Auswanderin räumt im ZDF mit Ibiza-Vorurteilen auf: "Hier wird einem nichts geschenkt"

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"hallo deutschland: Abenteuer Auswandern - Neuanfang auf Ibiza"
Helena Kammerer hat sich auf Ibiza von der Ticketpromoterin zum Privat-Concierge hochgearbeitet.
ZDF/Lara Schatz
"hallo deutschland: Abenteuer Auswandern - Neuanfang auf Ibiza"
Anie verfolgt auf Ibiza ihren DJ-Traum. Als Ausgleich arbeitet sie ehrenamtlich in einem Tierheim.
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"hallo deutschland: Abenteuer Auswandern - Neuanfang auf Ibiza"
Auf Ibiza könne sie sich kreativ "viel mehr austoben" als in Deutschland, sagt Elke Clörs in der ZDF-Reportage.
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Zwischen traumhaften weißen Stränden, Sonne und Meer haben vier Deutsche auf Ibiza den Neuanfang gewagt. In einer ZDF-Reportage erklären sie, was die Insel so besonders macht - und machen klar: Auch im Paradies ist das Leben nicht immer leicht.

Dem grauen und verregneten Deutschland entfliehen und dort wohnen, wo andere Urlaub machen - das wünscht sich angesichts der bedeckten, kurzen Tage im Winter wohl der ein oder andere. Die spanische Insel Ibiza scheint da wie ein Traum. Doch zu einem Leben dort gehört weit mehr als eine Sehnsucht nach Sommer, Sonne und Meer. Das ZDF begleitet in einer neuen Ausgabe seiner Reportage-Serie "hallo Deutschland: Abenteuer Auswandern" Menschen, die den Schritt in ein neues Leben gewagt haben.

"Die Insel ist superteuer", weiß Helena Kammerer. Die 33-Jährige begann vor zehn Jahren als Ticketpromoterin auf Ibiza zu arbeiten. Inzwischen ist sie als Privat-Concierge tätig und sorgt dafür, dass es ihren Klientinnen und Klienten beim Urlaub auf der Insel an nichts fehlt. Vom Boot über die Party bis zur Traumvilla - Kammerer kümmert sich um alles. Dafür hat sich die gelernte Goldschmiedin über Jahre ein Netzwerk aufgebaut, in dem gilt: "Jeder hilft sich untereinander, man supportet sich." Diese Hilfsbereitschaft auf Ibiza betont sie immer wieder.

"Ich bin nicht weggegangen, weil mir Deutschland nicht gefällt"

Aber: "Auf der Insel wird einem ja nichts geschenkt", macht Kammerer klar. "Hier einfach nur einen Kellner-Job zu machen, da kommt man nicht weit." Das wissen auch Elke Clörs und ihr Mann Stefan. Im Sommer verkaufen die beiden auf einem Markt von früh bis spät selbstgemachte Pullover. Zwischen Mai und Oktober müssen die beiden auf dem Hippie-Markt in Las Dalias im Norden der Insel Geld für das ganze Jahr verdienen. Ihre Freunde sehen sie während dieser Zeit selten oder gar nicht. Trotzdem ist die balearische Insel zu ihrer Heimat geworden und das, obwohl sie eigentlich nie vorgehabt hätten, genau dorthin auszuwandern, erzählt Elke.

"Ich bin nicht weggegangen, weil mir Deutschland nicht gefällt", stellt sie klar. Denn auf Ibiza finden nicht nur Partygänger und Luxus-Urlauber, wonach sie suchen. Auch kreative Köpfe wie die Clörs können sich hier ausleben - und damit genügend Geld verdienen. Neben der Mode schreibt Elke Kochbücher, die Fotos dafür macht ihr Mann. Dennoch haben sie gelernt: "Das Leben hier ist ja nicht immer einfach."

Auf Ibiza "gibt es mehr DJs als Putzfrauen"

Diese Erfahrung musste auch Sven Heinrich machen. Der gebürtige Kölner wanderte vor über 20 Jahren mit seiner Familie aus und betrieb auf der Nachbarinsel Formentera lange eine Strandbar. Doch vor zwei Jahren verlor er seine Lizenz. Da sei nicht alles mit rechten Dingen zugegangen, sagt er in der ZDF-Reportage. Für ihn und seine Frau bedeutete das: von vorne anfangen. Heinrich bietet Kochkurse an und arbeitet als Mietkoch. Was als Hobby begann, muss jetzt genügend Geld für das Leben auf der teuren Insel einbringen.

Anie hat auf Ibiza ebenfalls ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht. Die Thüringerin ist DJane und legt während der Saison in einem bekannten Beachclub im Süden der Insel auf. Doch sie will mehr und in einem der großen Clubs spielen, die Jahr für Jahr tausende Party-Touristinnen und Touristen anziehen. Mit diesem Traum ist sie allerdings nicht alleine, schließlich sei Ibiza "so wie die Champions League, was elektronische Musik angeht", erklärt ein befreundeter DJ: "Hier gibt es mehr DJs als Putzfrauen." Anie ist sich bewusst, dass sie deshalb "schon auch an die richtigen Leute geraten" muss. "Das ist halt schwer", erzählt sie.

Doch für ihren Traum nimmt sie das ebenso in Kauf, wie die "extrem" hektischen Sommer. Ihren Mann sieht Anie während dieser Zeit kaum.

Auswanderer hat "nicht einmal daran gedacht zurückzugehen"

Trotz Auftritten auf Ibiza und auf Festivals auf der ganzen Welt findet Anie Zeit, sich ehrenamtlich zu engagieren. Denn nicht nur die hohen Kosten auf der Insel sind ein Problem: Podencos, das sind spanische Jagdhunde, werden teilweise von ihren Besitzern ausgesetzt und vermehren sich unkontrolliert. Gemeinsam mit einer deutschen Tierschutzorganisation kümmert sich Anie in einem Tierheim um die Hunde. Die Arbeit ist für sie ein Ausgleich zur stressigen Musikwelt.

Neben den Hunden werden auf Ibiza auch immer wieder Hauskatzen ausgesetzt. Um 100 von ihnen kümmert sich Elke Clörs mit ihrer Tochter. Doch obwohl sie kaum Freizeit hat und ihr bereits einige nahegelegt hätten, aufzuhören, sagt sie: "Ich kenne ja die 100 Katzen fast alle mit Namen. Und die haben ja nur mich."

Ein Paradies, wie es sich der ein oder andere vorstellen mag, ist Ibiza also nicht. Doch für Kammerer, die Clörs, Heinrich und seine Familie sowie für Anie ist klar, dass sie auf der Insel ein Zuhause für immer gefunden haben. "In all den über 20 Jahren, die ich jetzt hier bin, haben wir nicht einmal daran gedacht, zurückzugehen - nicht einmal", stellt Heinrich klar.

"hallo Deutschland: Abenteuer Auswandern - Neuanfang auf Ibiza" ist in der ZDF-Mediathek zu sehen.

Quelle: teleschau – der mediendienst