Sie hat mehr als zehn Millionen Alben verkauft und 3500 Konzerte in 60 Ländern gegeben. Als erste Frau konnte sie als Sängerin und Bandleaderin in der Männerdomäne Heavy Metal Fuß fassen.
Vorreiterin mit Erfolg
Mit dem Warlock-Debüt-Album «Burning the Witches» begann 1984 ihr Aufstieg: «Wir haben bei unserer ersten Platte mit 100 Käufern gerechnet - nach einem Monat waren es 25.000», erinnert sich die 59-Jährige.
Mit Warlock wird ihre Karriere international. Schließlich steht sie vor 120.000 Fans beim «Monsters of Rock» in England als erste Frontfrau auf der Bühne: «Das war mir gar nicht so bewusst, dass ich die erste Frau war. Aber so war es.»
Warlock wird Vor-Band ihrer eigenen Lieblingsband Judas Priest: «Das war 1986, eine Riesen-Tournee in den ganz großen Hallen - das war der absolute Wahnsinn.» Doch dann zerfällt die Band und nicht nur der Bandname, sondern auch viel Geld sind futsch.
Stehaufmädchen Doro Pesch macht unter ihrem eigenen Namen weiter und ist in der Metal-Szene inzwischen weltweit eine feste Größe.
Besonders erfolgreich sei sie seit einiger Zeit in einem südamerikanischen Land: «Brasilien ist die absolute Nummer Eins. Da gibt es einen Doro-Tag, den die da feiern - das ist der 3. Juni, mein Geburtstag.» An den Abrufzahlen im Internet sehe sie: «São Paulo ist eine Doro-Hochburg. Wir haben da gerade gespielt und es ging so wahnsinnig ab.»
Keine Drogen, keine Skandale
Am Mittwoch tritt Pesch beim Wacken-Open-Air in Schleswig-Holstein auf. Zum ersten Mal war sie vor 30 Jahren dort. «Doro ist ein Urgestein der Szene», sagt Wacken-Mitbegründer Thomas Jensen.
Doro Peschs Karriere steht für Durchhaltewillen und Disziplin: keine Drogen, keine Skandale. «Die Musik ist meine Droge, die Fans sind meine Familie. Von mir gibt es nach dem Konzert höchstens noch eine Umarmung - mehr nicht. Ich bin dann total erschöpft.» In der Anfangszeit habe sie sich lange Zeit kaum Schlaf gegönnt. Immer sei es um die Band gegangen. Nachts habe sie Plakate für die Auftritte geklebt.
Auch während der Corona-Pandemie gönnt sie sich keine lange Pause, arbeitet in Studios an ihrem neuen Album, gibt Autokino- und Strandkorb-Konzerte, singt sogar mit Atemschutzmaske. «Das war superanstrengend. Aber wenn die Autos im Autokino geschaukelt haben, hat mich das glücklich gemacht. Und wir haben es geschafft, die Band und die Roadcrew am Leben zu halten.»
Beinahe wäre das mit ihrer Karriere aber doch noch schief gegangen und zumindest Mitschuld wäre der legendäre Lemmy Kilmister von Motörhead gewesen. Vor einem entscheidenden Auftritt vor den Größen ihrer Branche war sie in London in einem Pub zufällig zum ersten Mal dem Motörhead-Frontmann über den Weg gelaufen. Der habe sie sofort erkannt - und regelrecht abgefüllt. «Und das, obwohl ich eigentlich nie was trinke», beichtet Pesch.
Bei dem wichtigen Auftritt habe sie dann wenige Stunden später prompt ihren Text vergessen. Schließlich sei es aber auch Kilmister gewesen, der dafür gesorgt habe, dass sie noch eine zweite Chance bekam.
Der Rest des Jahres steht im Zeichen der «Queen of Metal»: Am 27. Oktober kommt ihr neues Studio-Album heraus: «Conqueress - Forever Strong And Proud». Darauf zollen Rob Halford (Judas Priest) und Sammy Amara (Broilers) der blonden Rock-Röhre mit Duetten Tribut. Einen Tag später, am 28. Oktober kommt es dann zum Heimspiel vor vermutlich 7500 Zuschauern in Düsseldorf, wo alles begann.