Menschen machen ihre ganz eigenen Erfahrungen mit Depression. Die "37°"-Dokumentation begleitet drei Betroffene, gibt Einblick in ihren Alltag und zeigt ihre Sorgen ebenso wie ihre Hoffnungen. Dabei wird auch deutlich, welche Folgen die Krankheit für Familie, Beruf und Partnerschaft haben kann.
"Wenn ich die Depressionen beschreiben könnte, in meinen eigenen Worten, ist es so: Du liegst im Bett und jemand sitzt auf dir." So beginnt Michelle (33) die "37°"-Reportage "Kampf im Kopf: Leben mit Depression". Unter Tränen schildert die dreifache Mutter, wie es sich anfühlt, in einer Depression gefangen zu sein. "Haltet die Welt an, ich möchte weiterleben. Ich möchte glücklich sein."
Die Reportage begleitet neben Michelle auch Thorsten (58) und Thomas (41), die jeweils von ihrem Leben mit der Erkrankung berichten. Stress, Traumata oder Schicksalsschläge können Auslöser von Depressionen sein. In Deutschland haben bereits 20 Prozent der Menschen eine Depression erlebt. Momentan sind mehr als fünf Millionen Erwachsene hierzulande von der Krankheit betroffen. Die Reportage wirft einen Blick auf das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen. Regie führte Max Rachels.
"Ich kämpfe jeden Tag"
Michelle lebt seit 13 Jahren mit einer Depression. Nach zwei gescheiterten Beziehungen lebt die junge Frau alleine mit ihren zwei Söhnen. Ein strukturierter Alltag ist für die 33-Jährige besonders wichtig: Sie steht jeden Morgen um fünf Uhr auf, um ihren ersten Kaffee ohne "Kinderstimmen" genießen zu können.
Bevor sie selbst die Diagnose erhielt, hatte sie ein veraltetes Bild von depressiven Menschen - jemand, "der nur zu Hause ist und weint" oder in ihren Augen "faul ist". Heute weiß Michelle besser, wie eine Depression wirklich aussieht. "Ich kämpfe jeden Tag", sagt sie in der Reportage. Sie möchte nicht, dass man ihr die Krankheit ansieht, und bemüht sich deshalb, "immer zu grinsen". Deutlich wird: Depression kann viele Gesichter haben. Ihre Mutter unterstützt sie im Alltag, obwohl sie sich in die Depressionen und die dazugehörigen Angstzustände ihrer Tochter "nicht reinfühlen kann".
In sich gefangen
Auch Thorsten kämpft mit einer Depression. Wegen seiner Erkrankung ist der 58-Jährige seit drei Jahren arbeitslos. Seine Leidenschaft gilt weiterhin der Feuerwehr. 2016 brach seine Welt zusammen, und er verlor durch die Krankheit seine "kleine Familie". Weil er sich "das Leben schön trank", rutschte er in die Alkoholsucht. Seine Mutter versucht, ihm aus der Depression herauszuhelfen.
Obwohl Thorsten stark depressiv und therapieresistent ist, gibt es Hoffnung: Die Transkranielle Magnetstimulation (TMS) an der Charité Berlin soll dem ehemaligen Feuerwehrmann helfen. Rund 50 Prozent der Patienten konnten durch die TMS Erfolge verzeichnen. Wird die Methode auch bei Thorsten anschlagen oder bleibt er für immer "in sich gefangen"?
Die Depression als Schleier der Unzufriedenheit
"Ich kannte eigentlich nur eine Richtung - das war immer: schneller, weiter, größere Aufgabe und bessere Jobs", gesteht Thomas, der früher einen Top-Job bei Google, eine Familie und gesellschaftliche Anerkennung genoss. 2021 folgte der Schock: ein Zusammenbruch.