Normalerweise sind Landratsämter dazu da, um Bauanträge zu genehmigen, oder Fahrzeugpapiere auszustellen. Der Flüchtlingszustrom stellt sie vor ganz neue Herausforderungen.
Die steigenden Flüchtlingszahlen werden für die Landkreise im Freistaat eine immer größere Herausforderung. "Der andauernde Zustrom von Flüchtlingen und Asylbewerbern führt dazu, dass alle Landratsämter in Bayern zwischenzeitlich über die Grenze der Belastbarkeit hinaus gefordert sind", sagte Klaus Schulenburg, Referent für Soziales beim bayerischen Landkreistag. Man spreche schon seit einigen Wochen vom "Krisenmodus", sagte Brigitte Klöpf aus dem Landratsamt Oberallgäu.
Und Günther Häusler, Pressesprecher im Landratsamt Nürnberger-Land, assistiert: "Wir hecheln eigentlich nur noch hinterher." Kaum habe man 100 Asylbewerber in einem früheren Altenwohnheim unterbringen können, würde die Regierung erneut 200 neue Aufnahmen ankündigen. In enger Abstimmung von Bau-und Sozialabteilung bemühe man sich händeringend um Unterbringungsmöglichkeiten, verhandle mit potenziellen Vermietern. Im Laufer Landratsamt wird bestätigt, dass der Mehraufwand für die Behörde ein beträchtlicher sei, viele Mitarbeiter bis an ihre Grenzen gehen müssten. Bislang konnte man aber immerhin erreichen, dass Flüchtlinge nicht in Turnhallen untergebracht werden müssten.
Notunterkunft Turnhalle Anders in Bayreuth. Hier waren vergangenen Donnerstag 48 Asylbewerber eingetroffen, die zunächst einmal in einer Realschule untergebracht wurden. Eine eigens ins Leben gerufene Projektgruppe mit Mitarbeitern aus den Bereichen öffentliche Sicherheit, Ausländerwesen, Kämmerei und Hauptverwaltung, sowie aus dem Bauamt und dem Fachbereich Gesundheitswesen hätten sich mit der Unterbringung befasst, heißt es. Vier Mitarbeiter habe man zusätzlich abgestellt, um die anstehenden Aufgaben zu bewältigen.
Der Miesbacher Grünen-Landrat Wolfgang Rzehak hatte in einem Zeitungsinterview gesagt: "Wir stoßen überall an unsere Grenzen." Es bringe nichts, vor den Problemen die Augen zu verschließen. Eine Situation, die man so auch im Landkreis Forchheim kennt. Pressesprecher Holger Strehl bestätigt, dass die Mitarbeiter im Bereich soziale Angelegenheiten an der Grenze der Belastungsfähigkeit arbeiten.
Die zeitaufwendige Suche nach Unterkünften habe man schon ausgelagert. Die Landkreise bekommen von den Bezirksregierungen nach einem bestimmten Schlüssel Flüchtlinge zugewiesen und müssen sich um deren Betreuung kümmern. Das Landratsamt Würzburg hat ebenfalls sein Personal aufgestockt, wie Sprecherin Eva-Maria Schorno sagte. Andere Aufgaben blieben nicht liegen, versicherte sie: "Wir bemühen uns, dass alles weiterlaufen kann." Viele Landratsämter und Verwaltungen kreisfreier Städte haben inzwischen Aufrufe gestartet, um noch mehr freiwillige Helfer zu gewinnen: Die Stadt Hof zum Beispiel sucht Freiwillige, die Fahrdienste für jugendliche Flüchtlinge - etwa zum Arzt - übernehmen können. Und der Forchheimer Landrat bittet seine Mitbürger um Spenden zur Unterstützung der Neuankömmlinge.
mit dpa