Am 10. Oktober erscheint das posthume Album "Mut zur Liebe" von Anna R., das ihre letzten musikalischen Werke enthält. Ein Musikerkollege spricht über ihre Persönlichkeit und die Lieder.
Die Nachricht ist ein Schock. Als Rosenstolz-Sängerin Anna R. im März überraschend stirbt, können es manche Fans kaum glauben. Auch einer ihrer Freunde reagiert ungläubig. "Ich war in völliger Schockstarre", sagt Musiker Manne Uhlig (54), "konnte damit erstmal gar nicht umgehen." Denn noch kurz vor Annas Tod arbeitete er mit ihr an einem neuen Album.
Mehr als ein halbes Jahr später erscheint das Album nun posthum - "Mut zur Liebe" wird am Freitag (10. Oktober) veröffentlicht. Es sind die letzten Lieder einer Sängerin, deren Stimme so ungewöhnlich war. Wenige Wochen vor ihrem Tod sei sie noch bei ihm im Studio gewesen, erzählt Uhlig in Berlin. "Wir waren voller Vorfreude, das Album fertigzustellen, Interviews zu geben und auf Tour zu gehen." Der Tod von Anna R., die 55 Jahre alt wurde, trifft auch ihn ohne Vorwarnung.
"Einfach ihre eigene Art": Wie ein Kollege Anna R. beschreibt
Die Anteilnahme ist damals groß. Fans legen Blumen vor dem Berliner Theater des Westens nieder, Briefe, Kerzen, Stofftiere. Die Sängerin, die in Ost-Berlin geboren wurde, bildete mit Peter Plate das Duo Rosenstolz ("Liebe ist alles") und startete erst spät eine Solokarriere unter ihrem Namen.
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Fragt man Uhlig, was für eine Frau sie war, erinnert er sich an gemeinsames Lachen, Albernsein, Ironischsein. "Diese Berliner Schnauze, die sie hatte, mit so einer Offenheit und Direktheit", erzählt der Musiker. Das sei nie verletzend gewesen, sondern habe Charme und Humor gehabt.
"Sie hatte einfach ihre eigene Art, die ich sehr geliebt und sehr geschätzt habe. Und war ein Mensch, auf den ich mich immer verlassen konnte. Treu zu allen, die mit ihr gearbeitet haben." Wie man sie in Erinnerung behalten solle? Als "reife, mutige, selbstbewusste und doch zugleich an sich zweifelnde Berliner Punk-Pop-Maus. Einfach eine coole Person."
"Mut zur Liebe": Ein Album als Vermächtnis
Nach ihrem Tod hätten ihre Eltern das unvollendete Album angesprochen, sagt Uhlig. Es habe der Wunsch mitgeklungen, dass die Sängerin gewollt hätte, dass die Lieder erscheinen. Da habe er seinen Auftrag gespürt und sich in die Arbeit gestürzt. Vor ihrem Tod seien sie noch im Prozess gewesen.
Wäre Anna R. nicht gestorben, wäre das Album vielleicht noch etwas länger geworden. Zehn Songs sind darauf. Es beginnt mit dem Popsong "Mut zur Liebe" - einem Appell, sich verletzlicher zu machen, nicht nur im Persönlichen, sondern auch im gesellschaftlichen Miteinander.