Skandalöser "Tatort" zeigte erst 15-Jährige nackt: Kinski stellt neue Forderung

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Der oft wiederholte Krimi "Reifezeugnis" zeigte die damals erst 15 Jahre alte Nastassja Kinski nackt. Nun erzählt sie, wie es ihr während der Dreharbeiten ging und was sie nun von den "Tatort"-Verantwortlichen erwartet.

Update vom 04.03.2024: Nastassja Kinski will eine Entschuldigung für Tatort "Reifezeugnis"

Schauspielerin Nastassja Kinski verlangt für ihre Nacktszenen als 15-Jährige im erfolgreichen "Tatort"-Krimi "Reifezeugnis" eine Entschuldigung. "Ich möchte die Leute konfrontieren, die verantwortlich waren dafür", sagte sie dem Fernsehsender RTL über den Thriller von 1977. "Und ich möchte eine Entschuldigung - öffentlich."

Vor zwei Wochen war bekannt geworden, dass die Schauspielerin die weitere Ausstrahlung der Nacktszenen verhindern will und Anwälte eingeschaltet hat. Der Norddeutsche Rundfunk (NDR), der den Film damals unter der Regie von Wolfgang Petersen (1941-2022) produziert hat, teilte auf dpa-Anfrage am Montag in Hamburg mit: "Der NDR hat vor fast zwei Wochen fristgerecht geantwortet und ein persönliches Gespräch mit dem Programmdirektor angeboten. Der Film ist derzeit auf allen Ausspielwegen gesperrt. Das Gesprächsangebot halten wir aufrecht."

Kinski ist bereits zu Beginn des Films mit nackter Brust an einem See zu sehen. In dem oft wiederholten Kieler Kult-Krimi spielte sie die 17 Jahre alte Schülerin Sina, die mit ihrem verheirateten Lehrer (dargestellt vom 2023 gestorbenen Christian Quadflieg) eine Affäre hat. Tatsächlich war sie während der Dreharbeiten aber erst 15.

Sie habe sich bei solchen Szenen nicht wohlgefühlt, "obwohl ich den Regisseur mochte, das ganze Team". Sie sei am Set ohne elterliche Begleitung gewesen, sagte Kinski. "Meine Mutter war nicht eingeladen, das war mit Absicht von der Produktion - so kann ich das nur verstehen." Es sei zwar ihr Job als Schauspielerin gewesen. "Aber dann ging ich ins Hotel und dann habe ich geweint."

Ihre Mutter, die in den 1970ern in Scheidung lebte, sei finanziell in Not gewesen, sagte die Schauspielerin. Sie habe als Tochter mit der Gage zum Lebensunterhalt beigetragen. "So habe ich auch uns geholfen, meiner Mutter und mir. Das werde ich nie vergessen, das ist wie gestern. Wir waren in einer wirklich schlimmen Situation, und als die Angebote kamen, war das ein Glück für mich und meine Mama."

Sie stelle sich mit Blick auf "Reifezeugnis" die Frage: "Warum haben sie es nicht anders gedreht? Derselbe Effekt, dieselbe Geschichte, Lehrer, Schüler, das Drama, mit dem Jungen, aber anders gedreht, sodass man nicht alles sieht."

Update vom 26.2.2024: Schauspielerin äußert sich zu Nacktszenen in Tatort-Folge

Die heute 63-jährige Nastassja Kinski war während der Dreharbeiten zu der Tatort-Folge "Reifezeugnis", die Nacktszenen von ihr enthält, erst 15 Jahre alt. In der Folge verkörperte sie eine 17-Jährige, die ein Verhältnis zu einem verheirateten Lehrer hatte.

Diese Thematik sorgte in den 70ern, als die Folge veröffentlicht wurde, für große Aufsehen und galt als sexuelle Initiation für sehr viele männliche Jugendliche, wie die dpa berichtet.

"Sollten nicht so ausgeliefert werden": Nacktszenen hätte man anders drehen können

Doch die wiederholte Ausstrahlung hinterließ bei der damals Minderjährigen Spuren. In einem Instagram-Post äußert sich die Schauspielerin, dass ihr die "unbekleideten Szenen weh taten".

In der Stellungnahme positioniert sich die Schauspielerin offen gegen den NDR und kritisiert, dass das Erste Teenager hätte Schutz bieten sollen, anstatt sie auszunutzen: "Es geht mir darum, dass ich 15 Jahre war und man mit 15 einen Schutz braucht".

Diesen hatte sie damals nicht und es war auch sonst niemand da, der sich für sie einsetzte. Auch Wolfgang Petersen, den sie als tollen Regisseur lobt, hätte es "anders drehen können mit (dem)selben Impakt". Kinski betont, dass ihr die Rolle sehr wichtig gewesen ist und Jugendliche in solchen Rollen eine Ansprechperson brauchen. Auch heutzutage finde sie das "arg wichtig".

Erstmeldung vom 20.2.2024: Schauspielerin will Verbot von "legendärer" Tatort-Folge

Schon damals war er ein Skandal: Der "Tatort"-Thriller "Reifezeugnis" aus dem Jahr 1977 gehört zu den bekanntesten Krimis der deutschen Fernsehgeschichte - nun gibt es Ärger um die Episode. Schauspielerin Nastassja Kinski (63) will die weitere Ausstrahlung von Nacktszenen in dem Krimi verbieten lassen, weil sie bei den Dreharbeiten erst 15 Jahre alt war. Das teilte die Anwaltskanzlei Schertz-Bergmann in Hamburg am Dienstag (20. Februar 2024) mit. Zuvor hatte spiegel.de darüber berichtet. 

"Nastassja Kinski war damals faktisch ohne Begleitung am Set, als die Szenen gedreht wurden", erläuterte ihr Anwalt Christian Schertz im Spiegel-Artikel. Eine rechtswirksame Einwilligung als Minderjährige sei damit "denklogisch ausgeschlossen" gewesen. Unabhängig davon habe er im Namen von Frau Kinski für die Zukunft eine Einwilligung widerrufen. Damit richtet er sich an den Norddeutschen Rundfunk (NDR), der die Rechte an dem Film hat, der unter der Regie von Wolfgang Petersen (1941-2022) entstand.

"Denklogisch ausgeschlossen" - keine Einwilligung für Skandal-Szene

Eine NDR-Sprecherin teilte dazu mit: "Zur Anfrage von Frau Kinski wird der NDR sich fristgerecht verhalten." Weiter erläuterte der Sender auf dpa-Anfrage: "Der NDR hat seit der Anfrage von Frau Kinski geprüft, ob der Film im NDR oder in anderen Landesrundfunkanstalten zur Ausstrahlung vorgesehen ist und auf welchen Plattformen er aktuell angeboten wird. Eine Ausstrahlung in der ARD ist bis auf Weiteres nicht vorgesehen. Wir sind im Gespräch mit Lizenznehmern, um den Film bis zur Klärung des Sachverhalts auch von Streamingplattformen zu nehmen. Im NDR findet eine juristische Prüfung statt sowie eine Abschätzung möglicher Folgewirkungen."

Kinski ist bereits zu Beginn des Films mit nackter Brust an einem See zu sehen. In dem oft wiederholten Kult-Krimi spielte sie die 17 Jahre alte Schülerin Sina, die mit ihrem verheirateten Lehrer (dargestellt vom 2023 gestorbenen Christian Quadflieg) eine Affäre hat. Tatsächlich war sie während der Dreharbeiten erst 15. "Reifezeugnis mit Nastassja Kinski war in den Siebzigern eine sexuelle Initiation für sehr viele männliche Jugendliche. Auch deswegen ist dieser Tatort zur Legende geworden", bewertete NDR-Fernsehfilmchef Christian Granderath noch im vergangenen Jahr die umstrittene Folge.

Der Tabubruch mit der Lehrer-Schülerin-Beziehung löste 1977 einen großen Wirbel aus und zog eine Topquote nach sich: Eine Sehbeteiligung von 67 Prozent bei der Erstausstrahlung ist überliefert. Damals wurde allerdings noch nach anderen Kriterien und vor allem nur in Westdeutschland gemessen.

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Vorschaubild: © Klar/dpa