"Das macht mir große Sorgen": Schauspieler Walter Sittler geht mit gesellschaftlichen Entwicklungen ins Gericht

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Walter Sittler im Interview
Walter Sittler sorgt sich um sein Geburtsland, die USA: "Das Amerika, das wir glauben, gekannt zu haben, gibt es nicht mehr."
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Walter Sittler im Interview
Der Durchbruch gelang Walter Sittler Mitte der 90er-Jahre mit den TV-Serien "Girl Friends" und "Nikola" an der Seite von Mariele Millowitsch. Seit 2007 verkörpert er Kommissar Robert Anders in der ZDF-Krimireihe "Der Kommissar und das Meer", aus der 2022 "Der Kommissar und der See" wurde. Im November 2025 gibt es eine Fortsetzung.
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Walter Sittler im Interview
Im Interview spricht Walter Sittler über "Nachholbedarf an Gerechtigkeit" und kritisiert die "Trumpisierung" der Sprache.
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Tödliche Schatten
In hellen Momenten ist der LKA-Beamte Nabrow (Walter Sittler) der brillante Ermittler, der er immer war. Doch in letzter Zeit hat er immer häufiger Aussetzer, die er auf seine Übermüdung schiebt.
ARD Degeto Film/Oliver Vaccaro

Walter Sittler (72) spielt im ARD-Krimi "Tödliche Schatten" einen Ermittler mit Demenz. Privat topfit, spricht der Schauspielstar im Interview über einen "Nachholbedarf an Gerechtigkeit", kritisiert die "Trumpisierung" der Sprache und warnt vor einem Comeback des "harten Typs" weltweit.

Schauspieler Walter Sittler schlüpft im ARD-Krimi "Tödliche Schatten" (Samstag, 13. September, 20.15 Uhr) in die Rolle eines Ermittlers, der mit fortschreitender Demenz zu kämpfen hat. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur teleschau spricht er jetzt über die besondere Herausforderung dieser Figur. Dabei nahm er sich auch Zeit für einen durchaus kritischen Blick auf gesellschaftliche Entwicklungen. Sittler betont, er erkenne einen deutlichen "Nachholbedarf an Gerechtigkeit".

Die Demokratie sei für ihn "ein uneingelöstes Gerechtigkeitsversprechen". Ein Satz, der hängenbleibt. Sittler erklärt: "Daran muss man arbeiten. Da haben wir als Gemeinschaft in den vergangenen Jahrzehnten ein bisschen geschlampt." Am Herzen liegt ihm dabei vor allem ein sehr konkreter Gedanke: "Wir sollten uns das Leben gegenseitig leicht machen, statt es uns schwer zu machen." Der Blick über den Atlantik zeige ihm allerdings, dass dort aktuell "das Gegenteil passiert".

"Das Amerika, das wir glauben, gekannt zu haben, gibt es nicht mehr"

Der in Chicago geborene Schauspieler befindet im teleschau-Interview: "Das Amerika, das wir glauben, gekannt zu haben, gibt es nicht mehr. Das Amerika, das geprägt war von relativer Großzügigkeit, Lässigkeit, das ist weg." Für Sittler keine völlig unerwartete Entwicklung, und doch macht ihm die Wucht der aktuellen Lage zu schaffen: "Die Härte, mit der man das durchsetzt, ist erschreckend. Amerika hatte von uns aus betrachtet im Untergrund eine gewisse Brutalität, weil die Geschichte Amerikas brutal ist." Gemeint seien "sowohl die Sklaven" als auch "die Eroberung des Westens - die auch das Bild des Mannes prägt".

Heute beobachte er weltweit einen gefährlichen Trend, so Sittler: "Dieser harte Typ, der glorifiziert wird", erlebe ein Comeback. Mehr noch: "Einige Politiker benehmen sich schon wie schlechte Halbstarke. Ich bemerke auch hierzulande eine langsame 'Trumpisierung' im Sprachgebrauch. Bei den Konservativen, bei den Rechtsradikalen. Das macht mir große Sorgen." Und obwohl Walter Sittler in den USA geboren ist, fühlt er sich letztlich doch ganz klar hier verwurzelt - schließlich sei er "deutsch sozialisiert".