Ministerium: Arbeitswelt ist familienfreundlicher geworden

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Am Donnerstag (1. Juni) legte das Familienministerium einen Bericht vor, nachdem die Arbeitswelt in Deutschland familienfreundlicher geworden sei. Vor allem die Zahl der erwerbstätigen Frauen mit Kind hat zugenommen. Nachholbedarf gebe es noch bei den Vätern. Foto: Archiv
Am Donnerstag (1. Juni) legte das Familienministerium einen Bericht vor, nachdem die Arbeitswelt in Deutschland familienfreundlicher geworden sei. Vor allem die Zahl der erwerbstätigen Frauen mit Kind hat zugenommen. Nachholbedarf gebe es noch bei den Vätern. Foto: Archiv

Laut einem Regierungsbericht vom Donnerstag sei die Arbeitswelt in Deutschland familienfreundlicher geworden. Nachholbedarf gebe es noch bei den Vätern.

Die Arbeitswelt in Deutschland ist nach einem Regierungsbericht familienfreundlicher geworden. Indikatoren dafür seien unter anderen eine gestiegene Zahl berufstätiger Mütter in den vergangenen Jahren und eine höhere Zahl von Vätern, die in Elternzeit gehen, hieß es in dem am Donnerstag (1. Juni) in Berlin veröffentlichten "Fortschrittsindex 2017" des Familienministeriums. Darin wird auch ein Anstieg der Betreuungsquoten bei unter dreijährigen Kindern und eine Zunahme von familienfreundlichen Maßnahmen in den Unternehmen angeführt.


"Messbare Fortschritte": Zahl der erwerbstätigen Frauen mit Kindern gestiegen



Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe am Donnerstag, es gebe "messbare Fortschritte auf dem Weg zur Vereinbarkeit". So stieg der Anteil erwerbstätiger Frauen mit Kindern zwischen zwei und drei Jahren dem Bericht zufolge von 41 Prozent im Jahr 2006 bis 2015 auf 58 Prozent. Von den Vätern nimmt mittlerweile mehr als jeder dritte Elternzeit, in manchen Bundesländern sogar jeder zweite. Die Väterbeteiligung beim Elterngeld legte von 3,5 Prozent im Jahr 2006 auf 35,7 Prozent im zweiten Quartal 2015 zu.

Bei den Kindern unter drei Jahren hat sich laut Ministeriumsbericht die Betreuungsquote von rund 14 Prozent im Jahr 2006 auf aktuell fast 33 Prozent mehr als verdoppelt. Derzeit befinden sich rund 720.000 unter Dreijährige in einer Kindertagesbetreuung und damit 430.000 mehr als noch 2006. Weiter ausbauen will das Ministerium dem Bericht zufolge vor allem Angebote für Kinder zwischen ein und zwei Jahren sowie zur ganztägigen Betreuung von Grundschulkindern.


Nachholbedarf bei den Vätern, den "Treibern des Wandels"



Nachholbedarf gebe es zudem etwa bei der Unterstützung von berufstätigen Vätern, die sich mehr Zeit für ihre Familien nehmen wollen, hieß es in dem Bericht. Junge Väter seien die "Treiber des Wandels". Die Arbeitgeber seien deshalb noch stärker gefordert, "eine väterfreundliche Unternehmenskultur in den Betrieben zu etablieren". Es sei eine Führungsaufgabe, Vätern bei einer Auszeit oder einer Arbeitszeitreduktion die Sorge über einen vermeintlichen Karriereknick zu nehmen.

Von der Opposition kam Kritik an der Bilanz von Familienministerin Schwesig, die in der kommenden Woche ihr Amt niederlegen wird, um neue Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern zu werden. "Die Familienpolitik der Bundesregierung in den letzten vier Jahren ging an den Bedürfnissen der Familien vorbei", sagte Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt den Funke-Zeitungen. Noch immer gebe es nicht genügend Betreuungsplätze für Kinder. Dass sich die Koalition nicht auf ein Rückkehrrecht auf eine Vollzeitstelle einigen konnte, sei ein weiteres Armutszeugnis. Außerdem müsse das Elterngeld verlängert und flexibilisiert werden.

Die Linksfraktion im Bundestag kritisierte, die Regierung lasse Eltern mit Vereinbarkeitskonflikten allein. "Wer Beschäftigte entlasten möchte, muss die Wochenhöchstarbeitszeit gesetzlich reduzieren", forderte Vizefraktionschefin Sabine Zimmermann. "Beschäftigte mit Kindern müssen das Recht bekommen, von Schichtarbeit in Normalarbeit zu wechseln und zurück." Darüber hinaus bräuchten junge Eltern einen besonderen Kündigungsschutz, sagte Zimmermann den Funke-Blättern.