Die Bamberger Gymnasiastin Mareike Eissing äußert sich zur Frage, inwieweit insbesondere das Gymnasium auf das richtige Leben vorbereitet oder nicht.
Die Kölner Gymnasiastin Naina hatte mit zwei prägnanten Sätzen genau den Nerv vieler Schüler und Eltern getroffen. Wozu geht man überhaupt zur Schule, wenn sie nicht auf das richtige Leben vorbereitet? Wie das Aufgabenfeld eines bayerischen Gymnasiums aussieht, definierte Kultus-Staatssekretär Bernd Sibler bei einer Diskussionsrunde mit Schülern, Eltern und Lehrern verschiedener Schulsysteme so: "Schüler müssen befähigt werden, sich problemlösende Kompetenzen anzueignen."
Das klingt plausibel. Den meisten Gymnasiasten stehen mit dem Abitur in der Tasche sämtliche Tore zur Berufswelt offen. Doch viele tun sich mit dem ersten Schritt schwer. Auf die Frage "Abitur, was dann?" haben die wenigsten Schüler eine klare Antwort. Nur Träume, statt Pläne.
Das hat weniger mit der Unwissenheit über zukünftige Herausforderungen wie dem Steuersystem oder Versicherungen zu tun, wie die Kölnerin twitterte. In Bayern gibt es zum Beispiel das Unterrichtsfach "Wirtschaft und Recht", das genau auf solche Themengebiete vorbereitet.
Das Hauptproblem ist vielmehr die Ahnungslosigkeit über die bevorstehende Arbeitswelt. Man kann von Schülern nicht erwarten, dass sie es trotz Stoffverdichtung durch das G8 und zunehmenden Leistungsdruck nebenbei schaffen, die Chancen und vielfältigen Möglichkeiten der Berufswelt kennenzulernen. Nicht ohne Grund legen viele Abiturienten nach der Schule ein "Beruf-Findungsjahr" ein. Das Gymnasium sollte daher mehr praktische Hilfestellung geben, anstatt die Schüler mit einem Tritt in den Hintern vor die Tore der Arbeitswelt zu befördern.