nur verschärft, sondern auch umgesetzt werden, plädierte er für "Glaubwürdigkeit" von Europa. "Wenn sich Putin nicht an Absprachen hält, müssen wir mehr tun", meinte er, und fügte hinzu: "Diese Konsequenz vermisse ich." Das Manifest der SPD, die Zweifel an der deutschen Regierung schüre und ein Bild der Zerrissenheit zeige, passte da "wie die Faust aufs Auge", kritisierte er den Koalitionspartner und lobte im gleichen Atemzug Pistorius für sein Auftreten dagegen.
Fred Pleitgen (CNN-Auslandskorrespondent): "Im Kreml wissen alle, was ihre Aufgabe ist"
Dass man den US-Präsidenten mit einer "Trump freundlichen Sitzung" auf der Seite Europas halten könnte, "die Annahme ist falsch", widersprach Masala. "Die Trump Administration will aus Europa raus. Die Frage, in welchem Umfang, wird sich nach dem NATO-Gipfel entscheiden." Auch eine Zusage der NAT0-Staaten auf die von Trump geforderten Verteidigungsausgaben von fünf Prozent des BIP könnten den "paradoxen Effekt" haben, dass sich die USA zurückziehe.
Gleichzeitig wäre es der Wunsch der USA, "dass aus den G7 wieder G8 wird", erklärte er, "sie wünschen sich die Russen zurück." Das wäre ein wichtiger Gesprächspunkt für den kommenden G7-Gipfel. Europa wiederum brauche die Unterstützung der USA für den Gaspreisdeckel, der ein Teil des 18. Sanktionspaket sein soll.
Dass Letzteres ohne die Amerikaner erfolgreich sein könnte, bezweifelte Fred Pleitgen: "Wenn man nach Moskau geht, herrscht dort ein relativ großer Optimismus in der Wirtschaft trotz Inflation und eine enorme Kaufkraftsteigerung von vielen Leuten", berichtete der Auslandskorrespondent beim US-Nachrichtensender CNN von Diskussionen über den Zuzug amerikanischer Firmen. Dennoch wäre das wirtschaftliche Argument für Putin seiner Ansicht nach derzeit sekundär - das hätten die US-Regierung und Trump in den Verhandlungen unterschätzt: "Trump hat gedacht, dass er im Endeffekt Putin ein wirtschaftlich gutes Angebot macht, aber für Putin ist die Ukraine-Frage viel wichtiger", betonte er und fügte hinzu: "Im Kreml wissen alle, was ihre Aufgabe ist: In der Ukraine zu gewinnen, militärisch zu gewinnen."
Für die USA hingegen wäre die Normalisierung Russlands entscheidend, so Politikwissenschaftlerin Cathryn Clüver Ashbrook: "Die Re-Industrialisierung der USA wird nur funktionieren, wenn sie neue Absatzmärkte erschließt." Zudem käme Trump derzeit weder in seiner Zollpolitik noch beim Haushaltsgesetz weiter, "dann ist Russland die einzige Option."
Roderich Kiesewetter (CDU): "Friedrich Merz ist groß"
"Keine guten Bedingungen", brachte es Maybrit Illner auf den Punkt und bat zum Schluss Kiesewetter um eine Einschätzung der Frage, die die Moderatorin zu Beginn der Sendung fast in den Raum gerufen hatte: "Welche Rolle muss Deutschland zukünftig in Europa und in der NATO übernehmen und wird es das können?"
"Für mich ist der Schluss, dass wir aus der Bundesrepublik heraus Europa einen und dass die Ukraine eine Zukunft in der europäischen Sicherheitsstruktur hat, weil sie uns Zeit gewinnt", betonte der und gab sich zuversichtlich: "Es ist unser Wille, dann gelingt es auch."
Dass er selbst - bald ("noch bin ich drin") - nicht mehr im parlamentarischen Kontrollgremium sitzt und somit keine vertraulichen Informationen erhält, nahm er als "Preis für meine Haltung" sichtlich gelassen in Kauf. An seiner Beziehung zum Bundeskanzler, wie Maybrit Illner unterstellte, läge das nicht: "Unser Verhältnis ist großartig. Friedrich Merz ist groß."