Die Proteste waren groß. Dennoch sah der Nürnberger Zoo keine andere Möglichkeit, um den Platzmangel im Gehege zu beheben. Nun drohen Strafanzeigen.
Aus Platzmangel hat der Nürnberger Tiergarten zwölf Paviane getötet. Dies sei das Ergebnis jahrelanger Abwägungen gewesen, sagte Direktor Dag Encke am Dienstagabend. Die Tötung der Paviane werde keine einmalige Aktion bleiben, ergänzte er. Auch in den nächsten Jahren werde der Tiergarten einzelne Paviane für den Erhalt der Population töten müssen - allerdings nicht in der Größenordnung wie jetzt.
Aus Sicht von Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen verstößt die Tötung der Affen gegen das Tierschutzgesetz. Pro Wildlife, der Deutsche Tierschutzbund, Peta und die Deutsche Juristische Gesellschaft für Tierschutzrecht kündigten an, dass sie nun Strafanzeige stellen werden.
Dass er überzählige Paviane töten wolle, hatte der Tiergarten bereits im Februar 2024 bekanntgegeben. Von Tierrechts- und Tierschutzorganisationen kam scharfe Kritik. Zuletzt waren die Proteste immer lauter geworden.
Aktivisten dringen im Tiergarten ein
Am Dienstag kündigte der Tiergarten am Morgen überraschend an, «aus betrieblichen Gründen» geschlossen zu bleiben. Die Organisation Animal Rebellion rief daraufhin zu einer Protestaktion gegen die Tötung der Paviane vor dem Eingang auf.
Zudem drangen nach Angaben der Polizei am Nachmittag sieben Aktivistinnen und Aktivisten über ein Tor in den Tiergarten ein. Eine Frau klebte sich hinter dem Haupteingang mit den Händen am Boden fest. Die Polizei nahm die sieben Personen vorläufig fest und leitete ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Hausfriedensbruchs ein. Fünf der Betroffenen hatten den Angaben zufolge bereits wegen zurückliegender Aktionen Hausverbot. Nach Angaben der Stadt wird der Zoo am Mittwoch wieder regulär für Besucher geöffnet.
Abgabe und Verhütung waren nicht möglich
Das Pavian-Gehege ist seit langer Zeit überbelegt. In dem Gehege lebten dem Tiergarten zufolge zuletzt 43 Tiere, ausgelegt war es aber für 25 erwachsene Affen plus Jungtiere. Dadurch kam es demnach verstärkt zu Konflikten, bei denen sich die Tiere verletzten.
Der Tiergarten sah schließlich nach eigenen Angaben keine andere Möglichkeit, als einige der Tiere zu töten. Eine Abgabe oder Auswilderung von Tieren sei nicht möglich gewesen, auch Verhütung habe nicht den gewünschten Erfolg gehabt, sagte Encke. Schließlich sei die Gruppe so groß geworden, dass die Haltung in dem Gehege nicht mehr tierschutzkonform gewesen sei. Deshalb habe der Zoo zwischen dem Lebensschutz einzelner Tiere und dem Wohlergehen der Population abwägen müssen.