Die dänische Polizei ermittelte den Angaben zufolge gegen Christina Block und weitere Personen, stellte das Verfahren jedoch ein. Die Hamburger Staatsanwaltschaft stellte ihre Ermittlungen in dieser Sache daraufhin ebenfalls ein. Es dürfe nicht zweimal wegen derselben Tat ermittelt werden, erklärte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Die dänische Polizei sei aber nicht gegen die beiden jetzt Beschuldigten - also gegen Hanning und den pensionierten LKA-Beamten - aktiv geworden, weswegen jetzt in Hamburg Ermittlungen gegen sie liefen.
Falsche Pädophilie-Anschuldigung
Gegen die beiden Beschuldigten werden noch weitere Vorwürfe erhoben. Sie stehen nach Angaben der Staatsanwaltschaft im Verdacht der Anstiftung zum Besitz kinderpornografischer Schriften. Hanning und der ehemalige LKA-Beamte sollen zusammen mit Christina Block und Verantwortlichen der israelischen Sicherheitsfirma geplant haben, Blocks Ex-Mann und dessen familienrechtlichen Anwalt durch falsche Pädophilie-Vorwürfe zu diskreditieren.
Christina Block hat die Vorwürfe in ihrer Aussage vor Gericht erwähnt. Sie habe davon im Herbst 2023 von der israelischen Sicherheitsfirma erfahren, die ihr zufolge eigentlich nur die IT-Sicherheit ihres Hotel-Unternehmens verbessern sollte. Auf Anraten ihres Anwalts habe sie die Polizei um Prüfung der Pädophilie-Vorwürfe gebeten. Ob etwas an der Sache dran sei, wisse sie bis heute nicht. Sie habe sich aber größte Sorgen um ihre beiden jüngsten Kinder gemacht, die sie damals schon zwei Jahre lang nicht mehr gesehen habe.
Festplatte mit über 500 Bild- und Videodateien
Stephan Hensel sagte vor Gericht, im Sommer 2023 sei zunächst sein Familienanwalt angezeigt worden. Die Anzeige sei anonym aus London in Deutschland erfolgt. Anfang Oktober 2023 habe er auf der Garage seines Hauses in Süddänemark einen Tauchsack entdeckt. Er habe die Polizei gerufen, die den Inhalt untersuchte. Die Beamten hätten eine Festplatte gefunden und ausgewertet.
Es seien zahlreiche Dateien mit Kinderpornografie auf der Festplatte gewesen. Die dänische Polizei habe alle Dateien gesichtet, aber ihn - Hensel - nicht darauf entdeckt, wie der 51-Jährige auf Nachfrage der Vorsitzenden Richterin Isabel Hildebrandt betonte. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Hamburg waren auf der Festplatte 500 kinderpornografische Bild- und 64 Videodateien.
Die Behörde hatte bereits nach dem vergangenen Prozesstag am 3. September erklärt, dass sie zu keinem Zeitpunkt gegen Hensel oder dessen Familienanwalt wegen Kinderpornografie- oder Pädophilie-Vorwürfen ermittelt habe. Es sei jedoch gegen Christina Block ein Verfahren wegen des Verdachts der falschen Verdächtigung und Verleumdung eingeleitet worden. Sie stehe im Verdacht, bei der Polizei gefälschte Unterlagen eingereicht zu haben, um ihren Ex-Mann und dessen im Sorgerechtsstreit tätigen Anwalt zu diskreditieren. Das Verfahren sei noch nicht abgeschlossen. Es gelte die Unschuldsvermutung.
Staatsanwaltschaft prüft, ob 2023/24 beteiligt
Bei den Ermittlungen gegen Hanning und den früheren LKA-Beamten prüft die Hamburger Staatsanwaltschaft auch, ob und inwieweit die beiden Beschuldigten selbst an der Entführung der beiden Kinder in der Silvesternacht beteiligt waren. Der Vorwurf lautet auf Verdacht der gemeinschaftlichen schweren Entziehung Minderjähriger beziehungsweise der Verabredung hierzu.
Blocks Verteidiger im Prozess um die Silvester-Ereignisse, Ingo Bott, verwies auf die aktuelle Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft, wonach die gesondert geführten Ermittlungen gegen seine Mandantin wegen der Geschehnisse vom 9. November 2022 mangels hinreichenden Tatverdachts eingestellt worden seien.