Von Riemenschneider bis Bobby Car

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Museumsdirektor Erich Schneider in der Riemenschneider-Abteilung des ehemals Mainfränkischen Museums. Dessen Sammlung stellt die Basis der geplanten Neukonzeption des "Museums für Franken" dar.M. Hoch
Museumsdirektor Erich Schneider in der  Riemenschneider-Abteilung des ehemals Mainfränkischen Museums. Dessen Sammlung stellt die Basis der geplanten Neukonzeption des "Museums für Franken" dar.M. Hoch
Blick auf die derzeit noch zu Museumszwecken genutzten Räumlichkeiten M.Hoch
Blick auf die derzeit  noch zu Museumszwecken genutzten Räumlichkeiten M.Hoch
 
Erich Schneider erläutert in seinem Büro die Pläne für "sein" Museum für Franken. M.Hoch
Erich Schneider erläutert in seinem Büro die Pläne für "sein" Museum für Franken. M.Hoch
 
Nix mit barrierefrei - in den Räumen der Festung stellt ein barrierefreier Museumsausbau eine Herausforderung dar. M.Hoch
Nix mit barrierefrei - in den Räumen der Festung stellt ein barrierefreier Museumsausbau eine Herausforderung dar. M.Hoch
 

Kunst, Wissenschaft, Wirtschaft all das prägt eine Kulturregion. Das neue "Museum für Franken" in Würzburg will einmal ein Spiegelbild all dessen werden.

Trutzige Mauern, die sich über 20 Meter schräg in die Höhe recken, schier unüberwindlich, über Jahrhunderte hinweg Ausdruck weltlicher Macht der Würzburger Fürstbischöfe. Deren einstige Residenz, die Festung Marienberg, soll künftig einmal in ihrer Kernburg das "Museum für Franken" beherbergen. Dort, wo heute das Museum für Franken - ehemals Mainfränkisches Museum - untergebracht ist, wird es künftig kein Museum mehr geben.
Ein wuchtiger, repräsentativer, ein geradezu idealer Standort für ein solches Vorhaben. Gleichsam als Ausdruck fränkischen Selbstbewusstseins zu interpretieren. Die Idee für ein solches Museum hatte wohl der frühere Finanzminister Markus Söder. Nachdem die Festungsanlage zur Sanierung anstand, entschloss sich der Freistaat unter seiner Federführung dazu, das vorhandene Museum gleich mit zu sanieren. Zur finanziellen Entlastung der Stadt Würzburg übernahm der Freistaat deshalb auch die Trägerschaft für diese Einrichtung.


Planung bis 2020

Die Idee war geboren und wird nun seit letztem Jahr vom Gründungsdirektor des "Museums für Franken", dem Kunsthistoriker Erich Schneider, planerisch so weit vorangetrieben, dass es bis 2020 als Haushaltsunterlage dem Finanzausschuss des Landtags zur Genehmigung vorgelegt werden kann.
Bis es soweit ist, muss noch viel Detailarbeit erledigt werden. Derzeit sind allein vier Museologen mit der Inventarisierung dessen beschäftigt, was das Mainfränkische Museum und die dazugehörigen Depots alles beherbergen. Mit Blick auf die Exponate ist die Region Mainfranken bereits entsprechend gut vertreten. Aber: Für ein Museum für Franken und den damit verbundenen Anspruch reicht das nicht aus. Teile Oberfrankens gilt es im markgräflichen Bereich noch stärker zu berücksichtigen, ebenso den Raum Ansbach. Gut aufgestellt ist man dagegen bereits jetzt im Bereich der Fayencensammlung. Und bei Künstlern wie Riemenscheider natürlich.
Illustres gibt's auch. Wie etwa jenen wunderschönen barocken Doppelsakristei-Schrank aus Oberzell, der 1939 eigentlich als Geschenk zu Adolf Hitlers 50. Geburtstag vorgesehen war, wie Erich Schneider bei einem kurzen Museumsrundgang erklärt. Der Führer soll angesichts der Planungen für den bevorstehenden Polen-Feldzug keine Zeit für das Geschenk gehabt haben, weshalb der Schrank in Würzburg blieb.
Schneider will vieles ändern, mehr Ordnung im neuen Museum herstellen, die Räume themenbezogen gestalten. Weil die bisherige Museumsarbeit in der Biedermeierzeit endet, zieht der Museumsleiter für die Zeit danach eine andere Vorgehensweise in Betracht. Da soll es Zukunftswerkstätten zu aktuellen gesellschaftlichen Diskussionen geben, zum Beispiel zu Themen wie Migration oder Europa. In einem Perspektivenwechsel soll in der Dauerausstellung die neue und neueste Geschichte auch mit Film und Ton etc. dargestellt werden. Dazu werden Franken und deren berühmte Alltagsgegenstände, so die Jeans von Levis, die Sportschuhe der Dassler-Brüder oder das Bobby Car von Ernst A. Bettag von der Firma BIG in den Fokus rücken.
Schneider möchte neue Ansätze, möchte die Museumsarbeit nicht in irgendwelche Schubladen gesteckt wissen. Das neue Museum soll spannend werden, neue Perspektiven eröffnen. Dadurch etwa, dass Riemenschneiderwerke über zwei Etagen unter buchstäblich verschiedenen Perspektiven betrachtet werden können. Oder vorhandene Pläne Balthasar Neumanns mit Hilfe von Reproduktionstechnik visuell erlebbar werden.
Zu seinem Konzept gehören auch Ruhezonen für Besucher, eine Aussichtsplattform am Randersackerer Turm etwa. Vorgesehen sind im Endausbau eine Ausstellungsfläche von 5000 Quadratmetern. Hinzu kommen 800 Quadratmeter für Wechselausstellungen, 3500 Quadratmeter Depotraum und ein etwa 800 Quadratmeter großes Foyer. Für den Transport der Kunstgegenstände in die Festung ist ein eigener Tunnel neben dem Kiliansturm eingeplant. All das wird allerdings dauern. Schneider rechnet mit einer Eröffnung des neuen Museums erst Ende 2028. Ob's bis dahin zusätzliche Highlights an Exponaten geben wird? Das fränkische Herzogsschwert etwa? Dazu wollte Schneider sich nicht äußern. Immerhin ließ er sich zu der Bemerkung hinreißen: "Passen würde es."