Tankrabatt selbst eingesteckt? Bayern lehnt neue Steuer zur Entlastung der Bürger ab

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Tankrabatt selbst eingesteckt? Bayern lehnt neue Steuer zur Entlastung der Bürger ab
Der Tankrabatt wird bisher nicht komplett weitergeben. Die Ölkonzerne stecken Teile der Steuersenkung selbst ein. Dies soll nach dem Willen vieler durch eine Sondersteuer verhindert werden ...
Tankrabatt selbst eingesteckt? Bayern lehnt neue Steuer zur Entlastung der Bürger ab
Melissa Erichsen/dpa

Der Tankrabatt kommt nur zum Teil bei den Verbraucher*innen an. Weil Mineralölkonzerne den anderen Teil einbehalten haben sollen, wollen Politiker sie mit einer "Übergewinnsteuer" belegen. Bayerns Finanzminister lehnt dies jedoch ab.

Wer trägt die Kosten des Krieges in der Ukraine? Und wie soll man mit Unternehmen umgehen, die in der Krise noch fette Gewinne einfahren? Bayern zumindest hat sich jetzt klar gegen die Einführung einer Übergewinnsteuer auf zusätzliche Profite der Mineralölgesellschaften infolge hoher Energiepreise durch die Ukraine-Krise positioniert. "Die aktuelle Diskussion um eine Übergewinnbesteuerung ist das populistische Aufwärmen alter Ideen. Sie sind mit marktwirtschaftlichen Prinzipien nicht vereinbar", sagte Bayerns Finanzminister Albert Füracker (CSU) der Deutschen Presse-Agentur.

Es möge oberflächlich betrachtet gut klingen, zwischen guten und schlechten Gewinnen zu unterscheiden. "Seriös ist es nicht", sagte Füracker. "Ich bin überzeugt, diese willkürliche Differenzierung wird verfassungsrechtlichen Vorgaben nicht gerecht", sagte der Minister. "Wer hohe Gewinne macht, zahlt auf diese Gewinne auch entsprechende Steuern. Mir ist nicht ersichtlich, wie man eine solche Idee sowohl rechtlich als auch administrativ korrekt umsetzen soll", fügte er hinzu.

Verfassungsrechtliche Bedenken?  Politische Realität widerspricht bayerischem Finanzminister

Die Position von Albert Füracker ist insofern etwas verwunderlich, weil die EU-Kommission bereits im März 2022 eine Leitlinie zur Besteuerung übermäßiger Gewinne veröffentlicht und damit laut DGB bereits Rechtssicherheit geschaffen. Andere Länder haben zudem bereits gehandelt und eine Übergewinnsteuer eingeführt. Italien erhöhte die Steuer nach der Einführung schnell von 10 auf 25 Prozent und rechnet mit einem zusätzlichen Steueraufkommen von ca. 10 Mrd. Euro. Andere Länder wie beispielsweise Großbritannien, Rumänien oder Griechenland haben diese Steuer bereits eingeführt.

Auch aus der Bundesregierung war ein entsprechender Vorschlag gekommen, unter anderem weil der Verdacht besteht, dass die temporäre Senkung des Steuerniveaus zur Entlastung von Bürgern und Unternehmen von den Energiekonzernen nicht in voller Höhe weitergegeben werde. Deswegen hatte sich bereits das Bundeskartellamt eingeschaltet. Eine Tankstellen-Pächterin aus Franken verriet gegenüber inFranken.de zudem, dass ein Großteil der Steuersenkungen bei den Ölkonzernen versickerten.

Auch die SPD-Parteivorsitzende Saskia Esken etwa kritisierte, dass die Mineralölkonzerne die Preissenkungen nicht so umsetzten, wie sich die Bundesregierung das vorgestellt habe. Sie forderte am Donnerstag in der Sendung "Frühstart" von RTL/ntv ein "schnelles und mutiges Handeln" der Kartellbehörde. "Man muss jetzt schnell handeln und die Politik kann auch schnell handeln", sagte sie.

Bremer Vorstoß findet Unterstützung bei den Gewerkschaften

Der größte Teil der drei Milliarden Euro an Steuergeldern aus dem sogenannten Tankrabatt werde in den Taschen der Mineralölkonzerne landen, sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher. Eine Übergewinnsteuer könne stattdessen auf die zusätzlichen Umsätze im Vergleich zu 2021 erhoben werden und eine 50-prozentige Steuer auf zusätzliche Gewinne beinhalten. So würden Mineralölkonzerne immer noch ordentliche Gewinne machen, aber auch der Staat und damit die Steuerzahler an diesen leistungslosen Gewinnen beteiligt werden, argumentierte er.

Das Thema soll an diesem Freitag auf Antrag Bremens im Bundesrat debattiert werden. Diesen Vorstoß begrüßte auch der DGB in Bayern. Bernhard Stiedl, Vorsitzender des DGB Bayern, fordert die Bayerische Staatsregierung auf, die Bremer Bundesratsinitiative zu unterstützen: „Für die Staatsregierung bietet sich hier die Chance, ihren Ankündigungen, den unteren Einkommensschichten helfen zu wollen, Nachdruck zu verleihen. Es ist moralisch höchst verwerflich, wenn sich Unternehmen in Krisenzeiten bereichern und die vielfach überlasteten Verbraucher*innen den Preis hierfür bezahlen. Der Marktwert z.B. von Rohöl ist schon vor Wochen gefallen, doch diese Erleichterung kommt bei den Menschen nicht an. Stattdessen wird sie als Übergewinn von den Unternehmen eingestrichen und an die Aktionäre ausgeschüttet.“

Daher müssten solche Krisengewinner laut Stiedl stärker zur Kasse gebeten werden: „Eine Sondersteuer auf krisenbedingte Übergewinne ist ein wirkungsvolles Instrument, um unser Land wieder gerechter zu machen. Denn mit den Einnahmen könnte die Allgemeinheit entlastet werden – insbesondere Rentner*innen und Studierende, die bei den bisherigen Maßnahmen kaum berücksichtigt wurden“, so Stiedl abschließend. rowa/mit dpa