Eine "queere Ikone" und ein "Meilenstein" sei Daniel Küblböck gewesen, sein Leben eine "Empowerment-Geschichte": Die neue ARD-Doku über den verstorbenen DSDS-Star ist tieftraurig - und steckt voller Bewunderung für Daniel Küblböck alias Lana Kaiser.
Sollte es in Deutschland jemals eine queere Ikone gegeben haben - "dann war es Daniel". So zumindest lautet die Einschätzung von Olivia Jones, die in der dreiteiligen ARD-Doku "Die Küblböck-Story - Eure Lana Kaiser" als enge Freundin des verstorbenen Sängers vorgestellt wird. "Unzertrennlich" seien sie und Daniel Küblböck gewesen; bis heute mache sich die Dragqueen Vorwürfe wegen des frühen Todes der TV-Bekanntheit, die sich in den Wochen vor ihrem Tod "Lana Kaiser" nannte und bei Freunden, Familie und Fans als transgeschlechtlich outete.
"Diese Serie handelt von einer Person, die sich kurz vor ihrem Ableben als trans sichtbar machte. Da viele Gesprächspartner:innen sie nur aus der Zeit davor kennen, werden in dieser Serie unterschiedliche Namen und Pronomen verwendet", heißt es zu Beginn der Dokumentation. Und tatsächlich: Während unter anderem Küblböcks Ex-Freund, sein Vater sowie Olivia Jones im Film ausschließlich von "Daniel" sprechen, ist bei anderen Wegbegleitern, Freunden und Bewunderern stets von "Lana" die Rede.
Am 9. September 2018 ging Küblböck beziehungsweise Kaiser, damals 33, während einer Kreuzfahrt vor der Küste Neufundlands über Bord. Am 22. Februar 2021 wurde der ehemalige Castingshow-Star offiziell für tot erklärt. "Er war schon sehr, sehr alleine ganz zum Schluss", sagt Olivia Jones heute. "Ich hätte das vielleicht eher mitkriegen müssen, nachhaken müssen, sensibler sein."
"Wilde Spekulationen" auf Kreuzfahrtschiff
Was genau sich vor fast sieben Jahren auf dem Schiff zutrug, bleibt bis heute ungewiss. Küblböcks Entscheidung, eine Kreuzfahrt zu machen, sei Freunden zufolge spontan gewesen. An Bord habe der Bühnenstar "partyfreudig, aber auch ein bisschen angespannt" gewirkt, berichtet die Passagierin Ulrike Genglawski im Film. "Ich sah Lana in der Diskothek, da gab es irgendeinen Streit oder irgendetwas passte ihr nicht. Sie zischte durch die Menge ab und rempelte einen Typen an, der dann leider auch gleich einen homophoben Kommentar dazu abgab."
Zudem sei "sensationslüstern" von allen Passagieren "getuschelt" worden, dass sich Daniel Küblböck an Bord befinde. Auch, als es hieß, eine Person sei über Bord gegangen, habe es "wilde Spekulationen" gegeben: "Es gab Mitreisende, die sagten, dass sie sich nur versteckt hat im Kabinenraum."
Wie aus einer in der Doku veröffentlichten Sprachnachricht hervorgeht, schien sich Küblböck selbst auf der Kreuzfahrt nicht wohlgefühlt zu haben. "Ich möchte nur sagen, ich möchte gern von dem Schiff hier runter und nach New York fliegen. Hier auf dem Schiff klappt irgendwie nichts, wie ich das will", ist in der letzten Tonaufnahme zu hören, die der Star an einen Ex-Freund verschickte.
"Auf einmal wurde ganz viel versteckte Homophobie in den Menschen geweckt"
So traurig wie die Sprachnachricht klingt vieles, was man Küblböck selbst im Film sagen hört. "Ich würde niemals sagen, dass ich eine schöne Kindheit gehabt habe, wenn ich sie nicht hatte. Ich möchte, dass die Leute einfach verstehen, wieso ich ab und zu mal schräg drauf bin", sagte er etwa zu Beginn seiner Karriere in einem TV-Interview. Seine jungen Jahre seien von Gewalt und Einsamkeit geprägt gewesen; nach "Deutschland sucht den Superstar" war er auch in der Öffentlichkeit stets mit Hass und Hetze konfrontiert.