Plastikeimer, die genauso bunt sind wie die Lesben und Schwulen, die mit einer Sammelaktion streikende Bergarbeiter in einem walisischen Dorf unterstützen - damit beginnt der Film "Pride", den es jetzt auch auf DVD und Blu Ray gibt.
Großbritannien, Mitte der 80er Jahre. Premierministerin Margaret Thatcher will 20 Zechen schließen und provoziert damit einen einjährigen Streik der Minenarbeiter, von denen 20.000 damit rechnen müssen, ihren Job zu verlieren. Die Regierung hält mit massiver Polizeipräsenz und Einschüchterungsmaßnahmen, mit denen Thatcher ihre starke Führung beweisen will, dagegen.
Sammelaktion mit bunten Eimern Der junge Mark Ashton (Ben Schnetzer) organisiert, durch eine Reportage im Fernsehen angeregt, eine Sammelaktion für die Streikenden. Seinen Freunden im Schwulen-Buchladen macht er das Ganze schmackhaft, indem er ihnen erklärt, dass die Bergarbeiter von der Regierung genauso diskriminiert würden wie sie selber. So motiviert, wird die erste Sammelaktion mit bunten Plastikeimern zum Erfolg, die mit der Gründung der Aktivistengruppe "LGSM - Lesbians and Gays Support the Miners" (Lesben und Schwule unterstützen Bergarbeiter) gekrönt wird. Weil die Gewerkschaft das meist von Homosexuellen gespendete Geld nicht annehmen will, beschließt die Gruppe, sich ein Dorf im provinziellen Wales auszusuchen und die Bergarbeiter dort direkt zu unterstützen.
Das Aufeinanderprallen zweier komplett unterschiedlicher Welten, das gegenseitige Kennenlernen und allmähliche Verstehen könnte mit erhobenem Zeigefinger und dem exemplarischen Vorführen von Vorurteilen geschehen. Doch Drehbuchautor Stephen Beresford, Produzent David Livingstone (die für ihre Arbeit mit einem Bafta ausgezeichnet wurden) und Regisseur Matthew Warchus schaffen mit "Pride" eine Tragikömodie, bei der der Zuschauer ständig zwischen Lachen und Weinen hin- und hergerissen ist und die mit witzigen Dialogen Vorurteile lächerlich macht. "Ihr seid meine ersten Schwulen", sagt Dai (Paddy Considine) beim ersten Besuch und gibt gleich zu, dass er gemeint hatte, das L in LGSM stünde für London. "Und Du bist mein erster Bergarbeiter", grinst Mark Ashton zurück und die peinliche Situation löst sich.
Wie Außerirdische Beim Gegenbesuch in Wales wirken die Londoner Aktivisten allerdings eher wie Aliens, die sich verirrt haben - jedenfalls kann man sich vorstellen, dass die Waliser Besucher aus fremden Welten genauso anstarren würden.
Nach der grundsätzlichen Erkenntnis, dass auch Schwule und Lesben Menschen sind und sich nicht ausschließlich vegetarisch ernähren, kommen sich die meisten beim ausgelassenen Disco-Tanz des exzentrischen Jonathan (umwerfend gespielt von Dominic West) näher.
Nach wahren Begebenheiten "Pride" ist ein witzig-leichter Film, der nicht auf Tiefgang verzichtet. Weil er nach wahren Begebenheiten gedreht wurde und die tragenden Personen tatsächlich gelebt haben oder noch leben, erhält der Film einen dokumentarischen Charakter, der ihn wunderbar abrundet. Die DVD hat neben der englischen Tonspur, deutschen und englischen Untertiteln auch ein Feature, in dem Schauspieler und die Personen, die sie verkörpern, von ihrer Arbeit berichten.
Pride, 2014, GB, 120 min, DVD ca. 12 EuroMehr zum Film gibt es
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