"Wir haben aufgegeben", befürchtet Markus Lanz. Im ZDF-Podcast "Lanz & Precht" spricht der Polittalker mit seinem Kollegen Richard David Precht über das Wetter, das Klima - und den Fatalismus, dem sich Politik und Gesellschaft mit Blick auf "das größte Problem der Menschheit" hingegeben haben.
"Kinder, wie die Zeit vergeht", seufzt Richard David Precht in der jüngsten Ausgabe von "Lanz & Precht" und gesteht: "Als du mich fragtest, ob wir einen Podcast zusammen machen wollen, wusste ich nicht, was ein Podcast ist." Vier Jahre und 200 Folgen später bilanziert sein Kollege Markus Lanz: "Offenbar gibt es da etwas, wo wir einen Nerv getroffen haben."
Auf ein Thema haben sich die beiden Podcaster in ihrer Jubiläumsfolge nicht festgelegt. Erst plaudern sie über Prechts Ausflug auf den französischen Mont Ventoux, wo man "alle vier europäischen Geierarten beobachten" könne, dann geht es um Donald Trump, Jeff Bezos und, natürlich, das Wetter.
"Wir haben hier in Deutschland mittlerweile 40 Grad", ächzt Markus Lanz - und stellt eilends klar: "Das ist alles Wetter, das verstehe ich schon. Das ist nicht Klima." Dennoch mahnt er: "Die Wetterereignisse, die signalisieren 'Pass auf, da passiert gerade was', die häufen sich." Der ZDF-Moderator sorgt sich: "Ich habe nicht das Gefühl, dass wir als Menschheit gerade in der Lage sind, das in irgendeiner Form zu korrigieren. Ganz im Gegenteil: Ich habe das Gefühl, wir geben uns dem Fatalismus hin."
"Mit wirklich konsequenter Klimapolitik wirst du von deinen Wählern abgestraft"
Das sieht Precht ähnlich. "Wir haben niemanden in unserer jetzigen Regierung, der sagen würde, der menschengemachte Klimawandel existiere nicht. Das heißt also, alle akzeptieren das. Es gibt auch niemanden, der nicht sagen würde: Es ist wahrscheinlich das größte Problem der Menschheit mit all den Folgen, die das für künftige Generationen hat." Das Problem bestehe "also nicht darin, dass wir von Klimaleugnern regiert werden", betont der Autor, "sondern darin, dass wir von Leuten regiert werden, denen die ganze Ernsthaftigkeit des Problems bewusst ist, und die es trotzdem in ihrer täglichen Arbeit komplett marginalisieren und runterspielen".
Nachvollziehbar sei die Untätigkeit vonseiten der Politik in Prechts Augen durchaus: "Mit wirklich konsequenter Klimapolitik wirst du von deinen Wählern abgestraft." Er resümiert: "Das heißt, dass sich doch eigentlich in jedem unserer heutigen Spitzenpolitiker - ob Merz oder Klingbeil - das Bewusstsein gesetzt haben muss, dass wir verloren haben." Mit dieser Einschätzung bringt Precht seinen Gesprächspartner aus der Fassung: "Aber Richard! Wenn das der Befund ist, dann heißt das, wir haben aufgegeben!"
Die meisten hätten "stillschweigend" und nicht gänzlich bewusst resigniert, wird Precht konkreter. Gerade "die Boomer-Generation" gehe seiner Ansicht nach zu weiten Teilen davon aus, dass "die Zukunft, was Klimawandel und Umweltzerstörung anbelangt, fürchterlich wird". Gleichzeitig kenne er "keinen einzigen Politiker, der sagt, im Grunde genommen haben wir die Schlacht um das Klima verloren".
Zwar werde die Klimakrise gemeinhin als "wichtiges Thema" betitelt - "aber die wissen auch, dass das, was sie tun, natürlich viel zu wenig ist. Die können aber irgendwie gut schlafen dabei, und dann muss ich voraussetzen, dass sie insgeheim und still wissen, dass sie das Ding nicht mehr rumgerissen kriegen." Precht ist überzeugt: "Das heißt, dass die sich innerlich damit abgefunden haben, dass wir den Kampf um eine zukünftig bewohnbare Erde verlieren oder schon verloren haben."