Eine Minderheit der Konservativen hat Brexit zu einem Thema gemacht. Und eine vernünftige Debatte sei überhaupt nicht möglich, findet Michael Slater
Michael Slater ist Englischlehrer, lebt seit 15 Jahren in Deutschland und hält die Abstimmung, aber auch einen möglichen Brexit, für die denkbar schlechteste Entscheidung für sein Heimatland.
Ist richtig, die Briten darüber abstimmen zu lassen, ob sie in der EU bleiben wollen?
Michael Slater: Nein. Denn eine vernünftige Debatte wird durch einen Propaganda-Krieg der britischen Presse, von denen 90 Prozent fanatische EU-Gegner sind, erstickt. Die Presse ist immer noch ein sehr mächtiges politisches Werkzeug im Vereinigten Königreich, daher ist das, was da gerade passiert, sehr beunruhigend, aber auch sehr vorhersehbar.
Warum ist Brexit ein Thema?
Weil eine sehr kleine Minderheit der regierenden konservativen Partei will, dass Brexit ein Thema ist.
Sie haben dem Parteivorsitzenden und Premierminister David Cameron eine politische Pistole auf die Brust gesetzt und ihn gezwungen, ein Referendum anzusetzen, obwohl das die Briten überhaupt nicht gewollt haben. Nur eine kleine Minderheit von Abgeordneten der konservativen Partei und ihre früheren Kollegen in der UKIP, einer kleinen, nationalistischen, antieuropäischen Partei, dem britischen Gegenstück zur deutschen AfD, will eine Abstimmung.
Welche Auswirkungen wird ein Brexit für Sie persönlich haben?
Ich habe nicht die geringste Ahnung, genauso wie 62 Millionen Briten. Denn genau das ist die Frage, die niemand der Austritt-Befürworter beantworten kann. Falls Großbritannien die EU verlässt, ist nur sicher, dass es eine jahrelange Unsicherheit geben wird, sowohl in der Wirtschaft, als auch in der Verwaltung. Für das Vereinigte Königreich wäre es viel besser, in der EU zu bleiben und dort für Veränderungen zu sorgen.
Übersetzung: Petra Breunig