ZDF-Mitarbeiter setzen sich für Böhmermann ein

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Foto: Ben Knabe/ZDF/dpa
Foto: Ben Knabe/ZDF/dpa

Die Diskussion über das Erdogan-Schmähgedicht von ZDF-Satiriker Jan Böhmermann sorgt auch innerhalb des Senders für Unruhe.

Der Redakteursausschuss ließ am Donnerstag unter den Mitarbeitern einen Brief mit der Überschrift "Besinnung statt Medienschleife" verteilen. "Wir würden es begrüßen, wenn die 'Schmähkritik' vom Giftschrank wieder in die Mediathek gestellt wird", heißt es in dem Schreiben, das dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Der Beitrag sei ein "Dokument der Zeitgeschichte".

Böhmermann hatte das Schmähgedicht auf den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan am 31. März in seiner Sendung "Neo Magazin Royale" vorgetragen. Das ZDF löschte das Gedicht, in dem Böhmermann den Präsidenten unter anderem "sackdoof, feige und verklemmt" genannt hatte, am 1. April aus der Mediathek.
Zur Begründung hieß es, der Beitrag erfülle nicht die Ansprüche, die das ZDF an die Qualität von Satiresendungen stelle.

"Wir plädieren dafür, einheitliche Maßstäbe anzulegen", schreibt der Redakteursausschuss. Auch in anderen ZDF-Sendungen wie der "heute show" oder der "Anstalt" würden Politiker notorisch so angegangen, dass sie beleidigt sein könnten. "Personen der Zeitgeschichte müssen sich bitterböse Satire gefallen lassen." Erdogan geht wegen des Gedichts juristisch gegen Böhmermann vor.

Weiter heißt es in dem Brief, der Fall Böhmermann habe zur Verunsicherung bei Programmmachern geführt. Dabei gehe es um die Frage, gegen welche Qualitätskriterien das Gedicht verstößt und wie weit Satire im ZDF gehen darf. Der Redakteursausschuss schlägt dazu eine Diskussion zwischen Programmgestaltern und Verantwortlichen des Hauses vor.

Die Bundesregierung hat über den förmlichen Wunsch der Türkei nach Strafverfolgung des TV-Moderators Jan Böhmermann immer noch nicht entschieden. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte am Donnerstag in Berlin: "Die Beratungen (...) dauern an. Und wir informieren sie, wenn sie beendet sind." Einen Termin nannte sie nicht. Die Türkei verlangt, dass Böhmermann strafrechtlich verfolgt wird, weil er ein vulgäres Gedicht über Staatschef Recep Tayyip Erdogan verfasst hat. Merkel äußerte sich in einer Pressekonferenz zu den Ergebnissen des Koalitionsgipfels.