Kommentar zum Gipfel von Trump und Putin: Trump spaltet, um zu herrschen

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Donald Trumpdpa
Donald Trumpdpa

US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin treffen sich in Helsinki. Ein Treffen mit Kalkül, sagt Chefredakteur Frank Förtsch.

Das Treffen der beiden mächtigsten Staatschefs der Welt am Montag in Helsinki hat das Potenzial, die Weltordnung zu erschüttern. Obwohl es nur als "lockeres Treffen" geplant ist, scheinen Trump und Putin fest entschlossen, sich nicht mit einem "außer-Spesen-nichts-gewesen"-Ergebnis zufrieden zu geben. Beide brauchen außenpolitisch Vorzeigbares.

Für Putin ist bereits das bloße Treffen ein Erfolg. Sein Gegenüber holt den nach der Krim-Annexion Verstoßenen zurück auf die Weltbühne. Er tut dies, um sich selbst dort im Lichte der Aufmerksamkeit zu sonnen. Die Parallelen zum Treffen mit dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong Un sind unverkennbar.

Obwohl das einzig Berechenbare an Trump das Unberechenbare ist: Man muss dem amerikanischen Präsidenten das Kalkül unterstellen, mit diesem Treffen die Europäer bewusst in die Rolle der Zuschauer der Weltpolitik zu drängen. Donald spricht mit Boris. Donald first. Nicht Angela, Theresa oder Emmanuel.


Wie Schulkinder behandelt

Europas Mächtige, Merkel, May und Macron - noch vor wenigen Tagen von Trump wie kleine Schulkinder behandelt - werden dagegen ebenso wie andere Europäer am Montag mit Sorge in Richtung Helsinki blicken. Sie werden sich erinnern, wie das Treffen mit Kim Jong Un endete: Trump brüskierte Südkorea, den langjährigen Bündnispartner der USA, mit der Ankündigung, gemeinsame Manöver einzustellen.

Ringt Putin Trump zum Beispiel das Zugeständnis ab, dass die USA sich nicht mehr an den Nato-Manövern im Baltikum beteiligen, dann würde dies das westliche Verteidigungsbündnis erschüttern - wenn nicht sprengen.

Denken wir weiter: Was wäre der größte anzunehmende Unfall des Treffens in Helsinki? Nicht auszudenken wäre es, wenn Trump Zusagen machen würde, sich für die Anerkennung der Annexion der Krim durch Russland einzusetzen. Sofern Putin etwas bieten kann, was gewichtig auf die Amerika-first-Politik Trumps einzahlt, ist auch das nicht mehr kategorisch auszuschließen. Es würde zu seiner Philosophie passen: spalten und beherrschen. Und die hat er mit Putin gemein.