Der größte Feind steckt im eigenen Körper

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Tödliche Schatten
Erstmals arbeiten Mordermittler Philip Nabrow (Walter Sittler) und seine Tochter Elisa (Hannah Ehrlichmann) vom Drogendezernat zusammen an einem Fall. Beruflich wie privat eine Herausforderung!
ARD Degeto Film/Oliver Vaccaro
Tödliche Schatten
Erschütternde Disgnose: Der Neurologe Dr. Gormheimer (Falilou Seck, rechts) erklärt Nabrow (Walter Sittler) die vaskuläre Demenz, die in seinem Gehirn voranschreitet.
ARD Degeto Film/Oliver Vaccaro
Tödliche Schatten
Nabrow (Walter Sittler, rechts) und Elisa (Hannah Ehrlichmann) wollen von Boxtrainer und Polizist Jenke (Rainer Wöss) wissen, ob in seinem Club illegal mit Anabolika gehandelt wird.
ARD Degeto Film/Hager Moss Film GmbH
Tödliche Schatten
Das Vater-Tochter-Duo Philip (Walter Sittler, links) und Elisa Nabrow (Hannah Ehrlichmann) hat den Polizisten Hartmut Jenke (Rainer Wöss) im Visier. Der gibt zwar Drogengeschäfte zu, beharrt aber darauf, kein Mörder zu sein.
ARD Degeto Film/Oliver Vaccaro
Tödliche Schatten
Nabrow (Walter Sittler, links) und sein Vorgesetzter Fred Keitel (Uwe Preuss, Mitte) glauben, dass Jenke (Rainer Wöss) etwas mit den Mordfällen zu tun hat. Der Polizist bestreitet das vehement.
ARD Degeto Film/Hager Moss Film GmbH
Tödliche Schatten
Elisa (Hannah Ehrlichmann, rechts) hat nie erfahren, warum ihre Mutter Stefanie (Teresa Harder) vor vielen Jahren so plötzlich von ihrem Vater getrennt hat. Ist er doch nicht so "heilig", wie sie immer dachte?
ARD Degeto Film/Hager Moss Film GmbH
Tödliche Schatten
In hellen Momenten ist der LKA-Beamte Nabrow (Walter Sittler) der brillante Ermittler, der er immer war. Doch in letzter Zeit hat er immer häufiger Aussetzer, die er auf seine Übermüdung schiebt.
ARD Degeto Film/Oliver Vaccaro
Tödliche Schatten
Kriminalkommissarin Frauke Johannsen (Charlotte Irene Thompson, links) ist die engste Mitarbeiterin von Philip Nabrow. Zwischen ihr und Drogenermittlerin Elisa Nabrow (Hannah Ehrlichmann), der Tochter ihres Kollegen, läuft es zunächst nicht rund. Doch beide sorgen sich um den alternden Kommissar.
ARD Degeto Film/Oliver Vaccaro
Tödliche Schatten
Elisa (Hannah Ehrlichmann) ist schon länger aufgefallen, dass ihr Vater Philip Nabrow (Walter Sittler) sich seltsam verhält. Nach dem Fund seiner Erinnerungs-Heftes ist sie alarmiert.
ARD Degeto Film/Oliver Vaccaro
Tödliche Schatten
Elisa (Hannah Ehrlichmann) hat ihren Vater Philip (Walter Sittler, links) überredet, den Neurologen Dr. Gormheimer (Falilou Seck) aufzusuchen. Der Arzt hat erschütternde Neuigkeiten für sie: Nabrow hat eine fortschreitende Demenz.
ARD Degeto Film/Oliver Vaccaro

Walter Sittler als Ermittler in einem Thrillerdrama mit ernstem Thema: Nach dem Mord an zwei Polizisten arbeitet Nabrow mit seiner Tochter Elisa zusammen. Als er die erschütternde Diagnose Demenz erhält, drängt Nabrow Elisa, es nicht seinem Vorgesetzten zu melden und damit Regeln zu brechen.

Die Beziehung zwischen Vätern und Töchtern ist eine ganz besondere, sagt man. Der Vater vergöttert seine Prinzessin - im besten Fall -, möchte ihr alles ermöglichen und sie vor Bösem beschützen. Die Tochter verehrt den Vater wie einen Helden und stellt ihn auf ein Podest mit großer Fallhöhe. Das ist schön, solange das Kind noch jung ist, später allerdings kann es zu echten Konflikten führen. So auch im ungewöhnlichen Thrillerdrama "Tödliche Schatten" am Samstagabend im Ersten.

Elisa (Hannah Ehrlichmann) eiferte ihrem Vater Philip Nabrow (Walter Sittler), Mordermittler beim Berliner LKA, schon immer nach, auch beruflich. Derzeit arbeitet sie beim Drogendezernat, ihr Ziel aber ist die Mordkommission. Die kurz nacheinander verübten Morde an zwei Polizisten führen nun erstmals zur Zusammenarbeit des Duos. Einziger Schnittpunkt der Opfer scheint der Polizei-Boxclub zu sein, in dem beide trainierten - und in dem vermutlich illegal mit ebenjenen Muskelaufbaupräparaten gehandelt wird, die Nabrow bei einem der Toten findet. Dass seine Tochter Kollegen verdächtigt, missfällt dem erfahrenen Ermittler. Doch schon bald wird er es selbst tun ...

Denn Nabrow stellt fest, dass jemand die Tatwaffe im zweiten Mordfall bei ihm zu Hause versteckt hat. Nur ein Tipp bei der Polizei und er wäre der Hauptverdächtige. Wer könnte das wollen und warum? Hat es mit einem alten Fall zu tun, der nun wieder aufgerollt werden soll, wie Nabrow von seinem Chef und Freund Keitel (Uwe Preuss) erfährt? Oder bildet sich Nabrow alles nur ein und hat die Waffe selbst versteckt? Erinnert er sich nur nicht? Eine berechtigte Frage.

Nabrows größter Gegner: die Demenz

Die Anzeichen mehren sich: Nabrow vergisst Dinge, hat Visionen und Albträume, fühlt sich verfolgt, hört Geräusche und Stimmen. Bei einer Festnahme nässt er sich ein, ist verwirrt. Er selbst schiebt es auf zu wenig Schlaf und Stress. Elisa wundert sich anfangs nur. Bis sie ein Heft mit Erinnerungsstützen findet, darunter rot umrandet: "Elisa Nabrow ist meine Tochter!"

Elisa setzt den Vater unter Druck, einen Neurologen aufzusuchen. Die erschütternde Diagnose: vaskuläre Demenz. Nabrow ist verpflichtet, das seinem Arbeitgeber zu melden, doch er weigert sich - und stürzt seine Tochter in einen schweren Konflikt: Sie möchte eine so rechtschaffene Polizistin sein wie sie glaubt, dass ihr Vater einer ist. Elisa weiß aber auch, dass er nie wieder mit ihr reden würde, wenn sie ihn verrät.

Doch sie ist besorgt: "Was, wenn du einen Fehler machst, auf einmal nackt im Büro stehst?" Vater und Tochter finden einen Kompromiss: Nabrow holt Elisa für die Ermittlungen in sein Team, so kann sie auf ihn aufpassen. Und schon bald machen sie einen Verdächtigen aus: Hartmut Jenke (Rainer Wöss), Polizist der alten Schule mit krimineller Vorgeschichte. Der erweist sich als schwieriger Gegner für Nabrow und Elisa ...

Anschauliche Darstellung von Demenz in einem spannenden Kriminalfall

So spannend und vielschichtig der Kriminalfall in "Tödliche Schatten" (Buch: Grimme-Preisträger Christoph Busche) auch ist: Zu etwas Besonderem im Krimi-Dschungel wird der Film durch die geschickt damit verwobenen anderen Themen: die Vater-Tochter-Beziehung und Nabrows Erkrankung.

Diese wird nicht etwa oberflächlich angekratzt, als Erklärung für die Aussetzer, die Nabrow zu einem unzuverlässigen Helden machen. Sie und Nabrows Angst und Verunsicherung werden ernst genommen. Walter Sittler, der hier ganz anders agiert als sein ZDF-Kommissar in "Der Kommissar und das Meer", spielt das nuanciert mit einer Mischung aus Verleugnung, Furcht und Trotz. Ein Mensch wie Nabrow, sagt Sittler, "der so in der realen Welt verwurzelt ist, braucht Zeit, so eine Diagnose sehen zu wollen".

Auch die Veranschalichung der Symptome der Demenz wurden von Regisseur Alexander Diebach und Kameramann Ian Blumers, die bereits bei den Krimireihen "Stralsund" und "Helen Dorn" zusammenarbeiteten, so einfallsreich wie beklemmend inszeniert. Visuell durch verzerrte, verschwommene Bilder. Hinzukommen akustische Elemente, bedrohliche Geräusche und Melodien. Die Zuschauer stecken in diesen Szenen in Nabrows Körper, erleben die erschreckenden Symptome durch seine Augen mit. Anschaulicher kann man das nicht gestalten.

Tödliche Schatten - Sa. 13.09. - ARD: 20.15 Uhr