"The Imitation Game" setzt dem britischen Codebreaker und Vater des modernen Computers, Alan Turing, ein Denkmal.
Trotz der Vorschlusslorbeeren hat es nicht gereicht. Lediglich einen Oscar für das beste adaptierte Drehbuch erhielt "The Imitation Game", besser gesagt dessen Autor Graham Moore, bei der diesjährigen Oscarverleihung.
Dabei ist Benedict Cumberbatch als Alan Turing nicht nur allgegenwärtig in diesem Film. Er dominiert mit seiner ausdrucksstarken Mimik, die scheinbar mit wenig Aufwand eine ganze Palette an Gefühlen auf den Schirm bringt. Mitten hinein geworfen in die 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts wird die Handlung in drei Strängen erzählt.
Wunderlicher Turing Da ist natürlich das zentrale Thema: die besten Kryptografen des Landes, die die britische Regierung in Bletchley Park nicht weit von London zusammengezogen hat, um den als unknackbar geltenden Enigma-Code der Nazis zu entschlüsseln und den Zweiten Weltkrieg zu gewinnen.
Der als etwas seltsam geltende erwachsene Turing, der Witze meistens gar nicht versteht und dem es nichts auszumachen scheint, die anstrengenden Schichten in immer gleichen Routine abzuspulen, erzählt in einem zweiten Handlungsstrang einem Polizisten nicht minder seltsame und zum Teil erschreckende Erlebnisse aus seiner Schulzeit - Alex Lawther spielt den jungen Alan zutiefst berührend. Erst allmählich wird dem Zuschauer klar, dass das Verhör geführt wird, weil Turing wegen seiner Homosexualität verhaftet wurde und nun sein am besten gehütetes Geheimnis preisgibt.
Typisch britischer Humor Zu diesen nicht ganz leichten Themen, die mit typischen britischen Humor erzählt werden (der selbst in der deutschen Synchronisation sichtbar wird), gibt es natürlich die Liebesgeschichte zwischen Alan Turing und der Codeknackerin Joan Clarke (mit viel Witz und Ironie gespielt von Keira Knightley), den russischen Spion John Cairncross (Allen Leech "Downton Abbey"), den britischen Geheimdienstagenten Stewart Menzies (Mark Strong, "Kingsmen") und Commander Denniston (Charles Dance, "Games of Thrones").
Hochkarätig besetzt Neben der hochkarätigen Schauspielerriege steckten die Macher viel Liebe zum Detail in Kostüme und Kulissen: ein Teil der Szenen wurde am Originalschauplatz in Bletchley Park gedreht, wo sich heute ein Museum und seit dem vergangenen Jahr auch eine Ausstellung zu diesem Film befindet.
Freilich ist ein Spielfilm keine Dokumentation und so ist eine Vermischung von tatsächlichen historischen Ereignissen und fiktionalen Elementen legitim und von Regisseur Morten Tyldum genial umgesetzt.
Zumal es keinerlei Tonaufnahmen von Alan Turing gibt. Um seiner Figur möglichst nahe zu kommen, hat Benedict Cumberbatch mit noch lebenden Verwandten Turings gesprochen, seine Körperhaltung imitiert, dessen ausgeprägtes Stottern aber nur in besonders bewegenden Szenen angedeutet.
Dass es trotzdem "nur" zur Nominierung für den besten Hauptdarsteller und den besten Film gereicht hat, ist der Oscar-Konkurrenz zuzuschreiben. Eddie Redmaynes Darstellung des kranken Physikers Stephen Hawking in "Die Entdeckung der Unendlichkeit" war den Jurymitgliedern wohl näher als die eines stillen homosexuellen Helden des Zweiten Weltkriegs, der über Computer nachdachte, als das Wort noch gar nicht erfunden war und der bis zu diesem Film nur sehr wenigen überhaupt ein Begriff war.
Zum Film DVD und Blu-Ray (ca. 9,90) bieten unter anderem Interviews mit den Schauspielern.
Buch Andrew Hodges Biografie "Enigma" ist die Grundlage für den Film.