Frust über Söder und Aiwanger: Harald Lesch wollte im Bayerischen Klimarat "fast hinschmeißen"

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Harald Lesch
"Es ist besser für die Gesellschaft, wenn wir uns in den Wissenschaften diese politische Naivität bewahren", glaubt Professor Harald Lesch.
ZDF / Johanna Brinkmann

Die gesetzlich festgelegten Klimaziele im Freistaat stehen in der Diskussion. Harald Lesch bringt die Debatte in Rage. In einem Interview attackierte der Physiker und ZDF-Moderator die bayerische Landesregierung scharf - und machte konkrete Vorschläge, wie es besser ginge.

Seit Oktober 2015 ist Harald Lesch Mitglied des Bayerischen Klimarats. Viel Freude scheint ihm die Tätigkeit im Beratergremium der Staatsregierung derzeit aber nicht zu machen.

Der Grund: Inzwischen wird offen das im Klimaschutzgesetz festgelegte Ziel diskutiert, wonach der Freistaat bis 2040 klimaneutral sein muss. "Für uns im Klimarat ist es daher ein Rückschlag, wenn Klimaziele zurückgenommen werden. Ich wäre auch schon fast geneigt gewesen zu sagen: Komm, wir schmeißen den ganzen Laden hin", bekannte Lesch nun im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung".

Im Gespräch konkretisiert der aus den "Terra X"-Sendungen des ZDF bekannte Astrophysiker und Wissenschaftsjournalist seine Vorbehalte gegen den Kurs der von Ministerpräsident Markus Söder geführten Koalition in München. Statt sich zu vereinbarten Zielen zu bekennen, wende sie sich "sehr weit entfernten technologischen Zukunftsmissionen wie der Kernfusion zu oder verläuft sich bei der Wasserstoffstrategie", kritisierte Lesch.

Harald Lesch: "Wärmepumpen und E-Mobilität sind keine grünen Spinnereien"

Grüner Wasserstoff, erklärte der Physik-Professor weiter, sei "ein kostbarer und teurer Rohstoff, den wir für Industrieprozesse brauchen, statt ihn im Auto zu verbrennen, wie es Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger propagiert". Zwar sei es beim Ausbau der Erneuerbaren Energien zuletzt vorangegangen, das aber vornehmlich auf privater Ebene. "Sein Potenzial hat der Freistaat noch lange nicht ausgeschöpft", ist Lesch überzeugt.

Um die Akzeptanz in der Bevölkerung für die Energiewende zu stärken, schlägt der 65-Jährige "eine Art Staatsfonds" vor, "von dem alle finanziell profitieren können und nicht nur irgendwelche anonymen Investoren". Bürgerbeteiligung, so Lesch, stehe an erster Stelle. Dazu gehöre es auch, Zukunftstechnologien nicht schlechtzureden. Wärmepumpen und E-Mobilität seien "keine grünen Spinnereien", bekräftigte Lesch, sondern im Gegenteil: "Das sind Technologien mit der höchsten Effizienz, das Beste, was die Physik zu bieten hat."