In Zeiten von Fake News und Sozialen Medien mit ihrer eigenen Sicht der Realität steht das öffentlich-rechtliche Fernsehen stark
unter Druck. Warum es wichtig ist, diejenigen, die Sendern wie ARD und ZDF den Rücken gekehrt haben, zurückzugewinnen, erklärt Sandra Maischberger im Interview.
Sandra Maischberger glaubt, dass das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Sachen Wahrheitsfindung und -vermittlung an die Zuschauerinnen und Zuschauer heute vor schweren Aufgaben steht: "Früher hatte man - bei allen politischen Differenzen - die Gewissheit: Wir leben alle in derselben Welt", erklärte die Moderatorin der ARD-Talkshow "maischberger" im Interview mit der Nachrichtenagentur teleschau. Natürlich habe sich die Lebensrealität von jemandem, "der in einem kleinen Dorf wohnt", von der eines Großstädters schon immer unterschieden: "Aber es gab immer noch Orte oder Medien, wo man sich begegnete oder sich austauschte." Dies sei nun anders: "Heute driftet die Wahrnehmung der Welt aber sehr viel dramatischer auseinander, weil sich viele Menschen in ihren Blasen mit Gleichgesinnten über Dinge austauschen, über die sich eigentlich einig sind."
Genau diese Menschen außerhalb der eigenen Blase zu erreichen, sieht die ARD-Talkerin als große Aufgabe der Öffentlich-Rechtlichen: "Zunächst mal müssen wir unsere journalistischen Standards einhalten. Jede Information, jede Quelle wird doppelt gecheckt." Dies sei der entscheidende Unterschied zu "Fake News und Social Media". Die 59-Jährige fuhr fort: "Unsere zweite Aufgabe ist, zu den Menschen durchzudringen, die Journalismus und öffentlich-rechtliche Medien kritisch sehen und die wir über die alten Ausspielwege vielleicht gar nicht mehr erreichen." Die nach ihr benannte Talkshow sei deshalb auch auf Instagram und YouTube zu finden.
"Heute wäre Leni Riefenstahl ein Social-Media-Star"
"Wir müssen sie überzeugen, dass unsere Arbeit, unsere Nachrichten handwerklich hohen Standards folgen", fuhr sie fort: "und dass wir, wenn wir Fehler machen, dies auch klar benennen und daraus lernen." Dieser Weg sei alternativlos: "Wir müssen daran arbeiten, dass es wieder eine Konsens-Realität gibt. Und über die darf dann gerne kontrovers diskutiert und gestritten werden." Denn so funktioniere Demokratie.
Das Interview fand anlässlich der Erstausstrahlung von dem von Maischberger produzierten Dokumentarfilm "Riefenstahl" (Montag, 24. November, 22.50 Uhr, Das Erste und in der ARD Mediathek) statt. Der Film, der 2024 bereits im Kino lief, sortiert den Nachlass von Leni Riefenstahl, einer Frau, die als visionärste Regisseurin ihrer Zeit galt und für ihre Nähe zu den Nazis bis heute kritisch gesehen wird. Auch weil sie letztere stets leugnete: "Heute wäre Leni Riefenstahl ein Social-Media-Star", bilanzierte Maischberger im Interview: "Wir haben auch deshalb so viel Material von ihr, weil sie sich immer selbst in den Mittelpunkt der Betrachtung stellte. Wie eine Influencerin von heute. Sie verdrehte die Wahrheit in einem Sinne und wiederholte dieses Narrativ stets, wie es heute wieder sehr populär ist. Man findet bereits das komplette Instrumentarium der Fake News in ihrer Art der Kommunikation."
Quelle: teleschau – der mediendienst