Vom Stummfilm zum Tonfilm, vom Animationsabenteuer zum 3D-Spektakel: Wir zeigen Ihnen die Meilensteine der Kinogeschichte.
Wenn ein Film das Kino nachhaltig verändert: Mit James Camerons "Avatar" (2009) begann der (zwischenzeitliche) Siegeszug der 3D-Technik im Kino. Doch das SciFi-Spektakel, dessen zweite Fortsetzung "Avatar: Fire and Ash" ab dem 17. Dezember im Kino zu sehen ist, ist nur der letzte Film in einer langen Reihe von Meilensteine, die das Kino revolutionierten.
Aller Anfang ist kurz
Vier Menschen in einem Park: Im Jahr 1888 drehte der Franzose Louis Le Prince die als "Roundhay Garden Scene" bekannte Aufnahme, die als erster Film der Geschichte gilt. Nur zwei Sekunden des im englischen Leeds entstandenen Films haben die Jahrzehnte überdauert. Die ersten Filme, die ab 1895 öffentlich aufgeführt wurden, zeigten ebenfalls kurze Alltagsszenen. Etwa einen einfahrenden Zug, der das Publikum in Angst und Schrecken versetzt haben soll, oder scheinbar Banales wie in "Arbeiter verlassen die Lumière-Werke". Dieser älteste Film der französischen Brüder Lumière wurde am 28. Dezember 1895 erstmals in Paris gezeigt - die Geburt des Kinos.
Der Film entwickelte sich schneller als jedes Medium zuvor. Schon 1895, im Geburtsjahr des Kinos, entstand die erste Szene, die einen Spezialeffekt beinhaltet: In "The Execution of Mary Stuart" wurde mithilfe des Stopptricks das Köpfen der Schottenkönigin nachgestellt - zum Entsetzen des Publikums, das angeblich glaubte, hier habe eine Schauspielerin tatsächlich ihren Kopf verloren. Acht Jahre später schon kam mit "Der große Eisenbahnraub" der ersten Western und der erste Actionfilm der Geschichte ins Kino. In dem zwölfminütigen Streifen wurden erstmals professionelle Stuntmen eingesetzt.
Doch auch romantisch wurde es schon früh in der Filmgeschichte: 1896 drehte Regisseur William Heise für die Firma des US-Filmpioniers Thomas Edison eine kurze Szene, die als "Der Kuss" Eingang in die Filmgeschichte fand. Zu sehen gibt es die Schlussszene des Broadway-Musicals "The Widow Jones" - einen langen Schmatzer. Deutlich schlüpfriger wurde es in der französischen Produktion "Le Coucher de la Mariée" (auf Deutsch: "Die Verheiratete geht zu Bett"). In dem siebenminütigen Werk von Albert Kirchner, von dem heute noch gut zwei Minuten erhalten sind, kann man der Schauspielerin Louise Willy beim Entkleiden zusehen.
Vom bewegten Stilleben zum abendfüllenden Unterhaltungsfilm
In den Anfangsjahren des Films war die Welt schwarzweiß - denkt man heute zumindest. Tatsächlich aber wurden viele Szenen nach dem Dreh koloriert. Und schon 1902 wurde der wohl erste Farbfilm aller Zeiten gedreht. Genau 110 Jahre später wurde die Szene des britischen Fotografen Edward Turner, die drei Kinder und ein Goldfischglas zeigt, wiederentdeckt.
Wer zu Beginn des 20. Jahrhunderts ins Kino ging, sah meist mehrere Filme hintereinander. Denn die gezeigten Werke dauerten nur ein paar Minuten. Das ändere sich erst 1906 mit dem australischen Film "The Story of the Kelly Gang". Rund 70 Minuten lang war der Western, von dem heute noch etwa 17 Minuten erhalten sind - der Spielfilm war geboren. Nur ein paar Jahre später, 1915, drehte der US-Regisseur D. W. Griffith einen Film, der all das vereinte, was heute noch ein gutes Kinowerk ausmacht: eine komplexe Geschichte, raffinierte Kamerafahrten, kluge Schnitte, bei Nacht gedrehte Szenen. Allerdings war "Die Geburt einer Nation" auch ein zutiefst rassistisches Werk, das heute vor allem abstoßend wirkt.
Ähnliches gilt für "Der Jazzsänger": Für das Drama schminkte sich der weiße Hauptdarsteller Al Jolson 1927 das Gesicht schwarz, eine Praxis, die heute als "Blackfacing" bezeichnet wird. In die Geschichte eingegangen ist der Film über den Aufstieg eines Sängers zum Broadway-Star dennoch: als erster Tonspielfilm der Geschichte. In den 20er-Jahren setzte sich auch die Erkenntnis durch, dass Kinofilme nicht nur billige Unterhaltung, sondern eine Kunstform sind. Im Jahr 1929 wurde folglich zum ersten Mal der heute wichtigste Filmpreis der Welt verliehen, der Oscar. Als bester Film wurde damals das Kriegsabenteuer "Flügel aus Stahl" (1927) ausgezeichnet.