Mit 87 Jahren: CDU-Politiker und Querdenker Heiner Geißler ist tot

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Der CDU - Politiker Heiner Geißler ist verstorben. Foto: dpa / Karlheinz Schindler
Der CDU - Politiker Heiner Geißler ist verstorben. Foto: dpa / Karlheinz Schindler

Querdenker, Jesuit, Gleitschirmflieger, Kohl-Gegner: Heiner Geißler füllte in seiner langen Karriere viele Rollen aus. Nun starb er mit 87 Jahren.

Der frühere CDU-Generalsekretär Heiner Geißler ist tot. Er starb im Alter von 87 Jahren im pfälzischen Gleisweiler, wie die Familie am Dienstag der "Süddeutschen Zeitung" mitteilte. Geißler galt als Querdenker und unbequemer Mahner. In seiner langen politischen Karriere bezog er sich immer wieder auf die christliche Soziallehre als Koordinatensystem. In den letzten Jahren trat er vor allem als Schlichter in großen Tarifkonflikten hervor. Von den christlichen Kirchen forderte der Katholik mehr soziales und politisches Engagement und rief zur Überwindung der Kirchenspaltung auf. Sein Tod löste in der Politik große Betroffenheit aus.

Von 1967 bis 1977 war Geißler Minister für Soziales, Jugend, Gesundheit und Sport des Landes Rheinland-Pfalz, von 1982 bis 1985 Bundesminister für Jugend, Familie und Gesundheit im Kabinett von Helmut Kohl. Das Amt des Generalsekretärs der CDU - das sein Bild in der Öffentlichkeit maßgeblich prägte - hatte er von 1977 bis 1989 inne. 1965 war der Vater dreier Kinder zum ersten Mal in den Deutschen Bundestag gewählt worden.
Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) würdigte Geißler: "Er war für seine Partei und für viele Bürger unseres Landes eine prägende politische Gestalt der ersten Jahrzehnte der Bundesrepublik. An der Auseinandersetzung mit seiner pointierten Sicht auf die Linke und die Sozialdemokratie ist die Diskussionskultur Deutschlands gewachsen."

Bundesfamilienministerin Katarina Barley (SPD) würdigte ihren Vorgänger im Amt als streitbaren Sozialpolitiker, "dem der soziale Ausgleich in unserem Land immer ein Herzensanliegen war". Barley: "Heiner Geißler hat sich um die Familien in unserem Land verdient gemacht. Meine Gedanken sind bei seiner Familie und seinen Freunden."

Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU) erklärte auf Twitter: "Heiner Geißler hat die CDU geprägt: Soziale & ökologische Verantwortung, Menschlichkeit. Ich bin tief erschüttert. Sein Vermächtnis bleibt." Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) bezeichnete Geißler als "intellektuell brillant": Er sei einer "unserer Besten" gewesen.
Der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, nannte Geißler einen Modernisier und Brückenbauer mit "Weitblick, Scharfsinn und Eloquenz". Kauder: "Heiner Geißler dachte und handelte eigenständig, eckte an und war offen für die Diskussion über die Parteigrenzen hinweg. Auch nach dem Ausscheiden aus seinen politischen Ämtern blieb er uns in der Partei und in der Bundestagsfraktion ein wichtiger Wegweiser."

Geißler stammte aus einer katholisch geprägten Beamtenfamilie und wollte eigentlich Priester werden. Er wurde am 3. März 1930 in Oberndorf am Neckar (Baden-Württemberg) geboren. Nach seinem Abitur am Jesuitenkolleg in St. Blasien trat er zunächst dem Jesuitenorden bei, den er jedoch nach vier Jahren wieder verließ.

Er selbst habe mit den Jahren angefangen, "an Gott zu zweifeln", bekannte Geißler noch Anfang dieses Jahres in einem "Zeit"-Interview. Dabei rügte er die beiden großen Kirchen: "Mich packt der heilige Zorn, wenn ich an die offizielle evangelische und katholische Theologie denke." Die katholische Kirche könne "sich noch nicht einmal auf ein gemeinsames Abendmahl einigen. Die politische Dimension des Christentums steht während der gesamten Reformationsfeierlichkeiten im Hintergrund. Das ist absurd, ein groteskes Missverständnis des Evangeliums."

Nach dem Studium der Philosophie sowie der Rechtswissenschaften in München und Tübingen und einer Promotion 1960 an der Universität Tübingen legte Geißler 1961 sein zweites juristisches Staatsexamen ab. Er arbeitete zunächst als Richter, dann als Leiter des Ministerbüros des Arbeits- und Sozialministers von Baden-Württemberg.