Ruhe in Frieden, "Wetten, dass"

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Die Comedians Otto Waalkes (von links), Bully Herbig, Elton, Moderator Markus Lanz, die frühere Eiskunstläuferin Katarina Witt und der ehemalige österreichische Skirennläufer Hermann Maier sitzen in der letzten Show "Wetten, dass..?" in Nürnberg. Foto: David Ebener, dpa
Die Comedians Otto Waalkes (von links), Bully Herbig, Elton, Moderator Markus Lanz, die frühere Eiskunstläuferin Katarina Witt und der ehemalige österreichische Skirennläufer Hermann Maier sitzen in der letzten Show "Wetten, dass..?" in Nürnberg. Foto: David Ebener, dpa

Der Abgesang auf "Wetten, dass" ging mit reichlich Überlänge über die Bühne. Zum Abschiedsschmerz gesellt sich die Erleichterung über das Ende eines längst überholten Formats.

Nein, eine Trauerfeier war diese 215. und letzte "Wetten-dass"-Sendung nicht. Denn das einstige Flaggschiff und der Straßenfeger der Samstagabendunterhaltung wurde schon länger zu Grabe getragen. Der Minusrekord in Sachen Einschaltquoten war schon am 4. Oktober erreicht. Gerade einmal 5,48 Millionen Zuschauer schalteten ein. Ein Desaster im Vergleich zum Bestwert von 23,4 Millionen im Februar 1985. Möglich, dass das Ende der Show schon mit dem schrecklichen Unfall von Samuel Koch am 4. Oktober 2010 und dem Rücktritt von Thomas Gottschalk erreicht war. Der Wechsel zu Markus Lanz schickte "Wetten, dass...?" endgültig in den freien Fall. Zu einem deutlich in die Jahre gekommenen Fernsehkonzept kam ein Moderator, der seinen Job schlicht nicht beherrschte. Statt souverän durch den Abend zu führen und für die Gäste auf der Couch eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, versteckte er sich hinter seinen unvermeidlichen Merkzetteln, spielte sich gekonnt in den Vordergrund und ließ kein Fettnäpfchen aus.

Geänderte Fernsehgewohnheiten
Hätte ein besserer Moderator etwas ändern können? Wahrscheinlich nicht. Ja, die Fernsehgewohnheiten haben sich geändert, es gibt mehr Sender, Streaming und damit die Freiheit, ganze Staffeln der Lieblingsserie hintereinander anzuschauen - was nebenbei beweist, dass Menschen sich immer noch stundenlang auf etwas konzentrieren können, allen Unkenrufen zum Trotz. Wenn, um beim Thema zu bleiben, Fernsehen gut gemacht und spannend ist. Genau das war "Wetten, dass...?" schon lange nicht mehr. Die Sendung, in der Stars der großen weiten Welt auftraten und das Mitfiebern, wenn der Wettkandidat schier Unmögliches möglich machte, das alles hat sich abgenützt, ist zu langatmig und stellenweise peinlich geworden. Die Vorfreude auf die nächste Sendung war dem Erstaunen gewichen, dass es sie immer noch gibt und hat jetzt der Erleichterung Platz gemacht, dass die letzte Show vorbei ist. Auch dank Markus Lanz, der mit den Fragen an Samuel Koch erneut bewies, dass er keinerlei Taktgefühl besitzt.

"Wetten, dass...?" hat für uns Fernsehzuschauer die Welt ins Wohnzimmer geholt, als wir das noch nicht selbst konnten. Jetzt sind wir erwachsen geworden und "Wetten dass" ist nur eine von vielen Kindheitserinnerungen.
Danke, "Wetten, dass...?" für viele schöne Momente. Ruhe in Frieden.

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