Anja Kling in ihrer ersten Großmutter-Rolle

2 Min
Per Anhalter zur Ostsee
Großmutter, Tochter, Enkeltochter? Nicht ganz. Doch auch wenn Ani (Franziska Wulf, links) nicht die verschwundene Anita ist, wirken sie, Nele (Maïmouna Mbacké) und Steffi (Anja Kling) wie eine kleine Familie.
ARD Degeto Film/filmpool fiction GmbH/Christine Schroeder
Per Anhalter zur Ostsee
Auf der gemeinsamen Fahrt freunden sich Steffi (Anja Kling) und der Fernfahrer Ibo (Sahin Eryilmaz) an. Beide haben persönlichen Ballast zu tragen und schaffen es, sich gegenseitig zu öffnen.
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Per Anhalter zur Ostsee
Steffi (Anja Kling, links) ist überglücklich, als sie mithilfe des Polizisten Lucas (Bernhard Conrad) ihre Enkelin Nele (Maïmouna Mbacké, Mitte) bei Ani (Franziska Wulf) in ihre Arme schließen kann.
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Per Anhalter zur Ostsee
Schauspielerin Ani (Franziska Wulf, links) hat durch die Begegnung mit Nele und deren Geschichte mit Mutter und Großmutter erkannt, dass sie sich den Problemen mit ihrer eigenen Mutter (Rike Eckermann) stellen muss.
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Per Anhalter zur Ostsee
Eine Spur führt Steffi (Anja Kling) und Polizist Lucas (Bernhard Conrad, rechts) an die Ostsee zum Bootsverleiher Fred (Jonas Minthe). Weiß er womöglich etwas über den Verbleib von Steffis Tochter Anita?
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Per Anhalter zur Ostsee
Werden Steffi (Anja Kling) und Nele (Maïmouna Mbacké) endlich erfahren, wo Anita abgeblieben ist?
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Per Anhalter zur Ostsee
Steffi (Anja Kling) ist in großer Sorge, als sie den Zettel sieht, den ihre Enkelin Nele hinterlassen hat. Das Mädchen ist heimlich von Köln nach Hamburg unterwegs, um ihre Mutter zu suchen. Die besorgte Oma reist ihr hinterher - und landet auf einem erkenntisreichen Roadtrip.
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Per Anhalter zur Ostsee
Nele (Maïmouna Mbacké, rechts) ist sich sicher, dass die Schauspielerin Ani (Franziska Wulf) ihre verschollene Mutter ist und sucht sie am Set ihrer Serie auf. Doch die Begegnung läuft nicht so, wie von dem Mädchen erhofft.
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Per Anhalter zur Ostsee
Steffi (Anja Kling) hat seit dem Verschwinden ihrer Tochter große Verlustängste und setzt alles daran, so schnell wie möglich von Köln nach Hamburg zu kommen, wo sie ihre ausgebüxte Enkelin vermutet.
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Die elfjährige Nele glaubt, in der Seriendarstellerin Ani ihre verschollene Mutter Anita zu erkennen, und nimmt heimlich die Bahn zu ihr nach Hamburg. Neles Großmutter Steffi reist ihr panisch per Anhalter hinterher. Es wird ein Trip zur Selbsterkenntnis - für alle drei Protagonistinnen.

Irgendwann ist es wohl bei den meisten Schauspielerinnen so weit: Sie werden als Großmutter besetzt. Im Fall von Anja Kling muss man da doch kurz staunen. Die 55-Jährige führt im TV-Drama "Per Anhalter zur Ostsee" am Freitagabend im Ersten und vorab in der Mediathek das Trio seiner Protagonistinnen an. Der Arbeitstitel des Films lautete "Die Reise zu mir" und wäre passender gewählt als der eher beliebige finale Titel. Denn alle drei machen in dem 90-Minüter eine Reise der Selbstfindung durch. Der Weg ist das Ziel.

Steffi (Kling) ist eine Helikopter-Oma, übervorsichtig, fast panisch, wenn es um ihre Enkelin Nele (Maïmouna Mbacké) geht. "Darf ich überhaupt irgendwas machen? Bind mir doch gleich 'ne Leine um!", sagt die Elfjährige wütend. "Du kriegst ja schon Angst, wenn ich nur einen Tee aufbrühe!" Vor acht Jahren verschwand Steffis Tochter Anita, Neles Mutter, spurlos während einer Reise. Zuvor hatten sie sich im Streit getrennt, seitdem lebt Steffi mit Schuldgefühlen. Nele erzählt sie, Anita sei auf Weltreise.

"Steffi hat mit begründeten und sehr verständlichen Verlustängsten zu kämpfen, die sie unbewusst ausgerechnet an der Person auslässt, die sie am allermeisten liebt", erklärt Anja Kling ihre Figur. "Dieser Konflikt hat mich sehr berührt. Und auch wenn wir versucht haben, eine leichtfüßige Erzählweise zu finden, sind die dargestellten Schwierigkeiten für mich absolut nachvollziehbar."

Eine Reise zur Selbsterkenntnis

Und dann ist Nele plötzlich weg. "Omi, vertrau mir", steht auf einem Zettel, den sie zurückgelassen hat. "Ich bin bald zurück. Ich mach auch nichts Gefährliches." Beim Fernsehen am Abend zuvor glaubte sie, in der Seriendarstellerin Ani (Franziska Wulf) ihre Mutter erkannt zu haben. Kurzentschlossen fährt das Mädchen allein nach Hamburg zum Drehort.

Steffi folgt ihr in Panik. Doch im Zug verliert sie ihren Rucksack samt Ticket und wird vor die Tür gesetzt. In ihrer Not nimmt sie auf einer Raststätte eine Mitfahrgelegenheit des empathischen Fernfahrers Ibo (Sahin Eryilmaz) an. Der hat allerdings eine elfstündige Pausenpflicht. Auf dem nächtlichen Rastplatz kommen die beiden ins Gespräch und öffnen sich einander bei Würstchen im Regen. Zeitgleich trifft Nele auf Ani, die ihr allerdings schnell die Illusion nimmt, ihre Mutter zu sein. Ani wiederum wird durch die Begegnung mit dem Mädchen dazu motiviert, ihre eigenen Probleme nicht länger zu verdrängen.

Und was ist nun mit Anita? Werden Steffi und Nele endlich Klarheit über ihren Verbleib erhalten? Zumindest, so suggeriert es auch der Filmtitel, ist die Reise in Hamburg ja noch nicht zu Ende ...

"Es geht um die Fähigkeit des Loslassens"

"Per Anhalter zur Ostsee" ist typische ARD-Degeto-Kost: eine herzerwärmende Geschichte ohne besonderen Tiefgang oder größere Überraschungen. Doch dank der sympathischen Darstellerinnen sorgt der 90-Minüter für durchaus gemütliche und berührende Unterhaltung zum Wochenabschluss.

Die Botschaft fasst Anja Kling so zusammen: "In unserem Film geht es sehr um die Fähigkeit des Loslassens, des gegenseitigen Vertrauens und der Überwindung eigener Ängste und Schranken, die uns in unserem Leben oft hemmen." Und sie gesteht: "Auch wenn meine Kinder inzwischen erwachsen sind und ich ihnen in jeder Hinsicht zu hundert Prozent vertraue, kann ich die Sorge um sie ja nicht einfach so abstellen ... Sie bleiben für mich für immer meine Kinder, die beschützt werden müssen. Ich glaube, das ist ganz normal."

"Per Anhalter zur Ostsee" - Fr. 22.08. - ARD: 20.15 Uhr