Der Papst ist tot, das Konklave findet statt und jetzt schauen alle den gleichnamigen Thriller. Doch hat der Film diesen Ruhm jetzt verdient? Unser Volontär Florian hat "Konklave" angeschaut und verrät seine Meinung.
Seitdem Papst Franziskus am 21. April 2025 gestorben ist, wird der Film "Konklave" in großer Zahl gestreamt. Doch hat der Thriller aus dem Jahr 2024 diesen regelrechten Hype überhaupt verdient? Diese Frage habe ich mir gestellt und deshalb den Film gekauft und angeschaut, um ihn jetzt zu bewerten.
Was bereits vor dem Anschauen für den Film spricht: Er wurde für acht Kategorien bei der Oscarverleihung 2025 nominiert - einen Preis konnte er sogar gewinnen. Das ist auch kein Wunder, denn Regie führte der in Wolfsburg geborene Edward Berger, dessen Film "Im Westen nichts Neues" auch 2023 vierfach ausgezeichnet wurde. Kann "Konklave" an diesen Erfolg anknüpfen?
Lord Voldemort als Kardinal - kann das funktionieren?
Wie der Titel bereits verrät, geht es im Film um ein Konklave, das nach dem Tod eines fiktiven Papstes abgehalten wird. Im Zentrum der Handlung steht Kardinal Thomas Lawrence, der die Wahl des neuen Papstes leiten muss. Es bricht ein Machtkampf um den Heiligen Stuhl aus, wobei es auch zu Intrigen und spannenden Wendungen kommt - und das alles während des Konklaves.
Aber kann ein Machtkampf unter alten Katholiken spannend sein? Durchaus kann er das. "Konklave" spart nicht mit gut geschriebenen Dialogen und plötzlichen Abbiegungen. Fairerweise muss ich gestehen, dass ich einige der Wendungen vorhersehbar fand, andere haben mich entgegen aus dem Nichts getroffen. Somit war mir in keiner Sekunde langweilig und ich war vor dem Bildschirm gefesselt, auch wenn einiges meiner Meinung nach durchschaubar war.
Getragen wird die Geschichte vom Hauptcharakter Thomas Lawrence, der von Ralph Fiennes verkörpert wird. Wem der Name nichts sagt: Ralph Fiennes ist vor allem unter meiner Generation als "Lord Voldemort" von "Harry Potter" bekannt. Ich hatte zuerst die Befürchtung, dass ich Kardinal Lawrence nicht von Voldemort trennen könnte. Letztendlich überzeugte mich Fiennes mit seiner schauspielerischen Leistung. Ich finde es fast schon ungerecht, dass er nur für den Oscar nominiert war und ihn nicht gewonnen hat. Um den anderen Charakteren viel Tiefgang zu gewähren, war der Film jedoch zu kurz. Im Vergleich wird ein solcher Machtkampf zwischen Persönlichkeiten tiefgründiger, wenn er in einem längeren Format, wie einer Serie verpackt ist, wie zum Beispiel "Game of Thrones".
Kamera, Musik, Drehort - wie "Konklave" den perfekten Rahmen bekommt
Kommen wir nun zu einem meiner liebsten Punkte als Medienwissenschaftler: Der Kameraführung. Die Kameraarbeit ist an vielen Punkten des Films ein echter Augenschmaus. Sowohl ästhetische Kamerafahrten als auch symmetrische Bilder sind in "Konklave" mehrfach vorhanden. Besonders mit den Hintergründen der religiösen Gebäude wirken die symmetrischen Kamerabilder umso stärker. Zu jeder Kamerafahrt und -bild gehört natürlich auch der Schnitt. Dieser fällt so gut aus, dass der Film für den besten Schnitt 2025 nominiert wurde.
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Die religiösen Drehorte konnten selbstverständlich nicht alle besucht werden. So wurde beispielsweise der Innenraum der Sixtinischen Kapelle für den Film nachgebaut. Es ist zwar einige Zeit her, dass ich die Sixtinische Kapelle in Rom gesehen habe, dennoch finde ich den Nachbau meiner Erinnerung entsprechend gut gelungen. Vatikan-Experten mögen mir gerne widersprechen, falls meine Wahrnehmung falsch sein sollte. Ein weiterer der wenigen Handlungsräume ist die Residenz der Kardinäle. Mit dem engen Flur und den kleinen Zimmern trägt dieser Ort zu einer klaustrophobischen Stimmung bei, die bereits dadurch entsteht, dass ein Großteil des Films in Innenräumen spielt. Auch für das beste Szenenbild war "Konklave" nominiert.